Als ein Vorbild nennen die Scissor Sisters Elton John – und der verhalf ihnen höchstpersönlich zum Durchbruch auch in Deutschland. Dazu brauchte es den Titel „I Don’t Feel Like Dancin‘“, bei dem Sir Elton nicht nur als Autor mitwirkte, sondern die Piano-Passagen zur Aufnahme gleich beisteuerte. Mit der zweiten Lang-CD „Tah-Dah“ hatten sich die Newcomer endgültig etabliert. Und zwar so, dass das Folgealbum „Night Work“ – mit einem Motiv des Fotografen Robert Mapplethorpe auf dem Cover – deutlich melancholischer geraten durfte, ohne dass es dem Erfolg einen Abbruch tat.
Elton John freilich behielt sein Faible für die Rolle des „Mastermind im Hintergrund“ erst einmal bei. Rod Thomas alias „Bright Light Bright Light“ eröffnete für ihn zahlreiche Konzerte, auch den Silvesterauftritt von 2014. Das mag Initialzündung gewesen sein für eine neue CD, die das Multitalent Rod Thomas schlicht „Choreography“ nannte – und sich dabei nach eigener Aussage an allen Filmen orientierte, die ihn im Laufe seines Lebens begeisterten. Dass diese Form der Choreographie im Studio von Elton John und allen Mitgliedern der Scissor Sisters unterstützt wurde, wundert nicht.
Elton John, langjähriger Hit-Garant, bekannt für zahlreiche Songs, die längst Kult-Status haben und denen opulente Bühnen-Shows in nichts nachstanden, ein Mann, der immer wieder auch privat in den Schlagzeilen war, schon im Vorruhestand? Nur noch im Hintergrund wirkend? Keineswegs, denn nachdem er dem 70er-Jahre-Pop zu erneuter Beliebtheit verholfen hatte, meldete er sich 2016 höchtselbst zurück: „Wonderful Crazy Night“ zeigte den fast Siebzigjährigen von seiner allerbesten Seite. Bei Auftritten unspektakulär im Sakko, am Piano fulminant wie eh und je – und stimmlich auf der Höhe. Klingt, als sei von diesem anhaltenden Trend noch einiges zu erwarten.