75 Jahre Porsche 356


Weltrekordler und Wegbereiter

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Er sicherte Porsche weltweiten Ruhm als Marke, die auf eine lückenlose Rennhistorie blicken kann. Seine Premiere feierte der Porsche 356 bei der Pressevorstellung am 4. Juli 1948 im Umfeld des Grand Prix der Schweiz in Bern – bevor er wenige Tage später in Innsbruck vor größerem Publikum sein erstes Rundstreckenrennen gewann.

Der Wegbereiter und seine moderne Interpretation

Ferry Porsche sitzt an seinem 85. Geburtstag (1994) am Lenkrad des 356 Nr.1

Der US-Schauspieler James Dean war Porsche-Fan. Hier posiert er rauchend in einem 356 Speedster

Der Porsche 356 B Super 90 (ab 1960) wurde von einem 1,6-Liter-Vierzylinder mit 66 kW/90 PS angetrieben. Damit erreichte er 180 km/h Höchstgeschwindigkeit

Dem 585 Kilogramm leichten Mittelmotor-Roadster genügte ein 26 kW/35 PS starker Boxermotor, um weitaus stärkere Rivalen zu schlagen. Nach Innsbruck gab es kein Halten mehr, kaum ein Klassiker, den der Porsche 356 nicht erfolgreich bestritt: Die 24 Stunden von Le Mans ebenso wie die Mille Miglia, Targa Florio oder die Carrera Panamericana. Und im französischen Montlhéry erzielte Richard Frankenberg 1951 mit einem 356 SL den ersten Langtrecken-Weltrekord für Porsche, aber auch für das Nachkriegs-Deutschland. Im Jahr 1952 konnte Porsche stolz auf 75 Siege verweisen, 24 Monate später betrug die Ausbeute bereits damals unfassbare 420 Erfolge. Tatsächlich war der Porsche-Vierzylinder eine sensationell zuverlässige Fahrmaschine, mit der Porsche sofort in die Phalanx schneller und oft dramatischer geformter Freudenspender einbrach.

Im Herbst 1950 übernahm der ehemalige Rennfahrer und erfolgreiche New Yorker Autoimporteur Maximilian Hofman den US-Vertrieb der als „German Automotive Jewel“ angepriesenen Porsche Sportwagen. Porsche wurde Kult in Amerika, und so überraschte es nicht, dass auch Hollywood-Stars wie James Dean und Steve McQueen den 1954 aufgelegten 356 Speedster erwarben. Selbst in einem Muscle-Car-Kino-Epos wie „Bullit“ durfte ein 356 Cabriolet nicht fehlen. Blues-Idol Janis Joplin besaß selbst ein Exemplar – mit in psychedelischem Stil bemalter Karosserie.

Ursprünglich hofften Ferry Porsche und sein Team auf eine Serie von rund 500 Porsche 356, tatsächlich wurden es bis zum Produktionsende im Jahr 1965 fast 78.000 Exemplare Für das Design des Ur-356 zeichnete Erwin Komenda verantwortlich, außerdem war das ein Sportwagen nach dem persönlichen Geschmack von Ferry Porsche, wie dieser einmal erklärte. Porsche gelang das Kunststück, den kostspieligen 356 als automobilen Sympathieträger gesellschaftlich zu verankern. Wozu Porsche-Spielzeugautos ebenso beitrugen wie die schnellen Porsche 356 im Polizeidienst.

„Das Auto für heute und übermorgen“, lautete ein Werbeslogan. Damit der 356 diesem Anspruch gerecht wurde, spendierte Porsche seinem ersten Erfolgsträger kontinuierliche technische und optische Modifikationen. War
etwa der Ur-356er an der zweigeteilten Mittelscheibe erkennbar, wurde diese ab 1952 durch eine einteilige Scheibe ersetzt. Zur Freude der stets leistungshungrigen Porsche-Fans folgten auf den Porsche mit 1,1-Liter-Vierzylinder ein 160 km/h schneller 1300 S, eine 1,5-Liter-Version – damals die Obergrenze für wichtige Rennkategorien – und schließlich der 51 kW/70 PS leistende 1500 S mit einer Nockenwelle, die der spätere Unternehmenschef Ernst Fuhrmann entwickelt hatte. Im Herbst 1955 löste der umfassend weiterentwickelte 356 A mit Panorama-Frontscheibe den Ur-356 ab. Unter der hinteren Haube arbeiteten jetzt auch 1,6-Liter-Boxer, als 1600 Super mit respektablen 55 kW/75 PS, der 1500 GS Carrera knackte allerdings sogar die damals noch magische 100-PS-Marke. Mit so viel Power katapultierte sich der 356 Carrera in den kleinen Club der 200-km/h-Supercars. 

Für Furore sorgten weiterhin Cabriolet und Speedster mit flacher Frontscheibe. Aber auch die Evolutionsstufen Carrera B (1959-1963) und Carrera C (1963-1965) wirkten wie ein Jungbrunnen auf den 356. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte dieser Kultsportler deshalb tatsächlich, als sein Nachfolger schon in den Startlöchern stand – der 911, der bis heute exemplarisch für die Faszination Porsche steht.

Und wie sähe der Weltrekordler und Wegbereiter von 1948 heute aus? Eine Antwort darauf gibt der Porsche 957. Als Neuinterpretation des 356er nimmt er Elemente wie die schmale Fahrgastzelle, die breiten Schultern und die fließende Dachlinie des Vorbilds auf. Die Windschutzscheibe zieht sich bis um die A-Säule und geht optisch in die seitlichen Glasflächen über, wodurch der Eindruck eines Motorradhelm-Visiers entsteht. Als Plattform nutzt der 357 die Technik des 718 Cayman GT4 RS. Der extrem geschärfte Straßensportler steuert auch seinen nicht aufgeladenen 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit 368 kW/500 PS bei, der im 357 als Zugeständnis an den Klimaschutz auf den Betrieb mit bilanziell CO2-neutralen E-Fuel-Kraftstoff ausgelegt ist. Zwar bleibt der Porsche 357 anno 2023 erst mal eine Studie – allerdings eine, die künftige Serienmodelle der Marke sehr wohl beeinflussen könnte.

Der Porsche 356 der US-Sängerin Janis Joplin als Art-Car

Fotos Porsche

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