Manfred Trint: Jet-Pilot und Rennfahrer


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81 wird Manfred Trint im Januar 2023. Zeit also, einem äußerst vielseitigen Zeitgenossen einige Worte der Achtung zu widmen. Hauptgrund: Er war Berufspilot und Rennfahrer in Personalunion, eine sehr seltene Kombination. Seine Gegner auf den Rennpisten der Welt lesen sich ebenso namhaft wie die Ziele seiner Flugrouten.

Zu seiner Vita: Nach dem Abitur widmete sich Trint dem Ingenieur-Studium bis zum erfolgreichen Abschluss. Eigentlich wollte er danach eine Stelle in der Kernforschungsanlage Jülich übernehmen, zu einem Anfangsgehalt von 830 D-Mark. Ein guter Freund, der bei Lufthansa tätig war, überredete den Jung-Ingenieur dann doch, sich bei der deutschen Fluggesellschaft zu bewerben, für ein Gehalt von 1.500 D-Mark. Er bestand die Tests zum Flugingenieur (FI) mit besten Ergebnissen. Damit war der Grundstein für sein künftiges Berufsleben gelegt. So ergänzte er die Cockpit-Besatzung, flog für die »Hansa« auf der Boeing 737 lange Jahre. Dazwischen übernahm er noch die Hauptrolle in einem Lehr- und Ausbildungsfilm zum Thema »Flugingenieur«. Bis er dann das Angebot erhielt, auch die Piloten-Ausbildung für den zivilen Luftverkehr zu machen. Nach erfolgreichem Abschluss in Theorie, Praxis und im Flugsimulator führte er dann für die Fluggesellschaft Condor die Boeing-Modelle 757 und 767. Bereits vorher hatte ein ganz besonderes Hobby von ihm Besitz ergriffen: Autorennen zu fahren. Schnell war einigen etablierten Rennställen schon bei Testfahrten aufgefallen, dass Trint auch auf Asphalt schnell war. So ging es mit logischer Konsequenz von den Monoposti der Formel Super V 1971 bis 1978, wobei er 1973 im ATS-Lola Deutscher Meister wurde, bis zu ersten Tests in der Formel 3. Berühmte Piloten kämpften damals an seiner Seite um Preise, Punkte und Pokale: Keke Rosberg (der später Formel-1-Weltmeister wurde), Harald („Nippel“) Grohs, Niki Lauda (später mehrfacher Formel-1-Weltmeister), Harald Ertl (später Formel 2 und Formel 1), der Liechtensteiner Manfred Schurti und viele andere mehr. Dann warben einige Automobilhersteller und Tuner um Trints Gunst, boten ihm im Tourenwagensport starkes Gerät an. Ein Ford Mustang des Ringshausen-Teams mit satten 300 PS war für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) ebenso dabei wie nachfolgend von Peter Seikel präparierte Volkswagen- und Audi-Modelle. Trint wurde prompt auf einem Audi 80 Tourenwagen-Europameister. Peter Seikel heute: „Manfred war immer technikaffin und akribisch, schnell und erfolgsbesessen. Abends war er dann stets für einen originellen Spruch gut!“

Ein Problem war aufgetreten: Trint musste die beruflichen Einsatzpläne mit seinen Renneinsätzen abgleichen, koordinieren, also beizeiten mit den Arbeit- und Auftraggebern »requesten«, um Terminüberschneidungen zu vermeiden, beide Seiten einigten sich. Absolute körperliche Fitness und stete Hochkonzentration waren für den Doppel-Job notwendig. „Es machte Spaß trotz Jetlag und oft langen Anreisen zu den Rennen“, so der Pilot und Rennfahrer jüngst. Als dann 1976 auch Opel in die DTM mit einem bärenstarken Kadett eingestiegen war, kam Walter Röhrl, der bereits Opel-Werksfahrer war, als Teamkollege hinzu. „Manfred war mir vom ersten Moment an sehr sympathisch. Ich wusste nur, dass er Flugingenieur war und in der Formel Super V sehr erfolgreich fuhr. Bei gemeinsamen Testfahrten hatte er unheimlichen Spaß, mit mir mitzufahren. Er konnte meine Fähigkeit als Rallye-Fahrer, das Auto immer im instabilen Zustand zu bewegen, nicht verstehen. Er wies immer darauf hin, dass er eben Ingenieur ist und im Rennen sein ‚mathematisches Programm‘ abspielt, Gefühl bliebe da außen vor und spiele keine Rolle. Wo sein jeweiliger Konkurrent bremse, müsse es auch bei ihm klappen. Es war wohl auf dem Hockenheim-Ring, da fuhren Trint und ‚Strietzel‘ Stuck parallel hauteng nebeneinander ins Motodrom. Da sagte sich Trint wohl: Solange der Stuck nicht bremst, brems’ ich auch nicht“. Das Ende vom Lied: „Beide flogen raus“ (wörtliches Zitat des zweimaligen Rallye-Weltmeisters Walter Röhrl). Trint hatte sich den Ruf als »Spätbremser« erworben.

Heute ist das Leben um – und für – ihn ruhiger geworden: Das europäische Winter-Halbjahr verbringt er mit seiner Frau in Thailand. Wo er, unter anderem, Golf spielt.

 Fotos Frank Nüssel

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