Met hartelijke groeten


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Frau Antje, Rudi Carrell und allenthalben Fahrräder: Ist von den Niederlanden die Rede, hat man sofort Bilder im Kopf. Dennoch darf der Nachbar zugleich als »bekannter Unbekannter« gelten. Warum das so ist, hat Oliver Hübner in seinem Buch »111 Gründe, die Niederlande zu lieben« erklärt – und im Interview mit KÜSmagazin.

Herr Hübner, auch wenn man es schon oft gelesen oder gehört hat: Was ist der Unterschied zwischen den Niederlanden und Holland?

Die offizielle Bezeichnung ist Niederlande. Holland sind genau genommen zwei von zwölf Provinzen, nämlich Nord-Holland und Süd-Holland, die Region um Amsterdam, Rotterdam und Den Haag. Diese Bezeichnung für das ganze Land kommt aber einfacher über die Lippen und hat auch historische Gründe: Viele der Seefahrer des 17. Jahrhunderts kamen aus Holland, so hat sich Holland auch international etabliert. Und das Klischee von Käse, Windmühlen, Grachten und Tulpen ist ebenfalls in Holland stärker vertreten als in anderen Provinzen.

Wie sehen Sie die Haltung der Landsleute zu ihrer Monarchie?

Das Königshaus ist im Land sehr beliebt. Es vereint das ganze Land über Konfessionen und sozialen Stand hinweg. Es gibt republikanische Strömungen, die sich von der Monarchie abwenden, auch populistische Parteien sehen das Königshaus kritisch, doch sind diese Stimmen im Land nicht sehr laut.  

Wie kann man sich den »Königinnentag« vorstellen?

Der Königinnentag heißt seit Amtsübernahme von König Willem-Alexander, Königstag, er ist auch auf den 27.4. verlegt worden, den tatsächlichen Geburtstag des Königs. Am Königstag wird im ganzen Land gefeiert. Alle Orte sind in Orange geschmückt. Vor allem in den größeren Städten wird ausgelassen gefeiert, es darf Bier auch draußen ausgeschenkt werden, viele sind in Orange verkleidet, auch auf den Grachten auf Booten. Es sind Blaskapellen auf den Straßen unterwegs. In vielen Städten ist auch ein Vrijmarkt erlaubt, alle dürfen Decken auf der Straße ausbreiten und Dinge verkaufen. Das Königspaar besucht an diesem Tag zwei Städte im Land.

Was sind Ihre persönlichen drei Geheimtipps für Urlaubsreisende in den Niederlanden?

Zunächst zwei sehr schöne Inseln: Vlieland bietet viel beeindruckende Natur und hat auch Einkehrmöglichkeiten. Größer und vielfältiger noch ist Texel. Eine besonders sehenswerte Stadt ist Enkhuizen am IJsselmeer. Der Hafen hat dort eine besondere Atmosphäre und das Zuiderzeemuseum ist sehr sehenswert.

Die Festungsstadt Huisden ist ebenfalls sehr sehenswert. Sie wurde behutsam in den vergangenen Jahren restauriert. Die Häuser in der Altstadt dürfen keine Leuchtreklame anbringen, so bleibt der historische Charme erhalten.

Und vor welchen drei besonders wichtigen NoGos können Sie nennen – also Benimm-Fallen, in die der Tourist ahnungslos tappen könnte?

Im Gespräch selbstverständlich davon ausgehen, dass unsere Nachbarn Deutsch verstehen. Im Zweifelsfall auch auf Englisch fragen. Die Niederlande Holland nennen, die Landessprache als »holländisch« bezeichnen. An die Fußball-WM 1974 erinnern, das Endspiel gilt in den Niederlanden noch immer als die Mutter aller Niederlagen.

Worin unterscheidet sich das Autofahren in den Niederlanden vom Fahralltag in Deutschland?

In den Niederlanden wird größtenteils entspannt gefahren. Es gilt auf Autobahnen Tempo 130, auf Landstraßen Tempo 80, auf kleineren Straßen außerhalb von Ortschaften sogar Tempo 60. Deutlich mehr Verkehrsteilnehmer halten sich strikt an die Tempobegrenzung, 130 km/h heißt dort auch 130 km/h nach Tacho und nicht 130 km/h plus x.
Ausnahmen gibt es natürlich auch bei unseren Nachbarn. Zu schnelles Fahren wird deutlich höher bestraft als in Deutschland. Im Stadtverkehr kommen von überall Fahrradfahrer an, diese haben im Zweifelsfall immer Vorrang!

Herr Hübner, vielen Dank für das Interview.

Das Interview mit Oliver Hübner führte Roland Bernd.

Foto Privat

 

Oliver Hübner, Jahrgang 1968, ist Diplom-Physiker, arbeitet aber seit einigen Jahren vornehmlich als Autor und Blogger. Seit 2013 lebt er im Ruhrgebiet, also in direkter Nähe zum Nachbarn Niederlande. Von der Liebe zum Nachbarland zeugt unter anderem die zweisprachige E-Mail-Signatur, die auch schließt »mit hartelijke groeten« –  was sicher keiner Übersetzung bedarf.

 

111 Gründe, die Nieder-
lande zu lieben.
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
14,99 Euro.

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