Roadmovie: Die Reise zu sich selbst


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Zwei junge Männer fahren auf einer Harley Davidson durch den mittleren Westen der USA. Ein festes Ziel haben sie nicht. Sie wollen nur unterwegs und frei sein, den Geist Amerikas spüren. Dennis Hoppers Easy Rider (USA 1969) ist für viele das Roadmovie schlechthin, seit dem Titelsong „Born to be wild“ von Steppenwolf dessen Hymne. Der Kino-Hit der Hippie-Ära markiert die Geburtsstunde eines Genres, das wie kein anderes die Sehnsucht der Jugend nach Freiheit und Identität, nach einem selbstbestimmten Leben und authentischen Erfahrung Ausdruck verleiht: Wo, um Himmels Willen, ist mein Platz im Leben?

"Easy Rider": Der Kultfilm begründete ein eigenes Genre

„Easy Rider“: Der Kultfilm begründete ein eigenes Genre

Heute, gut 40 Jahre danach, sind Landstraße, Highway und Gleisbett im Film etabliert. Die Spanne der Roadmovies reicht vom ambitionierten Autorenfilm bis zu anspruchsloser Kinokost à la „Auf dem Highway ist die Hölle los“. Für die Protagonisten bedeutet die im Auto, per Bahn oder auf dem Rasenmäher zurückgelegte Strecke oft eine symbolische Reise in ihr Innerstes. Die da unterwegs sind, sind meist gesellschaftliche Außenseiter – drastisch zu sehen in „Bonnie und Clyde“ (1967). Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist Oliver Stones „Natural Born Killers“ (1994). Weitere Beispiele seien kurz beschrieben.

Die Sache mit der Freiheit kann gut ausgehen. Zum Beispiel lässt sich das Familienleben in Ordnung bringen. Das gelingt mit einer Mietwagenreise in „Little Miss Sunshine“ (2006). Zwischen Arizona und Kalifornien bleibt Zeit zum Nachdenken. Dann hat das Abenteuer wirklich den dringend nötigen Ordnungsimpuls ins Leben der Familie von Richard Hoovers Familie (Greg Kinnear) gebracht.

Manchmal geht es nicht gut aus. Für „Thelma und Louise“ (1991) etwa, die rund 1.500 Meilen zurücklegen. Die Reise beginnt in Los Angeles, und sie sollte in bester Roadmovie-Tradition eine zu sich selbst sein. Hier die von ihrem Leben angeödete Hausfrau, da ihre unternehmungslustige Freundin. Deswegen verdient ein Titel aus dem Soundtrack besondere Beachtung: „The Ballad Of Lucy Jordan“ erzählt die Geschichte einer Hausfrau, die mit Mitte 30 erkennt, dass sie ihre Lebensträume nie mehr umsetzen kann, zum Beispiel eine Sportwagenfahrt durch Paris. Marianne Faithfull war 1979 für das ursprünglich für Dr. Hook von Shel Silverstein geschriebene Lied die Idealbesetzung. Die Freundinnen Thelma und Louise erfüllen sich ihren Reisetraum, allerdings zum höchstmöglichen Preis.

Heute kann man durchaus selbst auf den Spuren von Richard, Thelma, Louise und anderen unterwegs reisen, ohne eine Hollywoodgröße zu sein. Auf der Internetseite des Mietwagenanbieters Holidayautos finden sich zehn Touren zum Nachfahren. Sie spiegeln auch das Spektrum des Genres-Roadmovie von „amüsant“ bis „tragisch“. Man darf auch gespannt sein, was den Regisseuren und Drehbuchautoren für dieses Genre in Zukunft einfällt.

"Little Miss Sunshine": Es bedarf schon einer Familienreise im familientauglichen VW Bulli, um die angestauten Probleme wirklich gut zu lösen. Ende gut, alles gut.

„Little Miss Sunshine“: Es bedarf schon einer Familienreise im familientauglichen VW Bulli, um die angestauten Probleme wirklich gut zu lösen. Ende gut, alles gut.

"Thelma und Louise": Die Hausfrau in "The Ballad Of Lucy Jordan" ist so genervt von ihrem Leben wie Thelma im Film von ihrem Mann. Das Lied auf der LP "Broken English" beschert Marianne Faithfull 1979 ein fulminantes Comeback - und als Soundtrack zum Film viele neue Fans.

„Thelma und Louise“: Die Hausfrau in „The Ballad Of Lucy Jordan“ ist so genervt von ihrem Leben wie Thelma im Film von ihrem Mann. Das Lied auf der LP „Broken English“ beschert Marianne Faithfull 1979 ein fulminantes Comeback – und als Soundtrack zum Film viele neue Fans.

 

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