Sasha meldet sich zurück – erstmals auf Deutsch


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Vielleicht würde er ja als One-Hit-Wonder in der Versenkung verschwinden. Dachte manche(r), als Sasha, 18 Jahre jung, mit „If You Believe“ die Charts stürmte und dauerhaft die Titelseite eines sehr bekannten Jugendmagazins schmückte. Denn oft genug läuft es ja genau so: Nach einem Riesenerfolg kommt vielleicht noch ein mäßig verkäuflicher Nachfolger – und dann nichts mehr.

Sasha, bürgerlich Sascha Schmitz und seit seiner Heirat Sascha Röntgen-Schmitz, hat aus dem ersten Hit eine fulminante Karriere gemacht. Das liegt unter anderem daran, dass er echte Entertainer-Qualitäten hat. Unvergessen sein launiger Auftritt bei „Wetten, dass…?“, als er auf Gottschalks Couch locker darüber plauderte, wie er selbst als Junge diese Sendung erlebte: Samstags wird gebadet, dann gibt’s Kartoffelsalat und Würstchen, ja, und eben den damaligen Straßenfeger im Zweiten. So redet keiner, der im Erfolg die Lizenz zur Großmannssucht sieht.

Und bei „Das ist Spitze!“, dem „Dalli-Dalli“-Remake der letzten Jahre, ließ er – gemeinsam mit Tim Mälzer als Team „Kumpel“ – souverän alle anderen Mitstreiter hinter sich.

Pünktlich zum 20. Jahrestag von „If You Believe“, nach zahlreichen Erfolgen und manch längerer Pause zwischen den Veröffentlichungen, schlägt er ein neues Kapitel auf. Sasha singt erstmals auf Deutsch und geht damit durchaus ein Risiko ein. Ein aktuelles Foto zeigt deutlich die Reminiszenz ans Jubiläum – Wählscheibentelefon und Kugelschreiber waren damals, was heute Smartphone und Aufnahmetaste sind. Teenie-Gedächtnisklamotten wären bei ihm, dem mittlerweile 46-Jährigen, auch nicht mehr angebracht.

Unter den durchweg persönlichen Texten verdient gerade der Albumtitel eine besondere Beachtung: „Schlüsselkind“ – so bezeichnete man in der Zeit, als Sasha noch ein kleiner Junge war, Kinder, die es schwerer hatten als andere. Kinder, auf die nach Schulschluss erst mal niemand wartete, sei es, dass Eltern geschieden waren, beide Elternteile in Vollzeit arbeiteten und Großeltern als „Babysitter“ nicht infrage kamen. Da musste man beizeiten lernen, beim Nachhausekommen den Wohnungsschlüssel selbst zu betätigen. Und mit ihm sorgsam umzugehen, also Verantwortung zu übernehmen, ihn nicht zu verlieren oder zu verbummeln. Da richtete man sein Mittagessen selbst, und der Fernseher war willkommen, damit es in der Wohnung nicht so drückend leise war. Ganz so, wie Sasha es singt. Ausgrenzung durch andere, die es besser hatten, machte die Sache natürlich nicht besser. „Schlüsselkind“ konnte auch als Schimpfwort gebraucht werden oder, schlimmer, mit falschem Mitgefühl. Denn Ehen wurden noch nach dem Schuldprinzip geschieden, was auch ein guter Nährboden für Bigotterie war.

Was die Anhänger der Bigotterie nicht wissen konnten: Ein Schlüsselkind lernt beizeiten, selbstständiger zu sein als andere. Beim ersten Date sagen zu können: „Ich koche selbst und lade dich ein“ – damit ließ sich als junger Mann durchaus punkten. Nicht zuletzt lernt man auch, dankbar zu sein für das Gute im Leben. Es ist diese Dankbarkeit, die Sashas Debüt auf Deutsch wie ein roter Faden durchzieht. 

Heute sind Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Ganztagsschule und Kitas selbstverständlich. Das „Schlüsselkind“ von früher mag es in der Form nicht mehr geben. An diese Zeit zu erinnern, zeugt freilich von großem Mut.

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