Von Kampfkunst, Teamgeist und Standfestigkeit


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Management hat viel mit asiatischer Kampfkunst zu tun – nicht mit einem «Kampf» im klassischen Sinne. Sagt Bernhard Hennrich und stellt sein Buch «Standfest» unter dieses Motto. Wie beides zusammengeht und welche entscheidenden Vorteile er darin sieht, erläuterte der Autor – der selbst seit Jahrzehnten im Management tätig ist – im Gespräch mit KÜS Magazin.

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Herr Hennrich, wie definieren Sie den Begriff «Manager»?
Sie sind Macher – Menschen, die etwas vorantreiben wollen und gleichzeitig dafür Verantwortung übernehmen. Das kann der «Boss» eines Großunternehmens sein, aber auch ein Verantwortlicher eines Vereins oder das Familienoberhaupt. Es gibt z. B. viele Frauen, die ihre Familie managen. Sie kümmern sich um die Ausbildung ihrer Kinder und tragen dafür die Verantwortung.

Warum war es Ihnen wichtig, ein Manager-Brevier zu schreiben?
Lebensfreude macht ein Leben lebenswert. Das funktioniert nur in einer gesunden Gesellschaft. Da für mich Manager am meisten unsere Gesellschaft beeinflussen, engagiere ich mich für ein starkes und menschliches Management. Mein Buch richtet sich an alle Menschen, die Verantwortung übernommen haben.

Sie schreiben von vielen – scheinbaren – Selbstverständlichkeiten: Höflichkeit im Umgang, klare Argumentation bei Verhandlungen.Wir leben in einer hochtechnisierten, schnelllebigen Welt, überschüttet mit Informationen und Produkten, beeinflusst von vielen Menschen, die nur ihre eigenen Interessen sehen. Da kann der Blick für das Wesentliche schnell verloren gehen. Ich stelle in meinem Buch deshalb bewusst auf Elementares ab, weil das Elementare letztendlich unser Leben bestimmt. Wer sich auf das Wesentliche im Leben konzentriert, ist wenig abgelenkt. Diese Menschen strahlen Ruhe aus, was wieder andere positiv beeinflusst.

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Standfest. Das Manager-Brevier. Geistkirch Verlag; Edition Solitär, 19,80 Euro.

Wie sehen Sie da das Zusammenspiel von Geist und Körper?
Das ist eine Einheit. Körper und Geist sollten deshalb für uns gleichwertig sein. Das zu wissen, ist entscheidend. Wer weiß, dass Menschen enorme Kraft und Energie freisetzen können, kann auch Enormes leisten. Viele Menschen wissen gar nicht, was sie leisten können und schaffen daher auch noch nicht einmal die «Normalleistung». Zum Beispiel: Der menschliche Knochen ist fünfmal so hart wie Stahl? Wer das weiß, kann seinen Knochen schon etwas zumuten. Das trifft auf alle Bereiche unseres Körpers zu – und es kann Freude bringen! Wer die Spitze eines Berges erklommen hat, erfährt Glücksgefühle und bekommt Weitsicht. Dies fehlt Menschen, die sich nur im Tal bewegen.

 

Was lässt sich aus asiatischen Kampf-sportarten für europäisches Management im positiven Sinne mitnehmen?
Viele Europäer sehen die asiatische Kampfkunst als aggressiv an. Aber, das Gegenteil wird da gelehrt. Die asiatische Kampfkunst zielt ausschließlich auf Abwehr ab. Die meisten Kampfsportschulen leben einen Ehrenkodex. Dazu gehört: Kampfkunstfertigkeiten nie zu Unrechtem zu benutzen, sich für Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen und bei der Schaffung einer friedlichen Welt mitzuhelfen. Diese Kampfsportler sind Beschützer. Sie werden nur tätig, wenn sie angegriffen werden. Das ist auch gut so, weil man nie sicher ist, ob man etwas richtig interpretiert. So mancher Manager sollte sich dies vor Augen führen. Mit Präventivschlägen kann großes Unheil angerichtet werden. Mut und Willenskraft, Bescheidenheit, Ruhe, Respekt und Beständigkeit sind wichtige Tugenden und Eigenschaften, die ein Sportler der asiatischen Kampfkünste haben sollte. Daran sollte sich meines Erachtens auch das Management orientieren.

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Bernhard Hennrich ist Journalist, Dozent und Kampfkunst-Trainer.

Wenn man diese Künste erlernen will – wann sollte man damit beginnen?
Je früher ich meinen Körper trainiere, desto besser ist es für ihn. Aber bei den Kampftechniken orientiert man sich an den eigenen körperlichen Voraussetzungen. Das vermeidet Leistungsdruck und Stress. Sie können also Ihrem Körper schon etwas zumuten. Und das wird Ihnen Freude bringen. Deshalb ist es auch nie zu spät. Was man im Vergleich zu jungen Kämpfern nicht mehr so gut körperlich leisten kann, wird durch Erfahrung ausgeglichen. Und wer sich als zu alt empfindet, hat – hart gesagt – mit seinem Leben schon abgeschlossen.

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