Die Wertstabilitätsschere der ausgewählten Fahrzeuge klafft gravierend auseinander. So sind beispielsweise der Audi Q5 Hybrid, der Toyota Yaris Hybrid und der BMW i3 mit Range Extender in vier Jahren mit einem prognostizierten Restwert von mehr als 49 Prozent unter den ausgewählten Fahrzeugen am wertstabilsten. Den reinen Elektromobilen bescheinigen die Prognose-Experten nach diesem Zeitraum jedoch nur einen Restwert von unter 40 Prozent. Ausnahme ist der smart fortwo mit einem Prognosewert von rund 44 Prozent.
„Wenn wir es einmal nüchtern aufzählen:
Wer schafft sich ein Fahrzeug an, das bis zum dreifachen eines ähnlichen Kleinwagens kostet, nimmt dabei in Kauf, dass es komplizierter und langwieriger zu betanken ist, und man obendrein auch nicht sicher sein kann, ob man unter verschiedenen Betriebsbedingungen zuverlässig an seinem Ziel ankommt?
Der Reiz der lautlosen und teils recht zügigen Fortbewegung muss im Ansehen der negativen Punkte doch in den Hintergrund treten. Und so ist es ja auch gekommen“, resümiert Bähr & Fess Forecasts Mitinhaber Dieter Fess zu den reinen Elektrolurchen.
Etwas anders sieht es laut dem Saarländer bei den Hybriden und Range Extendern aus: „Die im Rahmen der reinen Elektrofahrzeuge geschilderten Probleme reduzieren sich bei den Hybriden in der Regel nur auf eines, nämlich dem des Anschaffungspreises. Sieht man einmal großzügig darüber hinweg, wäre dieser Antrieb der beste und zukunftsträchtigste, da er garantierte Reichweiten ermöglicht, ein ungeplantes Liegenbleiben verhindert und außerdem viel Fahrspaß bei ebenfalls relativ geringem Verbrauch bietet. Dennoch haben sich aufgrund des Preisniveaus nur einige wenige für ein solches Antriebskonzept entschieden, was einigermaßen verständlich ist.“
Bereits auf der vorletzten IAA als viele Automobilvorstände, nicht zuletzt getrieben durch Politiker und Medien, nicht weniger als ein neues Zeitalter des Automobils verhießen, eine Zeitenwende, ein Paradigmenwechsel – die Neuerfindung des Automobils wurde versprochen. Nicht allzu lange nach diesem Enthusiasmus folgten die ersten E-Mobile und unmittelbar danach die erste Ernüchterung als der Blick auf die Zulassungsstatistiken fiel. Angetrieben durch die Erfolge des Prius in den USA sowie der Beachtung, die diesem ersten vollwertigen Hybridfahrzeug zu Teil wurde, begann – laut dem Forecasts-Institut – der Druck auf die anderen Automobilhersteller zu steigen bis er sich schließlich entlud und danach in karosseriegewordenen elektrifizierten Fahrzeugen manifestierte. Die Prognostiker müssen mit deutlich weniger Emotionen ans Werk gehen und sich darüber Gedanken machen, inwieweit Fahrzeuge, die Sprit sparen, in der Vergangenheit von der potentiellen Käuferschaft, die solche Fahrzeuge forderte, auch in erklecklichen Stückzahlen gekauft wurden.
Über diese Analyse plauderte Dieter Fess aus dem Nähkästchen: „Analysiert man dies ordentlich, so macht sich schnell ein Muster bemerkbar. Alle Fahrzeuge, ob BMW 525eta, Golf 4+E, 3L Lupo und viele mehr, waren einerseits ihrer Zeit voraus und andererseits trotz zum Teil moderater Aufpreise, absolute Mauerblümchen in der Zulassungsstatistik, oder drastischer ausgedrückt: massive Ladenhüter. Man hätte also in einem Szenario durchaus davon ausgehen können, dass sich dies auch beim Hype um die E-Fahrzeuge ähnlich verhalten könnte. Untersucht man dann noch das typische Verhalten des Automobilisten seit den Zeiten der seligen Berta Benz, kommt als weiterer Hinderungsgrund erschwerend hinzu, dass wir über Automobilgenerationen zwar beinahe beim massenkompatiblen autonomen Fahren angekommen sind, aber immer noch so von einem möglichen Liegenbleiben unserer Fahrzeuge traumatisiert sind, dass wir stets schwerste Reserveräder mit uns mitführen oder wenigstens Reifenflickgeräte, die uns vor diesem Trauma bewahren sollen. Schwer vorstellbar, dass sich die Autowelt plötzlich auf ein Abenteuer einlässt, dessen „Kick“ darin besteht, nicht zu wissen, wo die Reichweite der Batterie denn dieses Mal endet. Und das alles auch noch – ein ebenfalls sehr entscheidender, dritter Punkt! – zu signifikant höheren Preisen als die herkömmliche automobile Verbrennungsmotorenkost! Und über allem steht auch noch ein riesiges Fragezeichen, ob die Politik durch steuerliche Maßnahmen die E-Mobilität ähnlich unterstützt wie dies in den Niederlanden oder Frankreich der Fall ist. Gerade bei unseren holländischen Nachbarn sind die Zulassungszahlen für Fahrzeuge mit reinem E- oder Hybridantrieb eklatant höher. Da wundert es nicht, dass sogar Toyota, als der Pionier der elektrifizierten Fortbewegung, bald mit einem wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenfahrzeug auf den Markt kommt.“
Elektro-/Hybrid-Fahrzeuge: Restwert-Prognosen nach Jahren in Prozent
Elektro
Marke/Modell | Leistung kW/PS | Neupreis in € | Restwert in 4 Jahren in % | Wertverlust in 4 Jahren in Euro |
BMW i3 mit Range Extender | 125/170 | 39.450 | 49,9 | 19.784 |
Citroën C-Zero Tendance | 49/67 | 29.393 | 31,8 | 20.046 |
Mitsubishi i-Miev | 49/67 | 29.300 | 32,7 | 19.731 |
Nissan Leaf Visia (Batteriekauf) | 80/109 | 29.690 | 35,3 | 19.215 |
Opel Ampera | 111/151 | 38.300 | 38,1 | 23.723 |
Peugeot Ion Active | 49/67 | 29.393 | 34,1 | 19.367 |
Smart fortwo electric drive (Batteriekauf) | 55/75 | 25.075 | 44,3 | 13.977 |
VW e-Golf | 85/115 | 34.900 | 39,2 | 21.205 |
VW e-Up | 60/82 | 26.900 | 38,1 | 16.665 |
Hybriden
Marke/Modell | Leistung kW/PS | Neupreis in € | Restwert in 4 Jahren in % | Wertverlust in 4 Jahren in Euro |
Audi Q5 2,0 TFSI Hybrid | 180/245 | 53.700 | 49,3 | 27.210 |
BMW 3 Active Hybrid | 250/340 | 53.000 | 46,9 | 28.154 |
Honda Jazz Hybrid Comfort | 65/88 | 19.490 | 42,3 | 11.248 |
Lexus RX 450h | 183/249 | 59.950 | 46,7 | 31.971 |
Peugeot 508 Hybrid4 | 120/163 | 39.700 | 41,7 | 23.157 |
Porsche Cayenne S Hybrid | 245/333 | 83.039 | 45,2 | 45.505 |
Toyota Yaris Hybrid | 55/74 | 16.950 | 49,6 | 8.543 |
Toyota Auris Hybrid Life 5-Türer | 73/99 | 23.300 | 48,8 | 11.941 |
Toyota Prius Plug-In Hybrid Life | 100/136 | 36.550 | 47,1 | 19.320 |
VW Touareg Hybrid | 245/333 | 77.350 | 40,9 | 45.698 |
Quelle: Bähr & Fess Forecasts / Stand April 2014 / Händler-Verkaufspreise / Basislaufleistung