Rallye-Kommissar in der WRC


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Ein letztes Mal wurde die diesjährige Ausgabe der World Rallye Cars in der ältesten Stadt Deutschlands ausgetragen. Nach 14 Jahren in Trier wird die Deutschland-Rallye ab 2017 im Saarland stattfinden. In Erinnerung bleiben werden die legendären Wertungsprüfungen in den Weinbergen und die unvergleichliche Atmosphäre des Starts an der beleuchteten Porta Nigra. Mit dabei bei einer der schönsten Rallye-Veranstaltungen des Jahres ist seit vielen Jahren KÜS-Prüfingenieur Stefan Ehl. Als technischer Kommissar kontrolliert er, ob die WRC-Fahrzeuge den strengen Regeln und den Sicherheitsstandards entsprechen. Max Schneider hat mit ihm über seinen Einsatz bei der Deutschlandrallye gesprochen.

Welche Aufgaben hast du als technischer Kommissar bei der WRC-Deutschland-Rallye?
Wir sind für die technische Abnahme der Rallyefahrzeuge zuständig und überprüfen, ob das Reglement eingehalten wird. Durch uns finden vor, während, aber vor allem nach der Rallye Abnahmen statt. Die Sieger-
autos werden nach dem Rennen einer ausführlichen Schlussprüfung unterzogen, die mit erheblichen Zerlegungsarbeiten einhergeht.

Welche Fehler oder Mängel reklamierst du am häufigsten bei den Teilnehmern?
Bei den WRC-Autos der Priorität 1 finden wir kaum was. Die Werksteams sind meistens sehr gut aufgestellt und gehen kein Risiko ein. Bei den Amateuren sind jedoch immer wieder Mängel zu finden. Beispiele sind Käfige, die nicht komplett durchgeschweißt
sind, abgelaufene Feuerlöscher oder zu alte Sitze. Auch dürfen die Lenkräder nicht mehr höhenverstellbar sein und es dürfen sich keine Leitungen zwischen Käfig und Karosse befinden, da dort im Falle eines Unfalls schnell
gefährliche Schäden entstehen können. Was wir auch häufig beanstanden müssen, sind Rallyeautos, die in ihrer Konfiguration nicht der Gruppe entsprechen, in der sie genannt wurden.

Was machst du, wenn du einen Mangel oder eine unerlaubte Maßnahme am Rallyeauto entdeckst?
Ich leite Beanstandungen an meinen Obmann weiter, der diese wiederum an den Sportwart weiterleitet. Wir können empfehlen, dass Autos, die dem Reglement nicht entsprechen, nicht starten dürfen. Die Entscheidung liegt letztendlich aber beim Rallyeleiter. Da die erste Abnahme am Tag vor der Rallye stattfindet, haben die Teams auch noch Zeit, um Fehler zu beheben.

Bei etwa 40 bis 50 % der Autos muss nach unserer Abnahme nachgearbeitet werden.

Als Rennkommissar kommst du den Stars der Szene sehr nahe. Wie sind die Rallyeprofis denn so drauf, besonders, wenn du etwas an ihren Arbeitsgeräten zu bemängeln hast?
Mit den Fahrern selbst haben wir im Rahmen der technischen Abnahme kaum Kontakt. Es sind größtenteils Mechaniker, die die Autos bei uns vorführen. Wenn wir einen Mangel entdecken, werden die schnell panisch, denn sie haben nur 12 Stunden Zeit, um den Fehler zu beheben.

Wie wird sich die Rallye und damit deine Arbeit als technischer Kommissar in Zukunft wandeln, welche Trends zeichnen sich ab?
Der strenge Rahmen des Reglements bietet den Herstellern wenig Raum, um die Autos über technische Komponenten zu optimieren. Jedoch wird bereits heute vieles über die Software geregelt. In die Programmierung des Fahrzeugs haben wir als technische Kommissare keinen Zugriff, das ist wohl der Bereich, in dem insbesondere die Werksteams versuchen werden, einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten zu gewinnen.

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