Auferstehung eines verschollenen Jazz-Duetts


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Beide waren begeisterte Jazz-Musiker, ohne die Nähe zur Unterhaltungsmusik, zum »easy listening« zu scheuen. Paul Kuhn (1928-2013) war u. a. Bandleader der Big Band des Sender Freies Berlin (SFB), Eugen Cicero (1940-1997) gab z. B. der Musik von Franz Schubert ein modernes Gewand, was manche Klassik-Puristen entsetzte, Cicero aber 1976 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik eintrug. Jahre zuvor war ihm mit der Aufnahme »Rokoko-Jazz« ein Millionenseller gelungen.

Dass beide einen Abend lang gut 300 Besucher im Bernhard-Theater mit ihrer Musik begeisterten, war lange vergessen. Hier, im Souterrain des Zürcher Opernhauses, gab Eugen Cicero seit seiner Übersiedlung in die Schweiz 1982 jährlich im Herbst ein Konzert. Er lud sich jeweils einen Gast ein, 1992 war das Paul Kuhn. In dessen SFB-Bigband hatte Cicero zeitweilig mitgewirkt.
Eine Aufnahme des Konzerts, noch auf Musikkassette, wanderte in einen Karton, der dem Plattenproduzenten Frank Kleinschmidt gehörte. Der Inhaber des 1989 gegründeten Jazz-Labels IN + OUT Records vergaß das Band schlichtweg. Bis zur Wiederentdeckung vergingen fast 30 Jahre. Den Anstoß dafür gab Paul Kuhns Witwe Ute, die eine Kopie der Aufnahme besaß: „Ich kramte in meinem Archiv, fand die Originalkassette und war total begeistert“, erklärt Frank Kleinschmidt kurz und bündig die jetzt wiederveröffentlichte Aufnahme auf CD. Dass die „Auferstehung“ des zunächst verschollenen Jazz-Duetts jetzt tontechnisch up to date verfügbar ist, versteht sich von selbst.
Das Repertoire reicht von Standards wie „My Funny Valentine“ und „How High The Moon“ bis zu Chopins „Prélude in E-Minor“. So haben Cicero und Kuhn auch hier ihre große Stärke ausgespielt, indem sie Brücken zwischen E- und U-Musik schlagen.

PAUL KUHN & EUGEN CICERO – BERNHARD THEATER – ZÜRICH 05.10.1992 IN+OUT Records / edel Kultur

Fotos in+out Records, Rafael Toussaint

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