Kultur

In memoriam Kommissar Schimanski


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Wenn man 15 ist, fangen die Eltern an, schwierig zu werden. Mein 15. war nur noch Monate entfernt, als zur besten Sendezeit im Fernsehen ein Kommissar debütierte, über den sich damals nicht nur Eltern entrüsteten. 1981: Im Hintergrund die Shangri-Las mit „Leader Of The Pack“, im Bild ein zottelig aussehender Mittvierziger, dessen Wohnung peu à peu sichtbar wurde und Zuschauer zur Sagrotanflasche greifen ließ. Denn was man da sah, würde man später „Messiebude“ nennen. Zwei rohe Eier zum Frühstück – mehr gaben die Vorräte nicht her. Und dann die Sprache dieses Horst Schimanski. Okay, es mochte ja in „Duisburg-Ruhrort“ – so hieß die „Tatort“-Premiere des Neuen – handfest zugehen. Aber musste deshalb jenes Four-Letter-Word, das mit Sch… anfängt, derart inflationär verwendet werden?

Es musste. Horst Schmimanski (eine maßgeschneiderte Rolle für Götz George) eroberte die Zuschauer am Bildschirm wie im Film die Frauen. Wie sagte die eine im charmantesten französischen Akzent? „Schimanski, je t’aime – Kotzbrocken!“ Weil er war, wie er war. Rau, ungezügelt und dabei, vor Irrtümern keineswegs gefeit, in seinem Beruf doch nicht zu toppen. Ein alter Citroën CX war vielleicht das Wertvollste, was er besaß. In Sachen, denn Schimanskis Grips als Reichtum zählt ja nicht…

Comeback des 70er-Jahre Pop: Elton John als „Katalysator“


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Es war schon eine Sensation, als 2004 ein ziemlich schrill anmutendes Quintett sein Debüt-Album hinlegte, das schlicht den Bandnamen trug: Scissor Sisters. Als hätte man alles, was in den Siebzigern tanzbar und angesagt war, mal eben neu zusammengemixt, die Village People neu erfunden und bei den Bee Gees stimmliche Anleihen genommen, ohne dass das Ganze nach Kopie klingt. Und wer dem Pink-Floyd-Titel „Comfortably Numb“ fürs Debüt den eigenen Disco-Pop-Sound verpasst, dürfte ohnehin mitnichten als Kopist gelten. Prilblumen fürs Ohr, gewissermaßen.

Als ein Vorbild nennen die Scissor Sisters Elton John – und der verhalf ihnen höchstpersönlich zum Durchbruch auch in Deutschland. Dazu brauchte es den Titel „I Don’t Feel Like Dancin‘“, bei dem Sir Elton nicht nur als Autor mitwirkte, sondern die Piano-Passagen zur Aufnahme gleich beisteuerte. Mit der zweiten Lang-CD „Tah-Dah“ hatten sich die Newcomer endgültig etabliert. Und zwar so, dass das Folgealbum „Night Work“ – mit einem Motiv des Fotografen Robert Mapplethorpe auf dem…

Herbie: Filmstar vor 50 Jahren


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Als Filmauto ist Herbie weltweit bekannt – Es gab jedoch nicht nur den einen perlweißen Volkswagen mit der Startnummer 53, sondern mehr als zwei Dutzend Exemplare. Äußerlich ähnlich, unterschieden sie sich aber in der für den Filmeinsatz verbauten Technik.

Im ersten Film „Ein toller Käfer“ (The Love Bug, 1968) von Walt Disney Productions war „Herbie“ ein Volkswagen Exportmodell Baujahr 1963 in perlweiß L87 und mit Falt-Schiebedach. Zu einem Längs-Rallye-Streifen in rot, weiß und blau kamen rundherum viermal die Startnummer 53 und das schwarze California-Kennzeichen mit der gelben Beschriftung OFP 857, VW-Zeichen fehlten. Damit Herbie scheinbar selbst fahren konnte, gab es ein zweites, tiefer gelegtes und nach hinten verlängertes Lenkrad. Damit konnte ein auf dem…

Keine Panik! Udo Lindenberg zum 70.


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Alles klar auf der Andrea Doria? Logisch. Der rebellische Geist von Udo Lindenberg mag manche Eltern verschreckt haben, die ihrerseits mit dem Wohlklang der Fünfzigerjahre-Schlager aufgewachsen waren. Genau diese Lässigkeit, die alles andere als gespielt war, ist bis heute sein Markenzeichen geblieben. Und sie hat ihn unverwechselbar gemacht.

Skeptiker dürfte er spätestens überzeugt haben, als er 1983 aus Glenn Millers „Chattanooga Choo Choo“ den Sonderzug nach Pankow machte. Das ist ihm ja sogar bei Erich Honecker gelungen. Der Staatsratsvorsitzende der DDR, bis dahin in der Öffentlichkeit nicht als extrem humorvoller Mensch bekannt, empfing den Mann mit dem Schlapphut freundlich – und erfüllte ihm sogar den Wunsch, einmal „zu singen im Arbeiter- und Bauernstaat“, wie Udo das singend sich gewünscht hatte. Am 17. Mai…

La Mer: Ein Chanson wird 70


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Ihm selbst gefiel das eigene Chanson – auf einer Zugfahrt geschrieben – erst nicht so richtig. Es vergingen einige Jahre, bis Charles Trenet sein »La Mer« erstmals im Studio aufnahm – auf Drängen Dritter. Das war 1946. Noch Jahrzehnte nach dem Tod des Sängers ist der Erfolg ungebrochen.

Und es blieb nicht alleine bei Trenets Aufnahme: In der Version des Sängers Bobby Darin (1936–1973) wurde es 1960 in den USA ein Erfolg als „Beyond The Sea“ – in solchem Maße, dass der Titel der Trenet-Adaption auch für eine Verfilmung von Darins Leben gewählt wurde. In Deutschland war es ausgerechnet ein Däne, dessen Version hier populär wurde: Jorgen Ingmann (1925–2015) hatte 1964 Erfolg damit, ein Jahr, nachdem er mit seiner Frau den ersten Sieg…

Technik mit Geschichte: Die Sammlung Hochhut in Frankfurt/Main


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Im Duden steht zum Begriff „Museum“: „…eine der Öffentlichkeit zugängliche Sammlung von Altertümern und Kunstwerken…“. Überträgt man diese Definition auf die Stiftung Technische Sammlung Hochhut im Frankfurter Stadtbezirk Gallus, sieht man sich unversehens an der richtigen Adresse. Hier hat der Selfmademan Fritz Hochhut (1921-2001), ein Technik-begeisterter Unternehmer, eine beachtliche Kollektion motorbetriebener Exponate zusammengetragen, die ihresgleichen sucht.

Hochhut hat nicht nach den Spielregeln eines klassischen Museums (Entwicklung von Reihen, Jahrgangsmodelle, hausinterne Typen und Prototypen etc.) seine Pretiosen aneinandergereiht, sondern sich Modellen ausgesuchter Rarität und Technik gewidmet. Gleich, ob mit Dampf betrieben oder als Verbrennungsmotor. Die Exponate sind teilweise einmalig und erlauben einen tiefen Blick in Entwicklung, Versuch und Praxis. Kurator Jürgen Stahlheber erklärt, mit einer handvoll versierter Mitarbeiter, den Besuchern subtile Technik ebenso geduldig wie skurrile Begebenheiten. Eine Werkstatt ist angeschlossen, in…

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