Marijan Griebel – Rallye-Ass im Wartestand


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Eigentlich sollte das Rallyejahr für Marijan Griebel schon begonnen haben. Der 31-jährige Topfahrer aus dem rheinland-pfälzischen Hahnweiler, in Rallyekreisen auch schon mal Chicken Town genannt, hatte richtig viel vor in diesem Jahr. Es sollte mit Citroën wieder zu ausgewählten Läufen der Rallye-Europameisterschaft gehen, dazu kamen Fahrten mit dem neuen Opel Corsa-e Rallye. Doch dann kam die Pandemie und damit der Stillstand im Motorsport. „Natürlich würde ich gerne über die Rallyepisten in Europa und vor allem in Deutschland driften, aber das muss momentan hintenanstehen. Meine Familie ist gesund, auch im Bekanntenkreis ist niemand infiziert. Das ist jetzt wichtiger“, so Marijan Griebel. Als Vater eines kleinen Jungen weiß er, wovon er spricht.

Marijan Griebel mit seinem Sportgerät für die Europameisterschaft, dem Citroën C3 R5.

Was 2010 mit einem Suzuki Swift bei lokalen Rallyes begann, wurde im Laufe der Jahre eine Erfolgsgeschichte. Es folgten Einsätze auf einem Opel Corsa und der Einstieg in den Opel Rallye Cup mit dem Adam. Hier schnupperte Marijan erstmals internationale Rallyeluft, er fuhr beispielsweise in Ypern oder bei der Deutschland Rallye, dem Lauf zur Weltmeisterschaft. 2016 wurde er Rallye Junior Europameister, 2017 wieder Europameister, Junior U28. National klappte es dann 2018, Marijan Griebel war Deutscher Rallyemeister. „Auf der europäischen Ebene ist jetzt alles Kaffeesatzleserei. Die Rallye Polen wurde gerade abgesagt, in Lettland hat man die Veranstaltung wieder nach hinten geschoben. Mein Einsatz mit dem Citroën C3 R5 steht. Die R5er sind die Schnellsten im Europachampionat. Das französische Saintéloc-Team setzt das Auto ein. 285 PS, Allrad und ein sequentielles Getriebe mit fünf Gängen – da geht was.

Alles auf grün
und dann Corona

Einen ersten Kontakt mit dem Auto gab es am Teamsitz in St. Etienne. Es fühlt sich gut an. Der erste Einsatz auf den Azoren, eine tolle Veranstaltung, fiel ja dann Corona zum Opfer. Jetzt soll es in Italien losgehen.“ Man spürt den Frust bei Marijan, alles auf Grün und dann Corona! Zumal das Auto absolut konkurrenzfähig ist. „Mein Teamkollege Alexey Lukyanuk ist im letzten Jahr den Citroën C3 R5 gefahren und hat Bestzeiten gesammelt. Er ist der Schnellste im ERC-Feld. Ich denke, wir sind siegfähig“, sagt ein zuversichtlicher Marijan Griebel.

Natürlich würde ich gerne
über die Rallyepisten in Europa
und vor allem in Deutschland
driften, aber das muss momentan
hintenanstehen.

Kann er sich eine Geisterrallye ohne Zuschauer vorstellen? „Bei der Option Geisterrallye oder keine Rallye würde ich dann aber doch fahren wollen. Aber das wird nicht funktionieren. Es ist keine Rundstrecke, da ist alles abgesperrt und der Einlass wird kontrolliert. Die Zuschauerplätze sind weitläufig verteilt, frei zugänglich. Das ist nicht zu überwachen“, meint der Rallyefahrer.
Fitness ist natürlich auch in der »inaktiven« Zeit ein Thema. Marijan setzt da auf Laufen und Rad fahren. „Normalerweise gehört noch das Krafttraining dazu, aber die Studios waren geschlossen. Für die Konzentration und für das Rallyefeeling sitze ich schon mal öfter an der Play Station“, so Griebel.
Und das Testprogramm mit dem Elektro-Corsa bei Opel? „Eine tolle Nummer von Opel, ein immens spannendes Projekt im Rallyesport. Mit 140 PS und einem strammen Drehmoment von 260 Newtonmetern geht es vorwärts. Ich habe zwei Tage getestet, die fast nur positiven Eindrücke an die Ingenieure weitergegeben. Das permanente Drehmoment beschleunigt aus engen Kurven mit richtig Dampf, darauf kommt es an. Die größere Bremsanlage gleicht das höhere Fahrzeuggewicht aus. Mit dem Auto kann man in der Deutschen Rallye Meisterschaft, wenn die Strecke passt, sehr gute Zeiten abliefern“, begeistert sich Marijan.

Opel Corsa-e Rallye, Testfahrten in Dudenhofen (Dez. 2019)

Wie geht es für ihn weiter bei Opel? Auch hier hat die Pandemie die geplanten Aktivitäten beeinflusst. „Es waren mehrere Tests und Aktivitäten geplant. Momentan steht alles auf »Hold«. Ich hoffe, dass es bald weitergeht, das Projekt ist super. Man kommt in der Entwicklung nicht so schnell voran wie geplant. Aber soviel ich weiß, liegt man noch im Zeitplan. So wahnsinnig es klingt, aber bei weiteren Verschiebungen der Veranstaltungen wird das Zeitfenster für die Opel-Mannschaft größer“, sagt Marijan.
Im Hauptberuf arbeitet Marijan Griebel bei der Landespolizei Rheinland-Pfalz, als Polizeibeamter im Landkreis Birkenfeld. In seinem Einsatzgebiet liegt »geweihter« Rallyeboden, die Wertungsprüfungen der legendären Hunsrück Rallye und der Hotspot im deutschen Rallyesport, die Panzerplatte, liegen am Rande von Marijans Dienstrouten. „Ich hatte 20 Stunden bei der Polizei, damit ich noch Rallyesport betreiben konnte. Momentan finden keine Termine statt und ich bin Vollzeit bei der Polizei, vorläufig mal bis Ende Juli. Natürlich habe ich beruflich auch mit Corona zu tun. Allerdings ist in dem meist ländlich geprägten Revier die Infiziertenzahl eher niedrig. Die Leute sind verständnisvoll und kooperativ“, so Marijan über seine Tätigkeit als Polizist.
Marijan Griebel wartet auf den Neustart im Rallyesport. Er hat hoffnungsvolle Projekte auf dem Plan. Momentan ist er allerdings im Wartestand. „Meine Kontakte innerhalb der Szene betonen in Gesprächen, dass sie sehr wohl Verständnis haben für die Maßnahmen. Aber man spürt auch die Ungeduld und hofft, dass es endlich wieder losgehen kann“, so Griebel.
Marijan Griebel hat die Sorgfalt um die Gesundheit für sich und seine kleine Familie ganz oben angestellt. Aber man merkt es ihm an, er fiebert dem Start des Motorsportes in Deutschland entgegen, zusammen mit seinen Fans und allen Motorsportbegeisterten!

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