Nahezu vierstellige Reichweiten kennt man bislang nur vom Diesel. Das Projekt des Instituts Automotive Powertrain unter der Leitung der Professoren Dr.-Ing. Thomas Heinze und Dr.-Ing. Harald Altjohann will erneut aufzeigen, dass das Potenzial bei Ottomotoren und Nebenkomponenten noch lange nicht ausgereizt ist.
Aus Zeit- und finanziellen Gründen wird das Vorhaben, einen so genannten Matratzentank zu entwickeln (siehe KÜSmagazin 32), aktuell nicht weiterverfolgt. Die Tests für das Genehmigungsverfahren wären so aufwändig geworden, dass an eine Rekordfahrt in diesem Jahr nicht mehr zu denken gewesen wäre.
Jetzt kommen drei Tanks zum Einsatz, die zusammen ein Nettovolumen (80% Füllung) von 120 Litern haben. Zwei wurden an Stelle des bisherigen Benzintanks montiert, denn das Versuchsfahrzeug Peugeot 5008 mit Direkteinspritzung fährt monovalent, also ausschließlich mit LPG. Der dritte Tank ist unterflur hinter der Hinterachse platziert.
Diese Drei-Tank-Lösung stellte die Saarbrücker Wissenschaftler kurzfristig vor neue Aufgaben, die aber sämtlich gelöst sind. Es bedarf einer umfangreichen Steuerung, um den Kraftstoff zuverlässig und vollständig in den hinteren Tank zu pumpen, von wo aus er zur originalen Peugeot-Hochdruckpumpe am Motorblock gefördert wird.
Gleichzeitig gibt es diverse Rücklaufleitungen, über die überschüssiges Autogas in die Tanks zurücktransportiert wird. Dabei entsteht ein Kühleffekt, der der Dampfblasenbildung entgegenwirkt. Viel Feinarbeit war nötig, um auch das Kraftstoffrail in der Hochdruckphase komplett durchzuspülen. Nur so ist der erneute Start kurz nach dem Abschalten des heißen Motors zuverlässig möglich. Trotz des komplexen Systems wird die Kraftstoffanzeige sehr präzise sein. Während die meisten auf dem Markt befindlichen Systeme mit nur fünf kleinen LED den Inhalt des (einen!) LPG-Tanks wiedergeben, erfolgt die Anzeige beim Versuchsfahrzeug wie vom Benziner gewohnt im viel genaueren Zeigerinstrument.
Irgendwann wird auch der letzte Tropfen LPG bei der Rekordfahrt verbraucht sein – irgendwo zwischen zwei Dörfern oder auf der Autobahn, irgendwann nach tausend plus X Kilometern. Dann kommt die ebenfalls vom Projekt S1000plus entwickelte Mini-Tankstelle zum Einsatz, die aus einem Zylindertank mit Kraftstoffpumpe, einer Batterie, einem Steuergerät und einer Zapfpistole besteht.
Die Zapfpistole ist übrigens der neue Euronozzle, der in Zukunft die drei verschiedenen Adapter in Europa zur LPG-Betankung überflüssig machen soll. Auch damit dokumentiert die HTW, dass sie beim Thema Autogas ganz weit vorne ist.