Weitgereiste Douglas Blue Chief


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Vorkriegsmotorräder sind technisch hochinteressant – dokumentieren sie oft interessante Details, die man zu jenem Zeitraum noch nicht vermutet hätte. So baute zum Beispiel die belgische Firma FN vor über 100 Jahren Motorräder mit Kardanwelle, und ab 1914 konnte man Indian aus den USA mit elektrischem Starter und elektrischer Beleuchtung kaufen.

Doch auch die persönliche Geschichte der meisten Motorräder ist richtig spannend. Wie die der Douglas Blue Chief, Baujahr 1934, von Wolfgang Döppner. Die hat er erst im November vergangenen Jahres gekauft. Und zwar in Dänemark. Doch sie war nicht etwa direkt aus Bristol/England in das skandinavische Land gekommen. Vielmehr stand die Douglas Blue Chief 500 bis zum Ende der Apartheid in Südafrika in einem Museum. Wie und wann sie dahin kam, ist nicht bekannt.
„Nach dem Ende der Apartheid 1994 wurde sie nach England verkauft“, berichtet Wolfgang Döppner von seinen Recherchen, denn er wollte natürlich möglichst genau wissen, was er da erworben hatte. Das gestaltete sich recht schwierig, denn der Vor-Vorbesitzer und auch seine Gattin waren längst verstorben, der aktuelle Verkäufer arbeitet auf einer norwegischen Bohrinsel und war entsprechend selten zu Hause. Wann genau die Douglas nach Dänemark veräußert wurde, liegt daher im Nebel.
Fest steht aber, dass sie in Dänemark vier Besitzer hatte. Der Vierte, aus Mitteljütland, kaufte sie 2007. „Hier stand sie dann mangels Zeit unbewegt bis 2019“, erfuhr Döppner.
So kam die Blue Chief nach einem Internet-Inserat im November 2019 ins Osnabrücker Land. Wolfgang Döppner hatte angesichts des Kaufpreises nicht lange gezögert und war mit seinem Enkel Erik – selbst Oldtimerfreund mit einer FN Sahara, Baujahr 1929 – die 600 Kilometer nach Rødkærsbro gefahren.
Das Motorrad war für seine 86 Jahre in einem erstaunlich guten Zustand – hatte es doch die meiste Zeit herumgestanden. Vor Ort sprang das alte Schätzchen nicht an, doch daheim brauchte Erik gerade mal 20 Minuten, und die Douglas lief wieder.
Vom Vorbesitzer bekam Wolfgang Döppner nach vielen E-Mails ein ganzes Bündel an Douglas-Markenheften zugeschickt. Es stellte sich heraus, dass die Blue Chief in nur 103 Exemplaren gebaut worden war.

nur
drei Exemplare
bekannt

 


Laut dem „London Douglas Motorcycle Club“ sind von der Blue Chief 500 noch ganze drei Exemplare bekannt.
Das Motorrad hat einen Zweizylinder-Boxer-motor aus Aluminium mit Seitenventilen. Bohrung und Hub haben 68 mm. Die Leistung wurde vom Vorbesitzer mit 25 PS angegeben, was Wolfgang Döppner für ein Motorrad mit 500 ccm aus 1934 zuviel erscheint. Die Schmierung erfolgt durch einen Ölvorrat im Tank mit Ölpumpe. Die Gemischbildung geschieht durch einen gemeinsamen Vergaser. Die Douglas hat eine Viergang-Tankschaltung. Sowohl Primär- als auch Sekundärantrieb erfolgen über Ketten. Damals noch keine Selbstverständlichkeit: Die Springer-Gabel mit einstellbarer Dämpfung. Neben dem Tachometer gibt es auch ein Amperemeter und eine Öltemperaturanzeige. Der Benzintank fasst 3 Gallonen (ca. 13,6 Liter) und der Öltank 3 Pints (ca. 1,7 Liter).

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