NSU 201T von 1929


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Es müssen nicht immer sündhaft teure Exoten sein, um damit einen besonderen Preis zu bekommen. Das beste Beispiel ist die NSU 201T, Bj. 1929, von Holger Rasch aus Loxstedt bei Bremerhaven. Eine Jury prämierte diese Allerweltsmaschine bei der renommierten Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye mit dem »Best-preserved-Award« des Oldtimer-Weltverbandes FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens), also zum besterhaltenen, nicht restaurierten Fahrzeug der Veranstaltung.

Seit 38 Jahren beschäftigt sich der 53-Jährige mit alten Zweirädern. „Angefangen hat das mit einer NSU Quickly S 23-2, mit der mein Vater zur Arbeit gefahren war. Sie stand in seiner Werkstatt und wartete darauf, wieder in Betrieb genommen zu werden. Genau das Richtige für einen 15-Jährigen, der seine Schrauberkenntnisse ausprobieren wollte.“ Mit 18 kam dann eine NSU Superfox dazu, eine NSU OSL 251 und verschiedene andere Motorräder. 

Für einen norddeutschen Oldtimerfreund ist der Bockhorner Oldtimermarkt beinahe Pflichtprogramm. Familie Rasch war schon mehrfach mit einem eigenen Verkaufsstand dabei. So auch 1999. „Ein älterer Herr fuhr an unseren Stand und fragte, ob er hier sein Motorrad anbieten dürfe. Klar durfte er das“, erzählt Rasch. Da stand sie: Eine wunderschöne, unrestaurierte NSU 201T von 1929. Voller Patina, aber in einem Originalzustand, wie man ihn damals schon kaum noch finden konnte. Ein Motorrad, so vollständig, sogar Teile wie die 70 Jahre alte Ersatzzündkerze und das Bordwerkzeug waren dabei.

Der ältere Herr erzählte, dass er in Braunschweig eine Fahrschule betrieben habe, in der die 201T als Ausstellungsstück im Schaufenster präsentiert worden ist. Jetzt seien die Enkel im Bastelalter – gefährliches Stadium für die NSU. Holger Rasch war von der NSU begeistert. An einen Kauf dachte er allerdings nicht, schließlich hatte er gerade ein Haus erworben. Der Verkäufer war sehr wählerisch bezüglich potenzieller Kunden, und so fuhr er abends mit Motorrad wieder vom Platz. Heimlich hatte sich Raschs Ehefrau die Telefonnummer des Braunschweigers geben lassen und telefonierte mit ihm. Der hatte es in Bockhorn nicht übers Herz bringen können, die 201T zu verkaufen – wenn, dann sollte sie in sehr gute Hände kommen. Das war bei Familie Rasch gegeben. „Im Ergebnis konnten wir das Motorrad so günstig kaufen, wie ich es mir im Traum nicht hätte vorstellen können“, erinnert sich Holger Rasch. „Dafür musste ich versprechen, die Maschine in ihrem Originalzustand zu erhalten und sie nicht zu verkaufen.“ 

Die Auslobung des Preservation Awards war für ihn das Signal: Jetzt oder nie! Mit Hilfe seines Schwiegervaters machte er sie fit für die zwei insgesamt 170 Kilometer langen Ausfahrten. Der Gewinn des Preises war dann die Krönung für die Instandsetzung. Er widmete ihn zwei Personen: Seinem Schwiegervater und dem älteren Herrn, von dem er noch nicht einmal weiß, ob er noch lebt. 

Technische Daten
Hubraum: 199 cm³; Bohrung x Hub: 56,5 x 80 mm; Leistung: 4,5 PS; Zylinder/Arbeitsweise: Einzylinder-Viertakt, wechselgesteuert (ioe); Zündung: Bosch-Magnetzünder Typ FC1A / RS10 (rechtslaufend); Vergaser: Amac Typ 30 PJH; Antrieb: Kette; Getriebe: Dreigangblockgetriebe; Felgen vorne/hinten: optional mit Tiefbettfelgen 2,5 x 19“ ausgestattet; Bereifung: Stahlseilreifen Metzeler Block C 3.25-19 TT 54P; Beleuchtung: Scheinwerfer Bosch ES 150 mit Seilzugabblendung/Rücklicht Bosch (Zubehör!); Betrieb: über Trockenbatterie/Akkumulator; Gewicht: 100 kg; Höchst-
geschwindigkeit:
65 km/h. 

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