Ein komplettes mobiles Büro gehört zu der speziellen Präsidenten-Version ebenso wie das Siegel des US-Präsidenten zwischen den Rücksitzen und in den Türverkleidungen. Am vorderen rechten Kotflügel wird die US-Flagge zu sehen sein und am linken das Präsidentenbanner, wenn Barack Obama sich an Bord befindet.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert reicht die Cadillac-Tradition zurück, Limousinen für amerikanische Präsidenten zu bauen.
Bevor der Wagen an der Spitze der Parade zum Amtssitz fahren konnte, musste er nach einem strikten Katalog von Spezifikationen auf die Räder gestellt werden und seine Praxistauglichkeit in einer Reihe von Härtetests beweisen. So sehr die Frage nach politischem Kurswechsel und Mutmaßungen über erste Amtshandlungen den Werdegang von Barack Obama in der Öffentlichkeit begleiteten, so sehr wird zumindest in der Wahl des Dienstwagens auf Kontinuität gesetzt.
So ließ sich Woodruff Wilson 1919 bei der Siegesparade nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Boston in einem Cadillac fahren. Und so sehr sich die USA auf demokratische Werte berufen, ließen sich gleich drei Präsidenten dem Namen nach monarchisch, sprich: königlich fahren. In den Cabrios «Queen Mary» und «Queen Elizabeth» waren Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman und Twight D. Eisenhower unterwegs, letzterer übrigens als bekennender Autofan und Trendsetter: Denn die Panorama-Windschutzscheibe des Cadillac Eldorado, mit der Eisenhower während der Parade zu seiner Amtseinführung 1953 fuhr, war schon wenig später an zahlreichen anderen Serienmodellen zu sehen.
Hierzulande ist die Cadillac-Tradition mit der des Mercedes Pullman 600 vergleichbar. Zunächst durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen abgerissen, wurde sie bereits 1955 wieder aufgenommen: Von der dritten Bauserie des Mercedes Typ 300 (Herbst 1955) wurde auf ausdrücklichen Wunsch von Bundeskanzler Konrad Adenauer bereits ein Jahr später eine verlängerte Sonderausführung gebaut. Die Tradition wurde fortgeführt. Unter anderem wurde 1985 eine nach den Vorgaben des Vatikans gefertigte Pullman-Limousine an Papst Johannes Paul II. übergeben. Die jüngste Generation des Pullman 600, seit 2008 gebaut, setzt auf die Technik der aktuellen Mercedes S-Klasse.
Und heute? Bundeskanzlerin Angela Merkel stehen ein Audi A8, ein Mercedes der S-Klasse und ein 7er BMW zur Verfügung, wenn sie einen Dienstwagen benötigt. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy nimmt im Peugeot 607 oder im Citroën C6 Platz, während der englische Premier Gordon Brown es sich im Jaguar XJ bequem macht.
Bei allem Konsens über die Demokratie ist Patriotismus immer dann legitim, wenn es um den Dienstwagen geht.
In gewisser Weise gilt dies für das Oberhaupt des kleinsten Staates der Welt: Papst Benedikt XVI., geboren im bayerischen Marktl am Inn und Oberhaupt der Katholischen Kirche ebenso wie des Vatikanstaates, zeigt sich der Öffentlichkeit im Papamobil auf Basis der Mercedes G-Klasse.