Eine Rallye mit historischen Fahrzeugen, die auf gezeiteten Wertungsprüfungen gefahren wird: Keine andere Motorsport-Veranstaltung in Deutschland verbindet diese beiden Kriterien zu einem Alleinstellungsmerkmal wie die beiden Tage an der Ahr und in der Eifel: Das ist mehr als nur eine lockere Altherrenfahrt in ein pils- und rotweinseliges Wochenende in der Eifel und an der Ahr: Hier geht es um Punkte, Pokale, Prämien und Prämissen. Denn geschenkt wird den Fahrerteams nichts. Außer ein paar unvergesslichen Augenblicken zwischen Nürburgring und Start und Ziel an der Ahr.
Es ist die Faszination zweier Motorsport-Welten, die dieses Event auszeichnet: historischer Motorsport mit wunderschön erhaltenen oder wieder aufgebauten Fahrzeugen, die immer noch den sportlichen Wettbewerb suchen und das Duell abseits der asphaltierten Piste: Der Kampf der Lenkrad-Artisten, der Quertreiber, der Künstler an Pedalerie und am Volant: Dieses Attribut durfte die in ihrer Art einzigartige „Rallye Köln-Ahrweiler“ auch in diesem Jahr wieder für sich in Anspruch nehmen. Wie schon in den Vorjahren war die KÜS Partner der R-K-A und dokumentierte ihre Verbundenheit auch mit einer eigenen, namentlich festgelegten, Wertungsprüfung.
Auch in diesem Jahr hatten sich über 100 Teams aus den verschiedenen Trophy-Wettbewerben zum Beginn des zweiten November-Wochenendes in dem kleinen, verwinkelten Ahrtal eingefunden. Begleitet und eskortiert wurden sie von knapp 30 Vorwagen, einer ganz seltenen Spezies von Rallye-Fahrzeugen. Von Beginn an entwickelte sich bei der 37. Auflage der traditionsreichen Veranstaltung eine spannende Auseinandersetzung: Die Spitzenteams lieferten sich vor einer tollen Zuschauerkulisse und bei nahezu vollständig trockenen Bedingungen einen großen Kampf um den Gesamtsieg.
Zum ersten Mal seit 1986 gab es dabei am Samstagabend bei der Siegerehrung einen Erfolg der Quattro GmbH zu bejubeln. Anton Werner und Gabriele Fischer hatten im Audi Quattro nach 13 Wertungsprüfungen 2:346 Minuten Vorsprung auf Dominik an der Heiden/Gerd Ottenburger im Porsche 911 RSR. Mit nur 3,2 Sekunden Rückstand folgten Rainer Hermann/Gabriel Hüweler (Opel Ascona 400). Für das Audi-Team war es beim sechsten Start der erste Gesamtsieg.
„Zweiter und Dritter war ich schon. Umso schöner, dass es jetzt endlich auch mit dem ersten Gesamtsieg geklappt hat“, freute sich der 2014er-Triumphator am Ende und bedauerte den Ausfall seines vermeintlich schärfsten Konkurrenten Georg Berlandy. Der Rekord-Gesamtsieger musste mit seinem Opel Ascona A mit seinem langjährigen Co-Piloten Peter Schaaf vor der siebten Wertungsprüfung wegen eines technischen Defektes aufgeben. „Ohne Georg hat mir etwas der Maßstab gefehlt.“
Dominik an der Heiden, Gesamtsieger von 1997 und 1999, hatte nach dem vielen Pech der letzten Jahre dieses Mal Fortuna auf seiner Seite. Der Porsche-Pilot zeigte eine bärenstarke Leistung und verteidigte die zweite Position. Rainer Hermann und Yann Munhowen (BMW 323i) fuhren, wie im Vorjahr, auf die Plätze drei und vier. Zum ersten Mal gewann Jürgen Lenarz aus dem kleinen Eifelort Sarmersbach die Sonderwertung zum „Gold-Cup“. „Das war unser erklärtes Ziel“, freute sich der Eifeler, der nach neun Starts im Opel Kadett GSI nun mit dem BMW M3 endlich „den Deckel drauf“ machte in der Gold-Cup-Wertung.
Doch Ergebnisse sind nur ein Teilaspekt dieser ganz außergewöhnlichen Veranstaltung. Vor allem aber zeichnet sich die R-K-A durch ihr unvergleichliches Flair aus. „Das ist nicht wie bei den modernen Rallyes, dass man zwei oder drei Prüfungen fährt und dann zurück in den Service muss“, schilderte Peter Schlömer, einer der Väter des spektakulären Eifel Rallye Festivals seine Eindrücke. „Es ist immer toll, die ganze Strecke durch das Ahrtal hinunter bis zum Nürburgring zu fahren und zu erleben, wie sich die Menschenmassen an unseren Fahrzeugen begeistern.“ Der Vorsitzende des Motorsportclubs Daun war selbst mit seinem Talbot Sunbeam als Vorwagen an den Start gegangen.
Und nicht nur ihm, sondern auch den vielen anderen Teilnehmern, wie etwa dem ehemaligen schwedischen Weltklasse-Piloten Per Eklund in seinem Saab 99 Turbo, durfte man am Samstagabend getrost das Versprechen abnehmen: „Im nächsten Jahr sehen wir uns bei der Köln-Ahrweiler wieder.“
Fotos: Oliver Kleinz