Kleine Wagen, hohe Ziele


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Die Passagiere konnten von vorne und hinten einsteigen, um dann Rücken an Rücken zu sitzen und in bzw. gegen die Fahrtrichtung zu schauen. Möglich machte das der Dornier Delta, ein Rollermobil-Prototyp, von Claudius Dornier jr. initiiert, viersitziger Kleinwagen und Reisemobil im Miniformat. Zur Serienreife kam das Konzept dann als »doppelgesichtiger« Janus bei Zündapp, dem Nürnberger Motorradhersteller.

Der Dornier Delta und sein »Serien-Zwilling« Zündapp Janus. Zu einer behutsamen Restaurierung des Delta-Prototypen kam es erst ab 2010, als sich das Nürnberger Museum, das Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee und das Dornier-Museum in Friedrichshafen einigten, den Delta dauerhaft der Nachwelt zu erhalten. Nun ist der Dornier Delta abwechselnd in Mittelfranken am Bodensee und in Oberschwaben zu besichtigen.

 

Den Dornier Delta baute Erwin Hymer – für den jungen Maschinenbauingenieur der erste Anlass, sich mit »Camping-Funktionen« zu befassen, bevor er 1957 mit dem Konstrukteur und Flugzeugpionier Erich Bachem die Firma Eriba gründete, um den Caravan »Ur-Troll« zu entwickeln.
Realisiert wurde der Dornier Delta in selbsttragender Ganzstahlbauweise – nur 2,88 Meter lang und mit 1,40 bzw. 1,42 Metern fast so breit wie hoch. So weit außen wie möglich sitzen konnten die Passagiere bei 1,82 Metern Radstand und 1,21 Metern Spurweite und Rädern der Reifengröße 3.50–12. Unter einer schall- und geruchsdichten Metallhaube saß der gebläsegekühlte Triumph-Standmotor mit 300 ccm Hubraum in der Wagenmitte und entwickelte als Zweitakter 10 kW/14 PS bei 4.000 U/min. Er trieb über ein elektromechanisches Stufengetriebe mit vier Vorwärtsgängen sowie einem Rückwärtsgang per Gelenkwelle, Ausgleichsgetriebe und Halbwellen die Hinterräder an. Das ermöglichte 85 km/h Höchstgeschwindigkeit und 30 Prozent Bergsteigfähigkeit. Der 30-Liter-Tank erlaubte rund 500 Kilometer Fahrt ohne Nachtanken. Bei nur 400 Kilogramm Eigengewicht waren 300 Kilogramm Zuladung möglich.
Statt herkömmlicher Türen gab es vorne und hinten zwei große Klappen, die mit einer Spiralfeder über dem Dach verbunden waren und sich so leicht nach oben öffnen ließen. Die beiden Sitzbänke konnten zu einer ebenen Liegefläche umgebaut werden und boten dann einen 1,20 x 1,80 Meter großen Schlafplatz. Außerdem konnte die hintere Sitzbank herausgenommen werden. So entstanden 1,5 Quadratmeter Ladefläche.
Zwar feierte der Delta 1955 auf der 37. Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt Weltpremiere – zu einer Serienproduktion kam es dann aber nicht, weil sich Dornier wieder auf sein Kerngeschäft konzentrierte. Gleichzeitig wollte Zündapp, Nürnbergs größter Motorradhersteller, sein Zweirad-Angebot um einen vierrädrigen Kleinwagen erweitern, scheute aber eine kostspielige Eigenentwicklung und erwarb so die Lizenz für die Herstellung des Dornier Delta.
Die fast identische Front- und Heckansicht wurde von Zündapp beibehalten und deshalb für das Fahrzeug der Name des doppelgesichtigen römischen Gottes Janus übernommen. Vorne und hinten entschied man sich aber für seitlich aufschwingende Türen, die deutlich steiler standen als beim Delta. Damit verlängerten sich das Dach und die Seitenverglasung, die je zwei ausstellbare Dreiecksfenster erhielt. So wirkte der Janus deutlich größer – obwohl die Grundmaße unverändert waren.
Das Fahrwerk wurde um einen Stabilisator vorn ergänzt und die Reifen mit der Dimension 4.40-12 fielen geringfügig größer aus. Der neue Motor mit nur einem liegendem Zylinder und Gebläsekühlung entwickelte aus
248 ccm Hubraum 10 kW/14 PS und erlaubte trotz 25 Kilogramm höherem Leergewicht gleiche Fahrleistungen. Beim von den Zündapp-Motorrädern übernommene Ziehkeilgetriebe ließ sich beim Schalten kein Gang überspringen.
Ab 1957 wurde der Neue für 3.290 DM zuzüglich 40 DM für die Heizung verkauft. Zum Vergleich: Ein Standard-
Käfer von Volkswagen kostete 3.780 DM. Trotz seiner vielseitigen Nutzbarkeit war der Janus mit seiner »Dos-à-dos«-Sitzanordnung wirtschaftlich kein Erfolg. Nur 6.902 Exemplare wurden bis zum 12. September 1958 produziert.

Bei 400 Kilogramm Eigengewicht, 300 Kilogramm Zuladung möglich.

Hier fungiert der Dornier Delta als Transporter. Der Mann im Kleinstwagen ist Erwin Hymer, der den Kleinstwagen auch baute.

Fotos Archiv Dornier, Seiler

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