Kultur

Georg Bense – ein Nachruf


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Von fünfzehn Minuten, die in die Kamera hineingesprochen wurden, blieben 30 Sekunden übrig. So kam es zu den 30 Sekunden in »Die Merziger Apfelkiste« für die Sendereihe »Fahr mal hin«. So lernte ich ihn kennen. Das war 2000. Damals fuhr er einen 20 Jahre alten Mazda 929 mit 385.000 Kilometern auf dem Tacho. Der Mazda war durstig, aber – gerade auf langen Reisen – sehr komfortabel. Georg Bense, als Regisseur auf ausgefallene Themen spezialisiert, hatte auch ein Faible für außergewöhnliche Autos.

Davon konnten sich die Leserinnen und Leser von KÜSmagazin regelmäßig überzeugen. Er schrieb etwa über die Sammlung von Fritz Schlumpf: Der Industrielle aus dem Elsass erfüllte sich den Traum vom eigenen Automobilmuseum mit Exponaten vom 1907er-Kleinbus über einen der letzten Trabant bis zum modernen Bugatti. Auch den »Holzvergaser«, korrekt: Schwelgasgenerator, machte Georg Bense zum Thema. Autos, die als Kraftstoff 44 Kilogramm Holz benötigen. Gutes Beispiel für eine Idee, die in der Theorie Sinn ergibt, sich…


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Eine Tonspur genügte für den Durchbruch beim Publikum, das sein eigentliches Genre nicht unbedingt auf dem Schirm hatte: »I Just Called To Say I Love You«. Der Titelsong für den Film »The Woman In Red« von 1984 brachte Stevie Wonder zudem einen Oscar ein. Dabei war das eingängige, am Mainstream orientierte Entertainment bis dahin gar nicht sein bevorzugtes Terrain. Schon als Teenager hatte »Little Stevie Wonder« als musikalisches Wunderkind für Furore gesorgt – im Soul.

Die Verkleinerungsform im Namen war spätestens obsolet, als er mit 26 »Songs In The Key Of Life« aufnahm. 1976 erschienen, mit Gastmusikern wie Herbie Hancock, mit einer unvergesslichen Hommage an den 1974 verstorbenen Duke Ellington (»Sir Duke«), einer Liebeserklärung des frischgebackenen Vaters an seine Tochter (»Isn’t She Lovely«) und etlichen anderen Highlights. Ähnlich komplex und von der Kritik hochgelobt, geriet 1979 der »Journey Through The Secret Life Of Plants«, eine Reise durch die geheimnisvolle Pflanzenwelt.…

»Lindenstraße« — Finale nach fast 35 Jahren


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Er fuhr im Elektroauto vor. In einem der teuersten, die der Markt zu bieten hatte. Auch sonst ließ Wilhelm Lösch keine Anstrengung aus, die frisch verwitwete Helga Beimer wirksam zu umgarnen. Der allerdings wurde das schon bald zuviel – der Stromer-Kavalier fuhr von München zurück ins Ruhrgebiet.

Schauspieler der »Lindenstraße« am 5. Mai 1998 in Berlin (Unter den Linden) in einem Trabant-Cabriolet – vor einer viermonatigen Tournee durch Ostdeutschland: (v.l.n.r.) Knut Hinz (Hajo Scholz), Philipp Neubauer (Philipp Sperling), Ute Mora (Berta Griese), Liz Baffoe (Mary Kling, leicht verdeckt), Marcus Off (Phil Seegers), Georg Uecker (Carsten Flöter), Marie-Luise Marjan (Helga Beimer), Joachim Herrmann Luger (Hans Beimer) und Annemarie Wendl (Else Kling). „ Hier sind Ihre Schlüssel “ Ganz und gar nicht charmant ging…

Erik Leuthäuser: Musiker, Sänger und Komponist


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Erik Leuthäuser, Jahrgang 1996, veröffentlichte 2015 seine erste CD »In The Land Of Oo-Bla-Dee« (Mons Records), die u. a. für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert wurde. Nach »Wünschen« (2018, MPS) erschien im Februar 2020 »In The Land Of Irene Kral und Alane Broadbent« als Live-Aufnahme aus dem Berliner A-Trane mit Wolfgang Köhler (Mons Records).

Erik Leuthäuser, Ihre neue CD widmet sich Irene Kral und Alan Broadbent. Beide Namen sind vielen Hörern vermutlich unbekannt. Wie sind Sie darauf gekommen? Ich habe Jazzgesang studiert, ein Dozent für Klavier hat mich auf die Verbindung von Gesang und Klavier aufmerksam gemacht. Die fand und finde ich sehr reizvoll. Auf der Suche nach solchen Aufnahmen bin ich auf Alan Broadbent gestoßen, der ja bis heute noch aktiv ist, und dann auf Irene Kral.Ebenfalls fasziniert…

Der Lügenbaron wird 300 Jahre alt


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Neulich habe ich fliegende Autos gesehen. Sie glänzten silbern, hupten laut und mussten ständig quirligen Drohnen mit Paketen ausweichen. Sie glauben mir nicht? Wenn nicht wahr, dann aber gut erzählt – so hoffe ich. Unwahrscheinlicher, als sich selbst samt Pferd am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, klänge meine Darstellung für unsere Vorfahren wohl kaum. Denn diese lauschten mit Vergnügen den Lügengeschichten des Baron von Münchhausen, wenn sie auch wussten, dass sie nur erfunden waren. Amüsant und kurzweilig waren sie auf jeden Fall. Wenn wir in diesem Jahr an Münchhausens Geburt vor 300 Jahren erinnern, sei ein kurzer Blick auf sein Leben erlaubt.

Zweifellos – Münchhausen war ein Mann der Tat und der Inspiration. Was heißt da »Lügenbaron«! Schließlich muss einem erstmal einfallen, den anderen so fantasiereich und spannend das Erlebte zu berichten. Während andere sich einen Namen machten, indem sie auf Schlachtfeldern siegten, blieb er als begnadeter Erzähler seines eigenen Lebens in Erinnerung. Und was für ein Leben mag das gewesen sein. Von Münchhausen war ein deutscher Adliger, dem zahlreiche populäre Lügengeschichten aus seiner Militärzeit wie der…

Met hartelijke groeten


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Frau Antje, Rudi Carrell und allenthalben Fahrräder: Ist von den Niederlanden die Rede, hat man sofort Bilder im Kopf. Dennoch darf der Nachbar zugleich als »bekannter Unbekannter« gelten. Warum das so ist, hat Oliver Hübner in seinem Buch »111 Gründe, die Niederlande zu lieben« erklärt – und im Interview mit KÜSmagazin.

Herr Hübner, auch wenn man es schon oft gelesen oder gehört hat: Was ist der Unterschied zwischen den Niederlanden und Holland? Die offizielle Bezeichnung ist Niederlande. Holland sind genau genommen zwei von zwölf Provinzen, nämlich Nord-Holland und Süd-Holland, die Region um Amsterdam, Rotterdam und Den Haag. Diese Bezeichnung für das ganze Land kommt aber einfacher über die Lippen und hat auch historische Gründe: Viele der Seefahrer des 17. Jahrhunderts kamen aus Holland, so hat sich…

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