Wellness auf dem Campingplatz


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Eine grüne Wiese am murmelnden Bach, morgens gemeinschaftliches Zähneputzen im zugigen Sanitärblock und abends lauwarme Ravioli aus der Dose? So funktioniert Camping schon lange nicht mehr. Moderne Unternehmen bieten in Deutschland heutzutage den Komfort großer Fünf-Sterne-Hotels: Wellnessbereiche mit thematischen Schwerpunkten, komplette Physiotherapie auf Krankenschein oder Spitzenküche mit Produkten aus der Region.

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Alpen-Caravanpark Tennsee – seit 1956 unter anderem bekannt für sein Angebot an Wintercamping.

Ein gutes Beispiel ist das Kur- und Feriencamping Dreiquellenbad in Bad Griesbach. Wolfgang Hartl startete unter ungünstigen Bedingungen. Der gelernte Hotelkaufmann und -betriebswirt übernahm 1984 den bäuerlichen Betrieb und «musste was machen», denn Landwirt wollte er nicht werden. So entstand die Idee, einen Campingplatz mit Restaurant zu gründen: «Ich bin ja schließlich vom Fach.» Und da Bad Griesbach einen guten Ruf als Kurort zu verteidigen hatte, war es auch nicht abwegig, für die Campinggäste eine Massagepraxis einzurichten. Das Konzept wurde ein voller Erfolg, zumal sich die Gemeinde über die Jahre auch als größtes Golfzentrum Europas etablierte. So entstanden auf dem Platz unter anderem ein Natur-Badeteich, ein Sole-Freibecken, ein Hallenschwimmbad, ein Whirlpool, eine Dampfgrotte und ein Salz-Ruheraum.

Doch in die Schlagzeilen geriet Wolfgang Hartl vor zwei Jahren als Deutschlands einziges Campingressort mit eigenem Thermalwasser. Das heilende Nass bringt ein Tanklastwagen alle drei bis vier Tage morgens um fünf Uhr: «Dann stört das keinen.» Seit 2007 steht nach Umbau und Erweiterung eine Allgemein- und Badearztpraxis unter eigener Leitung. Hier bekommen die Campinggäste nicht nur alle von den Krankenkassen anerkannten und bezuschussten Anwendungen und Therapien – ein umfangreiches Wellness-Angebot steht Ihnen ebenfalls zur Verfügung inklusive Kosmetik, Fußpflege und Frisör. Ingesamt 54 Mitarbeiter, davon alleine 18 im medizinischen Bereich, kümmern sich um die Gäste, die in 15 Ferienwohnungen oder auf 200 Stellplätzen unterkommen; letztere alle ausgestattet mit eigener Wasser-Ver- und Entsorgung, Strom- und Kabelfernseh-Anschluss. Das ist Camping vom Feinsten, zumal Wolfgang Hartl klare Prioritäten setzt: «Wir werden nicht in der Kapazität wachsen, wohl aber in der Qualität.»

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Eine komplette Kuranwendung ist nicht die einzige Überraschung auf deutschen Campingplätzen. Der Alpen-Caravanpark Tennsee bei Garmisch-Partenkirchen zeigt seine Stärken gerade dann, wenn das Wetter mal nicht so mitspielt. Dem gelernten Konditor Armin Zick war schon in den 60er-Jahren klar, dass «eine schöne Lage alleine nicht ausreicht, damit die Gäste kommen.» Der gelernte Konditor hatte bereits in jungen Jahren die Welt gesehen und in erstklassigen Häusern Erfahrungen gesammelt, «welche Standards international gelten und was verlangt wird.»

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Campingplatz Elbsee – engagiert bei „Eco-Camping“

Als er 1963 schließlich den Campingplatz von seinem Vater übernahm, konnte er auf einem soliden Fundament aufbauen. Der Caravanpark war bereits seit 1956 bekannt für sein Angebot an Wintercamping – damals eine Pioniertat. Entsprechend kompromisslos gestaltete sich der weitere Ausbau, denn «was im Winter gut ist, taugt im Sommer allemal.» Die Anforderungen an Statik, Heizung und Isolierung sind Ganzjahresbetrieb deutlich höher. Hinzu kamen topografische Probleme: «Überall schaut der Fels raus.» Selbst einfache Installationen wie Abwasserkanäle setzten schweres Gerät und teilweise Sprengungen voraus.

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Zick erfand schon vor über 20 Jahren Privat-Badezimmer und setzte damit einen Trend, der inzwischen viele Nachahmer gefunden hat. Der Gast bekommt einen Schlüssel zu seinem persönlichen Bad, das täglich gereinigt wird: Leben wie im Hotel mit Spitzengastronomie am Platz, nur schlafen auf eigener Achse. Aber keine feste Unterkunft bietet das Leben unter freiem Himmel, wie es die Caravaner schätzen. Zumal der Stellplatz die Urlauber mit eigenem Telefon-Festnetzanschluss und auf Wunsch auch mit stationärer Gasversorgung verwöhnt.

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Aber die Urlauber legen nicht nur Wert auf Top-Komfort. In Zeiten des Klimawandels rückt das Thema Ökologie stärker in den Vordergrund, auch im Urlaub, etwa auf dem Camping Elbsee bei Kempten, der sich seit 2001 im Verein Ecocamping engagiert.

Engel begleiten den Weg. Aus Stahlblech geschnitten behüten sie die Hecken oder schauen vom Dach der Rezeption herunter. Üppige Blumenpracht, wohin das Auge schaut. Steingärten mit Kräutern. Tafeln mit Sinnsprüchen. Kneipp-Tretbecken, eine kleine Kapelle. Nein, das ist kein Campin

gplatz wie jeder andere. Und deshalb wurde er auch als einziger von 60 europäischen Bewerbern mit dem Royal Accommodation Award 2006 als Gewinner in der Kategorie Campingplatz ausgezeichnet. Die international höchste Auszeichnung wird nicht nur für nachhaltige, sondern auch wirtschaftliche Betriebsführung vergeben. Das bestätigt den Eigentümer Hubert Martin in seinem Grundsatz: «Schwarze Zahlen mit grüner Wirtschaftsweise.»

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Beeindruckende Fakten begleiten diesen Erfolg: Der Elbsee spart jährlich 110.000 Liter Heizöl, 213.000 Kilogramm Kohlendioxid und ist CO2-neutral. Bis dahin war es ein weiter, aber konsequenter Weg. Die Familie Martin baute bereits 1971 eine eigene Bio-Kläranlage. Das Wasser der örtlichen Quelle füllt als Überlauf ein Kneipp-Tretbecken. Danach fängt ein 30.000-Liter-Tank das kühle Nass auf, um es schließlich für die Toilettenspülung zu verwerten. Zusammen mit dem Einbau von elektronisch gesteuerten Sensor-Sanitärarmaturen ließ sich so der Wasserverbrauch um 30 Prozent senken. Solarpanels auf den Dächern der Sanitärgebäude fangen die Sonnenenergie auf. Eine Hackschnitzelheizung verfeuert als Ergänzung Holz aus den eigenen Wäldern, das sonst verrottet wäre oder auf der Speisekarte des Borkenkäfers stünde. Eine Wärmepumpe schöpft Energie aus der Abluft der Sanitärblocks. Pufferspeicher wärmen den darüber liegenden Wellnessbereich. Das sind alles nur Beispiele für das, was Hubert Martin meint, wenn er sagt: «Man muss die Dinge zusammenbringen.»

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Nicht jeder Gast merkt den Aufwand hinter den Kulissen. Auf den 180 ebenen Dauerstell- und 120 touristischen Plätzen hält sich ein klassisches Campingpublikum auf. Aber manch einer wollte nur eine Nacht kommen und blieb dann doch länger, weil ihn der Elbsee verzaubert hat.

Keine Frage, die Campingplätze sind mitten im Wandel. Ein Fußballfeld und ein Flussufer reichen nicht mehr, um die Gäste zu binden. Und das Schönste daran: Campingurlaub ist in Deutschland besonders preiswert. Während beispielsweise ein Top-Platz in Frankreich 51 und in Italien sogar knapp 53 Euro pro Nacht kostet, zahlen Vater, Mutter, Kind für eine Nacht auf den hier vorgestellten Plätzen maximal 27 Euro.

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Kur- und Feriencamping Dreiquellenbad in Bad Griesbach – Naturteich, Sole-Außenbecken, Hallenbad mit Thermalwasser und Massagepraxis begeistern die Besucher.

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