Autobahn-Raststätten: mehr Stellplätze durch Kompaktparken


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Es ist ein Dilemma: Lkw-Fahrer müssen Ruhezeiten einhalten, aber auf vielen Rastplätzen an den Autobahnen ist die Kapazitätsgrenze längst überschritten. Gefährliches Parken an den Ein- und Ausfahrten ist nachts der Normalfall – erste Todesfälle hat es schon gegeben, wenn andere Fahrzeuge auf die schlecht oder gar nicht beleuchteten Trucks aufgefahren sind. Ein wenig Abhilfe soll das sogenannte Kompakt- oder Kolonenparken bringen. Dadurch finden auf gleichem Raum 50 bis 100 Prozent mehr Lkw einen Stellplatz als zuvor.

kompaktparken-luftbildEine Pilotanlage wurde vor wenigen Monaten auf der Rastanlage Jura-West an der Autobahn A3 zwischen Nürnberg und Regensburg in Betrieb genommen, auch auf der A3 bei Montabaur gibt es das Kolonnenparken schon. Eine weitere Testanlage soll noch in diesem Jahr an der Tank- und Rastanlage Kiefersfelden (A93) installiert werden.

Lkw werden an den meisten Autobahnparkplätzen schräg aufgestellt. Das erleichtert das Ein- und Ausparken. Bei größeren Rastanlagen finden sich mehrere dieser Parkreihen. Dazwischen gibt es Fahrspuren, damit jeder Trucker sich jederzeit wieder auf die Piste machen kann. Aber: Die Ruhezeiten sind gesetzlich vorgeschrieben, und so machen sich etwa gleichzeitig ankommende Brummies auch häufig zeitgleich wieder auf den Weg. Warum also nicht platzsparend direkt hintereinander parken?

In Jura-West wurde die Fahrspur zwischen den Parkreihen zu Parkplätzen ummarkiert. Dadurch können jetzt drei oder gar vier Lkw in der Schrägaufstellung direkt hintereinander – Stoßstange an Stoßstange – parken. Es muss nur sichergestellt sein, dass der Vordermann sich rechtzeitig wieder hinters Lenkrad schwingt und die Ausfahrt für den Hintermann freigibt.

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Auf großen Schilderbrücken über den 35 Parkreihen werden auf Displays – ausgehend von üblichen Standzeiten – typische Abfahrzeiten angezeigt. Der Lkw-Fahrer sucht sich die passende Reihe aus und parkt. Anschließend zieht er an einem Automaten ein kostenloses Ticket. Übers Smartphone können die Brummifahrer schon zuvor den aktuellen Belegungsstand der Rastanlage – mit einer Differenz von nur wenigen Minuten zur  Echteit – abrufen.

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Für eine abschließende Bewertung ist es noch zu früh, aber „die bisherigen Erfahrungen sind recht gut. Das System wird angenommen“, weiß Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern. Da es sich um etwas Neues handelt, müsse das Kompaktparken aber erklärt werden. Daher hat die Autobahndirektion für die Dauer eines Jahres einen „Parkwächter“ vor Ort beschäftigt, der den Lkw-Fahrern das Prinzip erläutert und für Fragen zur Verfügung steht. „Wir hoffen, dass das System nach der Eingewöhnungsphase auch ohne Personaleinsatz funktionieren wird“, sagt Seebacher.

Die größte Sorge der Trucker ist, dass der Vordermann seine Abfahrtzeit verschläft. Doch zum einen sind die Kapitäne der Straße sicher nicht um deutliche Worte verlegen. „Da benachbarte Parkstandsreihen auch ähnliche Abfahrtszeiten haben, ist meistens auch eine Ausfahrt über eine benachbarte Spur möglich“, beruhigt Iris Schneidermann von der Pressestelle der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).

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