Claus Theo Gärtner


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Mit Peter Sattmann hat er Theater gespielt. Mit Nick Mason von Pink Floyd ist er Rennen gefahren. Ach ja, ganz bürgerliche Berufe hat er auch ausgeübt, z. B. eine Lehre als Klempner begonnen. Mögen alle Eltern, die ihren Kindern zu Recht sagen müssen „Bring zu Ende, was Du anfängst“, mal eben diesen Satz überlesen: Wäre Claus Theo Gärtner dabei geblieben, es hätte ein großes Publikum um Jahrzehnte spannender Fernsehabende gebracht.


Denn: Seine bekannteste Rolle, als Privatdetektiv Josef Matula, ist schließlich quasi sein alter ego geworden. Kein Wunder, dass er seine jüngst erschienene Autobiographie mit „Matula, hau mich raus“ überschreibt. Ein herrlich doppeldeutiger Titel: Denn ein Haudrauf im wörtlichen Sinn war er ja. Aber einen Unschuldigen aus einem Mord- oder anderem Verdacht raushauen, das kann man nur metaphorisch, durch den Beweis seiner Unschuld. Dafür war Josef Matula prädestiniert, der raubeinige, selten um einen Spruch verlegene, chronisch geldknappe Privatermittler mit der sonoren Stimme. Wen die Recherchen bei „Ein Fall für zwei“ im ZDF in die Untiefen von Frankfurt alias Mainhattan führen, sollte sich nicht den Luxus der Zimperlichkeit leisten.

So war Josef Matula der perfekte Gegenentwurf zu seinen Auftraggebern. Vier Rechtsanwälten stand er zur Seite, denen ihre profunden juristischen Kenntnisse oft nicht nützlich gewesen wären, hätte nicht Matula seine Fähigkeiten eingebracht. Unvergessen Dr. Dieter Renz, mit dem alles 1981 begann, der von Günter Strack so vorzüglich verkörperte Feingeist. Auf ihn folgte Dr. Rainer Franck, den Rainer Hunold bei aller gewollten Ähnlichkeit zu Renz doch vom Vorgänger abgrenzen konnte. Recht kurz war das Gastspiel von Dr. Johannes Voss. Der, verkörpert von Mathias Herrmann, sollte ganz anders werden als Renz und Franck, wurde dann aber seinem Partner Matula wiederum zu ähnlich. Mit Dr. Markus Lessing wurde es dann die längste Partnerschaft zwischen Detektiv und Anwalt. Schauspieler Paul Frielinghaus verkörperte eine Mischung aus Idealist und Realist, und dieses Gespann zeigte außerdem, dass sich in 20 Jahren an der Konstellation „junger Detektiv und älterer Anwalt“ etwas Entscheidendes geändert haben musste: Die beruflichen Partner standen sich, anders als früher, unvermeidlich altersmäßig näher.

Nach 13 Jahren Matula/Lessing und 31 Jahren „Ein Fall für zwei“ fiel 2012 die letzte Klappe. Claus Theo Gärtner, Jahrgang 1943, verabschiedete sich in Richtung Weltreise. Das passte zu einem leidenschaftlichen Autofahrer, der Rallyes fuhr und zu den ersten Matula-Folgen sogar seinen eigenen Alfa mitgebracht hatte.

So ganz hat er vom Matula dann doch nicht gelassen: Bei seinen Nachfolgern gab er in einer Folge ein Gastspiel. Denn das ZDF hat nach kurzer Pause die Serie weitergeführt. Ebenfalls Anwalt und Detektiv, sind in ihrer Art Benjamin Hornberg (Antoine Monot jr.) und Leo Oswald (Wanja Mues) doch völlig andere Charaktere. Und ihre gemeinsame (Vor)geschichte entschlüsselt sich dem Zuschauer erst nach und nach. Und das ist auch gut so. Eine Matula-Kopie hätten die Zuschauer, die ihrer Serie über Jahrzehnte treu blieben, wohl kaum goutiert.

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