Ausbildung, geschäftliche Weiterentwicklung und Laufbahn als Motorsportler liefen bei dem Rheinländer immer parallel. Der „Berufsmensch“ Rudi Speich absolvierte nach „Abi“ 1980 und anschließender Bundeswehrzeit eine Lehre als Kfz-Mechaniker bei BMW in Linz am Rhein, die er mit der erfolgreichen Gesellenprüfung abschloss. Es folgte ein Studium der Fahrzeugtechnik an der Fachhochschule in Köln.
Schon zu diesem Zeitpunkt hatte ihn der Motorsport-Virus erfasst. Dabei begann der Einstieg in die Welt von Rundenzeiten, Drifts, Boxen-Stopps und maximaler Geschwindigkeit eigentlich mit einem ziemlichen Missverständnis. „Meine erste Begegnung mit dem Motorsport war ein Slalom-Wettbewerb, den ich kurz nach der Führerscheinprüfung bestritten hatte. Meine eigene Vorstellung war mir ziemlich peinlich, weil dabei das eine oder andere Hütchen geflogen war“. Er wollte sich schon aus dem Staub machen als sich heraus stellte, dass der junge Draufgänger bei seinem ersten Autoslalom Zweiter geworden war. Und als der Veranstalter ihm seinen ersten Pokal noch nach Hause schickte, weil sich der erfolgreiche junge Mann schon vorher verabschiedet hatte, war es um ihn endgültig geschehen. Der Motorsport ließ ihn, genau so wie die berufliche Weiterentwicklung, in Zukunft nicht mehr los.
„Mein Studium finanzierte ich mir dadurch, indem ich abends zu Hause Autos reparierte“, erzählt Rudi Speich im Gespräch mit dem KÜS-Magazin. Tagsüber Vorlesungen in Köln, abends den Kittel angezogen und in der Garage geschraubt. Rudi büffelte und arbeitete in zwei Parallel-Welten. Doch getreu seinem eigenen Wahlspruch „Wer viel arbeitet, der darf sich auch belohnen“, fand diese Belohnung für ihn auf der Rundstrecke statt. Der Nürburgring war bestenfalls eine gute Stunde von seinem Heimatort entfernt. „Zunächst besaß ich eine Jahreskarte für die Nordschleife. Mit einem Kumpel sammelten wir die ersten Erfahrungen auf dem Ring.“ Danach ging es mit schöner Regelmäßigkeit weiter: „In einem 70 PS starken Polo bestritt ich 1981 mein erstes Rennen. Damals mussten noch Leistungsprüfungen auf der alten Nordschleife in Verbindung mit der Südschleife absolviert werden. Das ging mitunter bis tief in die Nacht hinein, so dass ich mehr als einmal erst am nächsten Morgen nach Hause kam.“
Ein Jahr später war es dann so weit: Der Ruf des Langstrecken-Klassikers in der Eifel hatte den Motor-Menschen aus Linz am Rhein endgültig erreicht und dieser war ihm auf der Stelle gefolgt. Rudi Speich bestritt 1982 sein erstes 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. „Meinem Hobby bin ich immer treu geblieben“, blickt er heute auf die Anfänge seiner Zeit als aktiver Motorsportler zurück. Aber es gab eben nicht nur den Motorsportler Rudi Speich zu dieser Zeit in den achtziger Jahren, sondern auch den Mann, der seine beruflichen Dinge vorantrieb und sich sein erstes Standbein sicherte. Nach dem Diplom an der FH in Köln arbeitete er ein Jahr lang als angestellter Sachverständiger-Azubi bei einem Ingenieurbüro in Lahnstein. Als sich dort die Auftragslage deutlich verschlechterte, machte er sich bereits ein Jahr später in Linz selbstständig.
Vor zwölf Jahren fanden Rudi Speich und die KÜS schließlich zusammen. Speich legte im Jahr 1999 seine Prüfung als KÜS-Prüfingenieur ab und so entstand eine beiderseitige Verbindung von „Sympathie und Sachverstand“. Im Jahr 2000 bezog er seine erste Kfz-Prüfstelle in Linz: „Der Standort war günstig, denn zwischen Neuwied und Bonn gab es damals keine Prüfstelle.“ Doch Rudi Speich gab sich mit dem Erreichten nicht zufrieden. Im nahen Unkel entstand bald darauf die zweite Prüfstelle. Heute ist der Mann vom Mittelrhein Chef von vier Prüfingenieuren. Hinzu kommen ein Kfz-Sachverständiger, ein technischer Assistent, zwei Auszubildende, drei Halbtagskräfte und eine Chefsekretärin. „Die KÜS ist ein Gütesiegel“, sagt Speich, der weiter expandieren will. Dies gilt sowohl für die Räumlichkeiten als auch für die Zahl der Angestellten.
Neben der beruflichen Karriere wurde die Laufbahn als Motorsportler nicht vernachlässigt. Das absolute Highlight war wohl das 24-Stunden-Rennen letztes Jahr, als er im Rahmen der „Audi Experience“ einen Audi R8 mit weit über 500 PS im Team über die Nordschleife jagen durfte. „Das 24-Stunden-Rennen hat eine ungeheure Faszination. Wenn man dann noch ein solches Auto bis an den Grenzbereich bewegen kann, dann ist das eine einmalige Erfahrung.“ Instruktor war damals unter anderem der Österreicher Sepp Haider, der einst für Opel im Kadett GSI in der Rallye-Weltmeisterschaft als Werksfahrer unterwegs war. Das Ziel der Crew hieß damals „ankommen“. Aber es wurde viel mehr daraus. Unter den „Top twenty“ kam Rudi Speich mit seinem Team damals als 18. der Gesamtwertung ins Ziel.
2012 war der Rheinländer in einem 350 PS starken Seat Leon beim Rennen zweimal rund um die Uhr in der Eifel unterwegs. Und wieder das Engagement von Erfolg gekrönt. Mittelmaß ist halt nicht das Ding von Rudi Speich. Sowohl auf der Rennstrecke wie auch als Unternehmer und als KÜS-Prüfingenieur.