Auf den Spuren der Maginot-Linie


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Bereits nach dem ersten Weltkrieg befasste sich Frankreich mit der Idee, eine militärische »Schutzlinie« nach Osten und Nordosten zu entwickeln und zu bauen. Man hatte im Land der Gallier damals so seine Erfahrungen mit den östlichen Nachbarn gemacht. 

Man hatte im Land der Gallier so seine Erfahrungen mit den östlichen Nachbarn gemacht. 

1919 war das, als das Hauptquartier der französischen Streitkräfte erste Planungen und Berechnungen ins Auge fasste. Und es vergingen mehr als 10 Jahre, bis man zur Tat schritt. Im Südosten des Landes und auch weiter im Norden wurden Bunker und Wehranlagen sogar noch aus dem Krieg von 1870/71 mit einbezogen (u. a. Briançon, Modane und Nizza-Sospel), restauriert und für den nächsten Einsatz fit gemacht. Die neue Maginot-Linie zog sich bis an die westliche Schweizer Landesgrenze, setzte dann aus (Schweizer Kriegsneutralität) und wurde etwa ab Belfort weiter bis an die Belgische Landesgrenze geführt. Stets nahezu parallel zum Rhein und somit zur heutigen Deutschen Grenze. Im Prinzip natürlich, um im Süden die italienischen, im Nordosten die deutschen Streitkräfte abzuhalten. 

5 Kilometer lange Gänge, die bis 35 Meter unter Tage reichen

Von den zum großen Teil im nördlichen Elsass gelegenen Bunkeranlagen, sogenannten »Werken«, sind einige seit den Mittachtziger Jahren voll restauriert und unter kundiger Führung zu besuchen. Das Städtchen Lembach, unweit der französisch-deutschen Grenzstadt Wissembourg, beherbergt am waldigen Stadtrand die große Bunkeranlage »Four à Chaux«. Sie beinhaltet alles, was zu Kriegszeiten wichtig war fürs Überleben und Verteidigen, restauriert von vielen Spezialisten und seit 1985 begehbar. Joseph Haensli ist Lembacher und mit der Geschichte des Werks bestens vertraut, er leitet die Führungen, die bis 35 Meter unter Tage reichen und an die 5 Kilometer lange Gänge aufweisen. Etwa 600 Soldaten machten hier Kriegsdienst, wochenlang ohne einen Sonnenstrahl zu sehen. Energiezentralen, Wasser- und Abwasserpumpen, ein Lazarett mit OP-Raum, Küchen, Schlafräume, Besprechungszimmer und vor allem gewaltige Technik zur Abwehr. Unterstützt außen durch Panzer, die auch heute noch, obwohl nicht mehr verwendungsfähig, samt Bunkern Schauder und Respekt zugleich einflößen. Geschütztürme für Kanonen und Mörser, für Schnellfeuergewehre, Granatwerfer und Panzersperren konnten aus dem Bunkerinneren ausgefahren werden und vermitteln bis heute Begriffe wie »Unbesiegbarkeit« und »Wehrhaftigkeit«. Im Außenbereich um die Bunkeranlagen zeugen noch halbverdeckte, stark bewehrte ausfahrbare Kuppeln für Geschütze und gut getarnte Not- und Fluchtausgänge in den Wäldern von den gewaltigen Wehranlagen. Knapp 20 Kilometer südöstlich von Lembach liegt, gut versteckt in einer Waldschneise, das von Panzersperren abgesicherte »Werk« von Schoenenbourg, das zur Gemeinde Hunspach gehört. Auch hier hat die Vollrestaurierung zu einem touristischen Hotspot geführt, der so manches mit Lembach gemeinsam hat. Nur wenige hundert Meter weiter stehen gepflegte Weinberge mit feinen Reben, und in alten Fachwerkhäusern haben sich idyllische Restaurants mit bestem Ruf angesiedelt. 

So ergibt sich die Empfehlung zu einer kulinarischen und historischen Nachkriegsreise ins nördliche Elsass, einen Katzensprung nur von der deutschen Grenze entfernt. Die Panzer sind inzwischen schlafen gegangen, aber die von ihnen bewachten Werke sind weiterhin äußerst lebendig und faszinierend, nicht nur als Denkmäler einer ehemaligen Kriegs-Kultur …

www.lignemaginot.fr

Fotos F. Nüssel / A. Jaffart

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