40. Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye


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Zwei Jahre Corona-Pause, dann konnte sie endlich wieder stattfinden: Die Internationale Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye ganz im Norden von NRW feierte ihre 40. Auflage. Europas größtes rollendes Motorradmuseum seiner Art repräsentierte erneut die gesamte Breite des Vorkriegs-Motorradbaus und alle Fahrzeuge konnten in Aktion bewundert werden. Ihre Fahrer kamen aus sieben Nationen.

Die Ehlers

Die Rallye war zugleich das große Treffen der Über-Hundertjährigen. Allein 28 Maschinen bis Baujahr 1921 gaben sich in Ibbenbüren ein Stelldichein und vermittelten einen überaus interessanten Einblick in die Technik des motorisierten Zweirades in dessen Anfangsjahren. Eine feste Bank ist dabei unter anderem Familie Ehlers aus Braunschweig, die schon seit vielen Jahren die ältesten Motorräder mit an den Teutoburger Wald bringt. Senior Werner Ehlers zeigte beim Gleichmäßigkeitslauf auf dem örtlichen Stadionoval fünf Runden lang seine Laurin & Klement L80, Baujahr 1903, sein Sohn Arndt eine Laurin & Klement BZ von 1904. Enkel Tobias Frank gebührte die Ehre, mit der dritten Laurin & Klement (Baujahr 1902) das älteste Motorrad des Treffens zu fahren. Werner Ehlers Schwiegersohn Harald Frank rundete die Uralt-Sammlung der Braunschweiger mit einer Lurquin & Coudert, Baujahr 1906, ab.
Heinz Kindler aus Schmalfeld in Schleswig-Holstein brachte gleich zwei extrem alte und seltene Schätzchen mit: Eine Royal Fabrikation P. Zucker Basel von 1904 für den Gleichmäßigkeitslauf im Stadion und eine Adler 12, Baujahr 1905, für die beiden Ausfahrten über insgesamt knapp 140 Kilometer. Coventry Eagle (1906), Humber (1910), Lewis Popular (1913), Douglas Ladies Model (1914) oder Alba Stettin (1920) sind weitere Ü-100-Exoten, die bei Freunden alter Motorräder das Herz aufgehen lassen.
Das Faszinierende an den alten Schätzchen ist, dass ihre Technik nicht hinter irgendwelchen Verkleidungen verschwindet, sondern offen sichtbar ist: sei es die Ventilsteuerung mit Kipphebeln und Stößeln, die manuelle Ölschmierung als sogenannte Verlust-Schmierung, die Abgasführung oder damals innovative Motorenkonzepte. Der frühere BMW-Motorsportdirektor und heutige Klassik-Referent des ADAC, Prof. Dr. Mario Theissen, ist Schirmherr des Ibbenbürener Traditionstreffens und war bereits zum dritten Mal vor Ort. „Gerade für mich als Fahrzeugingenieur ist dieser Blick zurück besonders spannend“ schrieb er im Grußwort zur diesjährigen Veranstaltung.
Rheine, die größte Stadt im Kreis Steinfurt, war diesmal das Ziel der Mittagsrast der großen Ausfahrt. Im schönen Ambiente des dortigen Stadtparks waren die weit über 220 Vorkriegsmotorräder am Rande der Wege geparkt und konnten von unzähligen Zuschauern aus nächster Nähe bewundert werden — viele perfekt restauriert, andere im Originalzustand mit der Patina von etlichen Jahrzehnten. Dazu säumten Tausende Oldtimerfans die zuvor im Internet veröffentlichte Strecke und winkten den Fahrerinnen und Fahrern zu. Für die meisten steht schon jetzt fest: Pfingsten 2023 (26. bis 29. Mai) geht’s wieder nach Ibbenbüren — als Teilnehmer oder auch als Zuschauer.

Fotos Matthias Mausolf

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