Der Franzose


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Millionen Menschen sind hierzulande fasziniert von Oldtimern. Die Eigentümer pflegen ihre Pretiosen und manchmal mutieren sie vom Schrotthaufen zu wahren Juwelen. Einer dieser Veredler ist der Berliner Benjamin Klein.

Benjamin Klein (mit Mütze) mit seinem C6F auf einer Oldtimer-Show auf dem Berliner Ku’damm

Die Wohnung des Tischlermeisters Benjamin Klein unweit des Flughafens Berlin Tegel zeigt dem Besucher unmissverständlich an: Hier ist ein Autofreak im besten Sinne des Wortes zu Hause. Der 49-Jährige denkt französisch, für ihn kommen nur Fahrzeuge aus dem Land der Tricolore in Frage.

Mit 19 Jahren kaufte er einen Citroën C6F aus dem Jahr 1930 im Rohzustand, die erste 6 Zylinderlimousine, die seinerzeit herauskam. Klein musste tief in die Tasche greifen, denn die 3.000 DM überstiegen sein Jahreslehrlingsgeld beträchtlich. Der Citroën musste es sein, denn Klein trat in die Fußstapfen seines Vaters, der autotechnisch auch auf französische Modelle setzte.

Das Fahrzeug leistet 45 PS und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 105 km/h. Wenn Klein heute mit seinem Fahrzeug unterwegs ist, sind es 70 bis 80 km/h. „Mehr geht nicht, sonst gibt es Probleme“, sagt er. Es vergingen mehr als zwölf Jahre, bis aus dem Rohzustand ein Schmuckstück wurde. Er kennt jede Schraube. Seinerzeit gab es noch kein Internet, also beschaffte er sich seine Ersatzteile auf die klassische Weise. „Das war schon eine Herausforderung“. Die meisten Teile bezog er aus Frankreich, dort gab und gibt es nach wie vor zahlreiche Spezies, die mit solchen Ersatzteilen handeln. Klein bastelte in Westberlin in einer kleinen Garage an seinem C6. Heute besitzt er eine größere Garage 30 Kilometer entfernt von seiner Wohnung. Er restaurierte detailverliebt mit viel Herzblut und Können. An der Qualität und Exaktheit lässt er nicht mit sich handeln. Wie viel Stunden er an dem Wagen arbeitete, weiß er nicht. Das ist sekundär. Die mechanischen Fahrzeuge sind relativ einfach zu bauen, ohne Elektronik. Klein will mit seiner Restauration auch alte Technik bewahren.

So sah der Citroën C6F beim Kauf aus.

Als Teilnehmer von Citroën-Welttreffen, war er in den Niederlanden, der Schweiz,
Deutschland oder Frankreich. „Dort gibt es ein Austausch unter Gleichgesinnten. Außerdem sind viele Teilehändler vor Ort, das ist meist eine Fundgrube“, betont Klein. Für sein Fahrzeug werden ihm momentan 30.000 bis 40.000 Euro geboten.

1989 kaufte er sich einen Citroën AMI Super aus dem Jahre 1972 für 500 DM zum Aufbauen: 4 Zylinder und 54 PS. Nach zwei Jahren war die Restauration beendet. Die Teile für den Wagen, so der 49-Jährige, waren wesentlich leichter zu bekommen, die Arbeit am Auto ging auch besser von der Hand. Zudem hat das Auto einen „simplen Aufbau“.

Klein wäre nicht Klein, hätte er nicht einen weiteren Oldtimer im Ärmel. Und zwar einen Citroën 5 HP von 1924, gekauft für 2.000 Euro. Er schraubt schon zwei Jahre daran, jetzt kommt das Lackieren. Fertig sein soll die Schönheit 2019, wenn Citroën sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Klein ist mit seinem Fahrzeug selbstverständlich mit von der Partie.

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