Andreas Wietzke: Von der Seifenkiste zum Oldtimer-Fan


Visionär und leidenschaftlicher Sammler

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Er sammelt seltene Oldtimer, sucht nach Karosserien historischer Einzelstücke. Er baut sie kundig und mit viel Liebe authentisch und präzise zusammen, schenkt ihnen ein neues Leben. Vor allem Exemplare aus den USA präsentieren sich in seiner akkurat aufgeräumten Werkstatt. „Sahnestück“ seiner rund 40 Oldie-Juwelen umfassenden Kollektion ist ein ehemaliges Jagdflugzeug, das zwar nicht mehr fliegen, dafür aber jetzt fahren kann.

Der Mann, um den es geht, heißt Andreas Wietzke. Seine private Vita formuliert der Darmstädter mit einem guten Schuss Humor: „Geboren 1957, ledig, nie verheiratet, keine Kinder, überzeugter Junggeselle, aber stets irgendwo eine Freundin.“ Sein beruflicher Weg hingegen klingt wie ein Bewerbungsschreiben für die Industrie. Abitur, danach 12 Monate Lehre bei Porsche, Gesellenprüfung mit Note 1, einige Semester Maschinenbaustudium, Ausbildung als Speditionskaufmann. Bereits in Jugendjahren zeigten sich auch ausgeprägte Sport-Gene. 1968 bis 1971 bei Seifenkisten-, dann weiter mit GoKart-Rennen, 1974 Hessischer ADAC-Meister. Ab 1975 Formel Ford, 1977 Vizemeister, 1978 Aufstieg in die Formel 3. Aktiv auch in der Formel Opel-Lotus und im Tourenwagen-Sport. Dann entschied er „auch mal an einen Beruf für die Zukunft zu denken.“

1990 startete er ein Bauunternehmen und fing an, Gewerbeimmobilien zu sammeln. 2014 verkaufte er das ganze Paket und sagte dem täglichen Stress Adieu. Seither macht er nur noch das, wohin ihn Herz und Hände ziehen. Seine Werkstatthalle nennt er „Mein Spielzimmer“. Paradestück derzeit ist eine einmalige Kreation: Ein Mustang P-51 B-Jagdflugzeug mit zwei Sitzen hintereinander: vorne der Schüler, hinten der Lehrer. Wietzke fand den havarierten Mustang nach einer Bruchlandung 2018 in einem Hangar in Birmingham, England. Des Sammlers Idee: „Das Flugzeug heißt Mustang, das Auto heißt Mustang, also muss es doch irgendwie zusammenpassen!“

In 4.000 Arbeitsstunden konstruierte er aus dem früheren Flieger ein sensationelles Straßenfahrzeug mit höchstem Aufmerksamkeits-Potenzial. Ein alter Ford Mustang war der Teile-Spender: Motor und Getriebe bis zu den originalen Radkappen und typischen 3-Streifen-Heckleuchten. Ein 6-Liter-V8-Triebwerk mit 400 PS treibt nun den 800 Kilogramm leichten „Mustang-on-Mustang“ ordentlich an. Wie schnell? „Das habe ich noch nicht getestet, aber nach der Übersetzung fährt er rechnerisch 250 km/h.“ Mit einem Augenzwinkern nennt er sein selbst gebautes Unikat „Jäger for the German Autobahn“. 

Seine nächste Herausforderung ist ein AMC (American Motors Corporation) Concept Van von 1977, nie gebaut, nur eine leere Karosserie auf Holzrahmen. Ohne Motor, Lenkung, Interieur. Das einmalige Show-Modell wurde 45 Jahre lang in USA erst auf Messen, dann im Museum präsentiert: AMC hatte kein Geld, um das familienfreundliche Zukunftsauto in Serienreife zu bringen. Dafür baute der Spielwarenhersteller „Mattel“ millionenfach Minimodelle davon für die „Hot Wheels“-Serie. „Bis dieses Future-Modell fahrfertig ist, brauche ich zwei bis drei Jahre. Einige Teile habe ich bereits, andere fertige ich noch an.“ Oft besucht Wietzke Messen und Oldtimer-Shows, um seine Auto-Ikonen vorzuführen, Ideen und Teile zu finden und mit Freunden „Benzingespräche“ zu führen. 

In seiner Garage wartet der originale „Sam Foose Pantera“. Der Vater von Chip Foose (Nr. 1 Auto-Designer in USA) hat dieses einmalige Custom-Supercar 1975 in Los Angeles gebaut. Der Darmstädter will dieses Unikat 2025 zum Jubiläum (50 Jahre) nach Pebble Beach in Kalifornien zum „Nr.1-Concours d’Élégance“ bringen: Chip am Lenkrad, Andreas auf dem Beifahrersitz.

Der Stoff, aus dem seine Träume sind, wird Andreas Wietzke wohl niemals ausgehen. Er hat noch viel vor, der Individualist mit dem feinen Gespür für wahre Raritäten.

Fotos Frank Nüssel

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