Zum Tod von Jacques Berndorf: Ein Nachruf


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Wo leben Menschen – jedenfalls im Krimi – besonders gefährlich? 1989 ermittelten im TV-Abendprogramm u. a. Stephan Derrick (München), Rainer Franck und Josef Matula (Frankfurt) sowie Paul Stoever und Peter Brockmöller (Hamburg). Die Großstadt war halt ein heikles Pflaster.

Jacques Berndorf (links) mit seinem Freund und Verleger Ralf Kramp.

Ebenfalls 1989 wurde ausgerechnet die Eifel zur Keimzelle von allerlei Untaten, nicht auf der Mattscheibe, aber literarisch. Das Faible des Autors für die Region, auch als Inspirationsquelle, drückte sich schon in seinem Pseudonym aus: Der Journalist Michael Preute nannte sich als Schriftsteller Jacques Berndorf und wählte den Nachnamen synonym zum damaligen Wohnort. Berndorfs Held Siggi Baumeister stolperte im eigentlichen Vorzeige-Idyll über allerlei Kriminelles. Und das, von Anfang an, mit sagenhaftem Erfolg. In puncto „unterhaltsames Ungemach“ hatten die sündigen Metropolen plötzlich ernst zu nehmende Konkurrenz aus der Provinz.
Bei allem Erfolg ist Jacques Berndorf immer bescheiden geblieben. Im Interview nach einer Lesung erlebte ich 2008 einen Mann, der meine Fragen nicht nur geduldig, sondern sogar mit Vergnügen beantwortete. Er outete sich als Fan des Nürburgrings, von dem er seinerzeit nur rund 30 Kilometer entfernt wohnte. Er sprach von der Pflicht des Autors, seine Figuren ernst zu nehmen, vom unterhaltsamen Schreiben, das man nur teilweise lernen könne, das dem Grunde nach aber in einem Menschen angelegt sein muss. Zu der Zeit war er als Autor gerade zum KBV Verlag seines langjährigen Freundes Ralf Kramp gewechselt. Und der fuhr seinen Autor zu dessen eigenen Veranstaltungen: Lesungen seien für den, der sie hält, so auspowernd, dass es sehr entspannend sei, danach nicht noch selbst am Steuer zu sitzen. Sogar als Autofan, denn Jacques Berndorf betonte: „Ohne das Auto wäre mein Leben völlig anders verlaufen“. Privat pilotierte er damals einen Mercedes.
Es war schon später Abend, als die letzte Frage beantwortet war. Nein, das sei für ihn nicht anstrengend gewesen, sagte der Autor ganz ruhig. Verabschiedete sich freundlich und trat, als Beifahrer des Verlegers, den Heimweg nach Dreis-Brück in der Eifel an.
Provinzkrimi: Was 1989 manchem Kritiker a priori ein spöttisches Lächeln entlockte, ist längst zum Gütesiegel geworden. Als Beispiel seien die Eberhofer-Bücher von Rita Falk genannt, deren literarischer Held im TV von Sebastian Bezzel verkörpert wird, übrigens sehr zur Freude der Autorin. Jacques Berndorf, 85-jährig im Juli 2022 verstorben, darf mit Recht als Wegbereiter des heute so erfolgreichen Genres gelten.

Die Biografie Fritz-Peter Linden: Jacques Berndorf. Von der Eifel aus betrachtet. KBV Verlag; 19,95 Euro.

 

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