Spaß am Morgan


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Mehr als 120 frischpolierte Morgan+4, +8 und Aero treffen sich alljährlich zur traditionellen Allgäuer-Morgan- Rallye.

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Kaum ein Automobil scheint für kurvige Passstraßen so perfekt unperfekt zu sein wie ein Morgan. Du spürst jeden Stein der Straße, du genießt den Heckantrieb, den kraftvollen Ford Kent oder Triumph-Vierzylinder oder den grimmig bollernden V8-Motor unter der verdammt langen Haube. Ein dreister Tritt auf das Rollengaspedal genügt, und der Saurier aller britischen Roadster springt mit einem Hechtsprung nach vorn oder quer zur Seite. Ab Tempo 60 weht Sturmstärke elf aufs ohnehin zerzauste Haupt und zerstreut den letzten trüben Gedanken mit der Wucht einer heranpreschenden Flutwelle. Zwei Tage im Morgan bringen so viel Erholung wie ein Monat Outback in Australien.

Vermutlich weiß das auch Morgan-Fanatiker Heinz Kandziora. Nur so ist es zu erklären, warum sich die von ihm organisierten +8- und +4-Treffen in Jungholz immer größerer Beliebtheit erfreuen, ja regelrecht aus allen Nähten platzen. Mehr als 120 Morgan aller bekannten Produktionsjahre treffen sich alljährlich zur Rallye im Allgäu.

Und wie immer gibt es allerlei Preise zu gewinnen, wie den Pokal für die weiteste Anreise (Sizilien) oder den am schönsten herausgeputzten Morgan. Für die Teilnehmer sind die Urkunden aber wohl mehr eine Nebensache. Sie wollen einfach nur einmal im Jahr mit Gleichgesinnten ihren Morgan-Spleen teilen. Mal die Seele baumeln lassen, und sich über Hitzeprobleme, Auspuffanlagen und Verdeckgestänge unterhalten. Und natürlich Umbau-Ideen sammeln. Denn jeder ist ein Unikat.

Susanne Kriha und Frank Thiel (30) sind im +8 aus Mannheim angereist. Als Studenthat Thiel schon immer von einem «Moggi» geträumt, jetzt war endlich das Portemonnaie voll, und die Garage leer. Er schwärmt: «Nur 900 Kilo Leergewicht und 180 PS. Der Landstraßen-Fahrspaß ist unschlagbar.» Häufigster Diskussionspunkt der V8-Fraktion: Muss ein Morgan original oder originell sein? Peter Jäger (40) wettert: «Eine Metallicfarbe bei so einem Auto ist absoluter Stilbruch. Mein Auto, übrigens ein Fünftwagen, ist grau mit rotem Leder. Das hat Niveau.»

Doch spätestens beim ersten Wolkenbruch sind wieder alle gleich. Was zählt, ist nur noch Grundschnelligkeit: Chromgestänge aufstellen, Steckscheiben rein, Brooklands runter, große Windschutzscheibe aufklappen, die drei Scheibenwischer aufstecken, das Softtop aufknöpfen. Diesmal schafft’s keiner: Nur pitschnasse Morganauten hocken unter ihrer schützenden Cabriohaut.

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Gut, dass es am Abend genügend Interessierte gibt, denen man ausgiebig jedes Detail erzählen kann. Vom Kotflügel, der rechts zu lang ist oder vom Morgan-Türschloss, das zu weit unten liegt. Endlich hört mal einer zu. Das Schöne ist, dass eigentlich nichts von alledem wirklich wichtig ist. Aber, es macht einfach Spaß, das Unwichtige bis ins Detail zu diskutieren. Denn erst dann ist das Treffen wirklich schön. Morgan-typisch eben. Irgendwie irre. Aber verdammt sympathisch. Die Jazzband «Shake», passend zum rüttelnden Eschenholzrahmen, heizt zum Abschied die Stimmung ein. Ganz so wie der stets heiße Unterboden den beherzten Füßen der Morganauten.

Die Allgäuer-Morgan-Rallye

… findet jedes Jahr jeweils am letzten Juni-Wochenende in Jungholz statt.

Mehr Infos im Netz: www.mogalm.de

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