Geadelt nicht nur von der Queen: Sir Stirling Moss


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Personen, die sich um das englische Empire verdient gemacht haben, adelt «Her Majesty Elizabeth II.» in der Regel durch einen wohlklingenden Titel, der die Royals zumindest finanziell nicht aus der Bahn wirft. Was sind schon drei Buchstaben gegen einen teuren Landsitz in den schottischen Highlands. Demzufolge blieben sowohl Beatle Paul McCartney wie auch Alf Ramsey, der Englands Fußballer 1966 zu Weltmeister-Ehren geführt hatte, eine Art persönlicher Buckingham-Palace zwar verwehrt, stattdessen dürfen sie sich aufgrund ihrer Meriten nun mit dem Adelstitel «Sir» schmücken.

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Eine Auszeichnung, mit der das Haus Windsor nicht eben hausieren geht. Auch nicht bei verdienten Sportsleuten. Wenn dann jemand derlei geadelt wird, obwohl er es in seiner Sportart nie zum Champion gebracht hat, dann steht dahinter schon eine ganz
bemerkenswerte Persönlichkeit und eine ebensolche Geschichte: Sir Stirling Moss, der «wahrscheinlich beste Rennfahrer der Welt, der nie Weltmeister wurde», feiert am 17. September dieses Jahres seinen 80. Geburtstag.

«Der beste Fahrer, der nie Weltmeister wurde»

War es ein Fluch, war es einfach nur Schicksal oder schlicht und ergreifend Pech, dass dieser «Gentleman vom Scheitel (den er aufgrund seines spärlichen Haarwuchses eigentlich nicht besaß) bis zur Sohle» nie Weltmeister wurde? Stirling Moss ging in die Geschichte der Formel 1 ein als «ewiger Zweiter», er wurde als Angehöriger des Mercedes-Teams ein Opfer des Rückzuges der Stuttgarter vom Motorsport Ende 1955. Nach dem tödlichen Unfall seines Teamkollegen Pierre Levegh, der in Le Mans 83 Zuschauer mit in den Tod riss, zogen sich die «Silberpfeile» von den Rennstrecken dieser Welt zurück. Moss, der zuvor mit dem fünffachen Weltmeister Juan Manuel Fangio mit einem der renommiertesten Rennfahrer aller Zeiten gemeinsam für Mercedes-Benz fuhr, wechselte zu Maserati, später zum britischen Vanwall-Team.

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Sein Traum, mit einem britischen Team Weltmeister zu werden, blieb ihm jedoch verwehrt. Seine ganze Haltung, die ihn zum Ebenbild des edlen und fairen Sportsmanns werden ließ, offenbarte sich jedoch im Jahr 1958, als sein Rivale Mike Hawthorn mit einem einzigen Punkt Vorsprung Weltmeister wurde. Als sein zu Hause ungeliebter Landsmann Hawthorn aus dubiosen Gründen nach seinem Sieg beim Großen Preis von Portugal disqualifiziert werden sollte, setzte sich Moss für ihn ein. Viele Jahre später merkte er dazu an: «Wenn ich mich damals nicht so sehr für Mike eingesetzt hätte, wäre ich wenigstens einmal Weltmeister geworden. Aber ich würde es jederzeit noch einmal genauso machen, weil es richtig und fair war.»

Sir Stirling Moss kämpfte in seiner Glanzzeit mit den besten Rennfahrern der Geschichte. Mit Jack Brabham beispielsweise, der später einen eigenen Rennstall gründete, oder mit dem tödlich verunglückten Deutschen Wolfgang Graf Berghe von Trips. Seine eigene Karriere endete sehr früh und unerwartet am 23. April 1962 bei einem Unfall im britischen Goodwood. Dessen Hergang ist bis heute noch ungeklärt und wird es wohl auch auf ewig und immer bleiben. Moss kämpfte mit Getriebeproblemen, fuhr seinen F1 in einem Rennen, das nicht zur Weltmeisterschaft zählte, jedoch weiter am Limit, wie es seine Art war. Bis er schließlich ungebremst mit hoher Geschwindigkeit mitten in einen hohen Erdwall neben der Strecke rauschte. Moss erleidet neben zahlreichen Knochenbrüchen ein Hirntrauma, ist lange Zeit halbseitig gelähmt. Der 33-Jährige braucht über ein Jahr bis zur völligen Genesung. Obwohl er später bei mehreren Versuchen an seine alten Zeiten heranreichte, gab er die Rennerei endgültig auf, «weil mir die Leichtigkeit im Cockpit abhanden gekommen war.»

Auch wenn er nie Weltmeister wurde, so hält er neben seinem Ruf als untadeliger Sportsmann doch einen Rekord, den ihm wohl niemand mehr streitig machen wird: Er gewann im Lauf seiner Karriere Formel-1-Rennen auf sieben verschiedenen Marken (Mercedes, Maserati, Vanwall, Cooper, Lotus, Ferguson und Porsche). Im Jahr 1999 wurde Stirling Moss anlässlich seines 70. Geburtstages von der Queen in den Adelsstand erhoben. Auf zahlreichen Classic-Veranstaltungen, unter anderem auch am Nürburgring, sieht man ihn auch heute noch. Geadelt aber hat sich «Sir Stirling», wie er seit zehn Jahren heißt, schon lange bevor es die Queen tat. Durch sein untadeliges Verhalten auf der Rennstrecke.

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