Es geht um die Rechte von Millionen Autofahrern


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In seiner finnischen Heimat ist er ähnlich populär wie hierzulande Walter Röhrl. Ari Vatanen (57) war – und ist vermutlich – immer noch ein Alleskönner in Rallye-Fahrzeugen. Er wurde 1981 auf einem Ford Escort Rallye-Weltmeister, gewann in Rekordzeit das schwierigste Bergrennen der Welt hinauf auf den Pikes Peak und siegte viermal bei der Wüstenrallye «Dakar». Seit 1999 gehört Vatanen dem Europäischen Parlament an. Im Juli dieses Jahres bestätigte er, dass er am 23. Oktober dieses Jahres als Nachfolger von Amtsinhaber Max Mosley für den Vorsitz im Weltautomobilverband FIA kandidieren wird. Für KÜS magazin sprach Jürgen C. Braun mit ihm am Rande des «Großen Preis von Deutschland» der Formel 1 auf dem Nürburgring.

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Herr Vatanen, Sie haben vor wenigen Tagen bestätigt, dass Sie für den Vorstandsposten der FIA kandidieren werden. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Vatanen: Innerhalb der FIA sind Veränderungen notwendig geworden und ich glaube, dass ich die Voraussetzungen mitbringe, um diese Veränderungen herbeizuführen. Das ist keine direkte Kritik an den bisherigen Amtsinhaber, aber jede Organisation muss sich von Zeit zu Zeit selbst hinterfragen und neu orientieren. Dazu ist jetzt die Zeit gekommen.

Was muss sich Ihrer Meinung nach am ehesten in der FIA ändern?
Viele FIA-Mitglieder sind frustriert über Dinge, die nicht so laufen, wie sie das ihrer Meinung nach eigentlich tun müssten. Es wurde in letzter Zeit in der FIA mehr gestritten, als nach gemeinsamen Lösungen gesucht. Das muss sich ändern. Diskussionen wird es auch weiterhin geben müssen, aber innerhalb einer neuen Streitkultur. Wir müssen vor allen Dingen das Vertrauen der Menschen in die Organisation wiederherstellen. Das ist hier auch keine Sache zwischen mir und Max Mosley. Ich respektiere, was er in seiner Zeit als FIA-Chef auf die Beine gestellt hat. Aber jetzt ist die Zeit für Veränderungen gekommen.

Es gilt als sicher, dass Sie die Unterstützung der wichtigsten Automobilklubs wie etwa des ADAC in Deutschland haben. Doch das aktuelle Abstimmungssystem richtet sich nicht nach der Größe der Länder, sondern nach der Anzahl der Automobilklubs. Wollen Sie deshalb auf weltweite Wahlkampftour gehen?

Das derzeitige System begünstigt sicherlich kleine Länder, daran müsste etwas geändert werden, aber ich glaube, dass ich einen Weg finden werde, wie ich für meine Ideen werben kann. Ich will die kleineren Länder ja nicht beschneiden, sondern nur für ein gesundes Kräfteverhältnis sorgen.

Max Mosley hat angekündigt, dass er nicht noch einmal kandidieren wird. Es könnte aber sein, dass Sie gegen den ehemaligen Ferrari-Teamchef Jean Todt antreten müssen. Rechnen Sie mit weiteren Gegenkandidaten?

Jede Wahl, jede Abstimmung, sollte nach demokratischen Prinzipien vorgenommen werden. Wer sich noch um diesen Posten bewirbt, das kann man jetzt noch nicht sagen. Aber egal, wer auch immer noch auf dem Stimmzettel stehen wird: Ich sehe mich dabei nicht als Außenseiter.

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Sie bestätigen, dass Sie die Unterstützung vieler Automobilklubs haben. Trifft das gleichermaßen auch auf die Hersteller zu? Finden Sie dort ähnliche Unterstützung vor?

Mit den Automobil-Herstellern hatte ich zu tun, seit ich mich mit Autos beschäftige. Das war schon zu meiner Zeit als Rallyefahrer so, aber auch später, als ich nicht mehr aktiv gefahren und in die Politik gegangen bin. Ich habe in diesem Bereich viel Verbraucher- und Kundenarbeit geleistet. Das hat es zwangsläufig mit sich gebracht, dass man immer wieder miteinander zu tun hatte. Ich glaube, dass mein Rat und meine Ansichten bei den großen Autobauern nicht nur bekannt, sondern auch geschätzt sind. Es geht aber vor allen Dingen um die Rechte der Kunden. Die FIA repräsentiert Millionen von Autofahrern weltweit.

Wir sprechen hier am Rande eines Formel-1-Rennens miteinander. Sie kennen
die Belange des Motorsports sehr genau. Die Vereinigung der Formel-1-Teams, die FOTA, hat eine mangelhafte Transparenz und fehlende klare Abstimmungen mit der FIA angemahnt. Können Sie diese Argumente verstehen?

Die Teams sprechen natürlich einmal in erster Linie für sich, weil sie viel Geld in diesen Sport investieren. Ihre Anwesenheit hier hat einen Sinn, er soll auch einen Nutzen mit sich bringen. Diese Teams sind nicht hier, um aus lauter Lust Geld zu verbrennen. Deshalb kann ich diese Argumente nachvollziehen. Die FIA bietet nur den Rahmen für diesen Auftritt, es kann jedoch nicht sein, dass sich beide Institutionen langsam gegenseitig zerstören. Wir müssen die Basis der FIA stützen, dann stützen wir auch den Motorsport.

Herr Vatanen, vielen Dank für das Gespräch!

Mit Ari Vatanen sprach

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