Ein Bus und seine besondere Geschichte


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Über 100 Jahre alt und jederzeit nutzbar – damit ist der Ford Model TT Bus von 1922 eine echte Rarität. Die mit elektrischem Anlasser oder per Kurbel besonders willig anspringt, weil die vier Zündspulen jeweils über einen Winkel von 40 Grad der Kurbelwellenumdrehung Funken abgeben.

Wer ihn fährt, muss unbedingt die ungewöhnliche Anordnung der Bedienteile beachten: Von den drei Fußpedalen betätigt das rechte die Fußbremse, das mittlere den Rückwärtsgang und das linke getreten den ersten oder gelöst den zweiten Vorwärtsgang. Gas wird mit der Hand unter dem Lenkrad gegeben und der große Handhebel links betätigt halb geschwenkt die Kupplung und ganz gezogen die Kardanbremse.
2021 hat ihn Harald Schmid aus Pleystein in der Oberpfalz gekauft. Für den Leiter der Zentralwerkstatt der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg bedeute das eine Menge Arbeit: Der Model TT Bus war zwar fahrbereit, hatte aber erheblichen Reparatur- und Wartungsstau.
Alle Holzteile wurden geschliffen und neu versiegelt, das Dach mit zeitgenössischem Long-Grain-Kunstleder bespannt. Über neue Federn für die Sitze kam ein Material zum Einsatz, das dem Original-Bezug entspricht.
Bremstrommeln, Bremsbänder und Kupplungsscheiben im Getriebe wurden teilweise erneuert – Spulen und Magnete der Zündung, Vergaser sowie Lichtmaschine und Anlasser aber nur gereinigt. Der Benzintank musste nachgefertigt werden und der Auspuff wurde durch ein Repro-Neuteil ersetzt.
Instrumente, Lenkrad, Lenkgetriebe und Lenksäule erforderten nur optische Aufarbeitung. Die Hinterräder bekamen neue Speichen aus Hickory und die Hinterachse wurde komplett mit guten Gebrauchtteilen sowie neuen Lagern und Dichtungen überholt. Die Elektrik erhielt neue, stoffummantelte Kabel, zeitgenössische Rückleuchten sowie Blink- und Bremslichtfunktion.
Der 2,9-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor mit 17 kW/22 PS, Zweigang-Getriebe und Vorderachse entsprechen den Pkw, die als „Tin Lizzy“ (Blechliesel) bekannt wurden. Der verstärkte Rahmen mit um 25 Zoll auf 3,18 Meter verlängertem Radstand hatte aber eine Hinterachse mit Schneckenwellenantrieb und eine kürzere Übersetzung sowie hinten größere Reifen als vorn.
Nur 650 US-Dollar betrug der Neupreis des Busses 1922. Für das Exemplar, das heute Harald Schmid gehört, wurde seinerzeit in Söderköping ein mit Zinkblech beplankter Holzaufbau mit Heckeinstieg, einem Fahrersitz sowie zwei Längs-Sitzbänken für 12 Passagiere gefertigt. Von 1923 bis 1928 fuhr der Bus im Linienverkehr von Ulrika nach Linköping, landete dann auf dem Schrottplatz – bis er für Inga Lisa Calissendorff als 3,5 Meter langes Spielhaus in Mjölby in den elterlichen Garten kam. (Inga hat ihrem ungewöhnlichen Spielzeug 2008 ein eigenes Buch gewidmet). Ende der 70er Jahre landete der Bus-Aufbau in Holte/Dänemark beim Oldtimersammler Viklit Grae Jörgensen. Der schlachtete ein Feuerwehrauto, das auch auf einem Ford Model T Truck montiert war, und brachte so den Bus wieder zum Laufen. Danach blieb er ständig in Dänemark zugelassen.
Heute ist er das noch für neun Personen, „damit er auch ohne Omnibus-Führerschein gefahren werden darf“, wie Harald Schmid erklärt. Und als über „Hundertjähriger“ fährt der Bus munter durch die Nord-Oberpfalz!

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