«FunCamp» steht auf einem großen Banner, das zu dem zwischen dem kleinen Eifeldörfchen Drees und dem Gewerbepark Nürburgring gelegenen Gelände führt. Der Name ist Programm. «Fun», also jede Menge Spaß, wollen wir heute mit dem Dakar-Sieger haben. Und uns natürlich mit dem Mann unterhalten, der endlich den ersehnten Erfolg seines Arbeitgebers herbeiführte. Seit 2005 navigiert der ehemalige Motorrad-Profi und Veranstalter von Abenteuer-Reisen, zunächst gemeinsam mit Robby Gordon und Mark Miller, seit 2007 mit dem Südafrikaner Giniel de Villiers.
«Ich sehe meine Zukunft bei Volkswagen.»
Dem von Staub und Schmutz überzogenen «Race Touareg 2» sieht man an, dass Dirk heute schon ein paar Kilometer hier «geheizt» hat. Und dann geht’s los: Dirk wirft uns mit dem Selbstzünder-Monster in tiefe, ausgefahrene Furchen, jagt in Gefällstrecken mit geschätzten 50 bis 55 Prozent, tanzt in einer ausgewaschenen, mittlerweile knüppelharten Pfütze mit Punktwendung 180 Grad, um dann wieder wie mittendrin in
der Kanonenkugel den nächsten, von Schlaglöchern übersäten, Hang hinaufzuschießen. Ich hänge, von meinen Hosenträger-Gurten festgezurrt und in den Schalensitz gepresst, unfähig, mich zu rühren, geschützt mit Sturmhaube und Helm, über die Gegensprechanlage mit Dirk verbunden. Willkommen in der Sardinenbüchse.
Dirk knallt die Gänge rein, tanzt auf den Pedalen, spielt mit dem Lenkrad, als wolle er eine Fuge daraus hervorzaubern. Er ist völlig entspannt, während ich eher das Gefühl habe, mich während des Schleuderganges im Innenleben meiner Waschmaschine aufzuhalten. PR-Termine, sagt er, hätten seit dem Triumph im Land der Gauchos ganz erheblich zugenommen. Der Werbe-Effekt, den der siegreiche Volkswagen mit dem Diesel-Motor quasi seit einem halben Jahr vor sich hinschiebe, sei exorbitant hoch. Nicht nur im Mutterland des Konzerns. «Wie wir in Argentinien empfangen und auch in vielen Städten und Dörfern begleitet wurden, das war unglaublich. Für Volkswagen, das dort in mehreren Werken produziert, einfach gigantisch. Allein beim Start in Buenos Aires waren schätzungsweise eine halbe Million Menschen auf den Beinen», erzählt Dirk, während wir uns von Schlagloch zu Schlagloch katapultieren. Wegen dieser großen Resonanz «habe ich auch mit der Konzernentscheidung gerechnet, 2010 zur Titelverteidigung wieder anzutreten.» Alleine die Dauer, bis diese Entscheidung gefallen sei, habe ihn etwas erstaunt, «aber in diesen Zeiten wird halt alles sehr genau abgewogen.» Dirk zögert nicht lange mit der Antwort auf unsere Frage, was denn ein gutes Team ausmache, das über 15 Tage lang, Stunden für Stunden, unter extremster Anspannung Höchstleistung vollbringen müsse. «Es ist nicht damit getan, dass der eine gut navigiert und der andere gut fährt. Die Chemie muss passen.
Einer muss wissen, dass er den anderen braucht.
Das ist die Hälfte vom Deal.» Giniel de Villiers und er seien beide eher ruhige Typen, ergänzten sich aber sehr gut: «Da kann es auch sein, dass ich mal 30 Kilometer nix machen muss, dann lasse ich ihn fahren und seine Arbeit machen. Quatschen können wir auch auf der Verbindungsetappe noch genug.»
«Das mit dem Links-Bremsen muss ich noch ein bisschen üben», grinst er in allzu großer Bescheidenheit, während wir mal über eine halbwegs lange Gerade fliegen. «Im Auto hast du immer noch eine Chance mehr, die du auf dem Bike nicht hast. Da bist du deine eigene Knautschzone. Aber auf dem Motorrad kannst du mit dem Körper lenken, vielleicht noch kurzfristig was retten, wenn was Unvorhergesehenes kommt. Wenn du mit dem Auto was übersiehst und einen Fehler machst, dann hast du ein Rad abgeschert oder sonst irgendwas. Dann ist Feierabend.»
Der CO2-Ausstoß der Teilnehmer, schwere Unfälle, die in der Vergangenheit oft sogar tödlich verliefen, haben zu heftigen Diskussionen über Sinn und Unsinn solcher Veranstaltungen geführt. Das wissen auch die Fahrer von Volkswagen Motorsport, und Dirk von Zitzewitz hat seine eigene Meinung dazu: «Alle, die diesen Sport ausüben, wissen um seine Gefahren und um seine Risiken. Aber wir stellen uns diesem Risiko bewusst und wollen es minimieren. Sicher, ein Restrisiko bleibt immer. Das Recht aber, das Abenteuer zu suchen, und zwar unter verantwortungsvollem und bewusstem Hintergrund, kann uns niemand nehmen. Die Erkenntnisse, die wir mit diesen Autos unter extremsten Bedingungen gewinnen, kommen auch den Serienautos zugute. Da sagt dann auch niemand was.»
Wir wollen wissen, wie lange er bei den Wolfsburgern noch unter Vertrag steht: «Dazu darf ich nichts sagen, aber ich sehe meine Zukunft ganz klar bei VW.» Als unser Höllenritt mit einem wilden «Willie» zu Ende geht, wartet schon jemand auf Dirk. Giniel, «my very best driver» ist angekommen. Vor ein paar Stunden sei er in Frankfurt gelandet, direkt von Kapstadt aus.