Aachener Start-up entwickelt Zustellsystem für Innenstädte


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Die gefühlt endlose Menge von Kastenwagen verschiedener Paketdienstleister in den Innenstädten ist Städteplanern und Politikern schon lange ein Dorn im Auge. Andererseits würde ohne die, oft sogar mehrmals, tägliche Anlieferung von Waren das Sterben von Innenstadt-Geschäften noch mehr beschleunigt, als es dies durch Onlinehandel und die aktuelle Pandemie schon wird. Für die sogenannte »letzte Meile« in der Logistikkette will das Aachener Start-up-Unternehmen DroidDrive GmbH eine Alternative schaffen: Mit Ducktrain, also Entenzug oder freier übersetzt Entenmarsch.

2,20 Meter lang und gerade mal 97 Zentimeter breit sind die Wägelchen und damit klein genug für schmale Innenstadt-Gässchen bzw. Rad- und Fußwege. „Wir haben um die Europalette herumgebaut“, erklärt Dr.-Ing. Kai Kreisköther, Co-Gründer und Vorstandsvorsitzender der DroidDrive GmbH. Mit einem Ladevolumen von 2 m3 und einer Zuladung von 300 kg erreicht man fast doppelt so viel Kapazität wie die größten Lastenfahrräder.
Erste Versuche laufen bereits auf einem Aachener Industriegelände, und bis 2025 soll der autonome Betrieb gewährleistet sein. Autonom ja, aber den Paketboten hält Kreisköther dennoch auf Jahre für unverzichtbar. Er stellt schließlich das Bindeglied zum Endkunden dar. Und in die dritte Etage oder quer durchs Geschäft zum Lager kommen seine innovativen Wägelchen ja auch nicht.

kollisionsfrei
durch Fußgängerzonen
Dank KI

Der Paketbote dient zudem als »Entenmutter«. Mit Handheld oder Smartwatch gibt er über Bluetooth oder WiFi Kommandos an die »Ducks«, von denen bis zu fünf virtuell zu einem Zug gekoppelt werden können. Untereinander kommunizieren die Enten zusätzlich über 4G-/5G-Netze und eine umfangreiche Sensorik aus Laserscanner/Lidar, Radar und Kamera. Die Sensoren, verbunden mit Künstlicher Intelligenz, machen erst eine kollisionsfreie Fahrt durch Fußgängerzonen möglich und unterstützen den Fahrer, der übrigens keinen Führerschein brauchen soll.
Er kann sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad berührungslos seinen Zug anführen, denn die radintegrierten Synchronmotoren an der Vorderachse haben jeweils eine Antriebsleistung von kontinuierlich 250 W bzw. kurzfristig 750 W. Damit sind Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h möglich. „Wir nutzen Lithium-Ionen-Wechselbatterien mit 48 V“, erläutert Kreisköther. „Sie haben die Größe eines kleinen Aktenkoffers und ermöglichen es, die Batterie binnen weniger Sekunden zu wechseln.“ Die im Fahrzeug mitgeführte elektrische Kapazität beträgt 4 kWh – ausreichend für rund 50 Kilometer.
Die Ducks sind vollgestopft mit Technik. Das Heck ist absenkbar, um komfortabel eine Palette laden zu können. Dank einer Federdämpfung können zum Beispiel auch Lebensmittel schonend über Kopfsteinpflaster transportiert werden. An den Seiten wird es Displays geben, durch die eine gemeinsame Nutzung mehrerer Logistiker möglich wird. Dann könne sogar das Logo des Webshops angezeigt werden, bei dem der Kunde die Ware bestellt habe, blickt Kreisköther in die Zukunft.
Die Wägelchen sollen nicht verkauft, sondern ihre Nutzung vermietet werden. An einem Preismodell wird derzeit gearbeitet. So sei es zum Beispiel denkbar, dass ein leerer Duck bei einem Geschäft verbleibt. Dort wird er mit den Einkäufen der Kunden bepackt und über Logistiker zuhause zugestellt. „Tasche tragen wäre dann nicht nötig“, so Kreisköther, „das könnte auch ein lokaler Wettbewerbsvorteil sein“.

Fotos Ducktrain

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