RWE-Chef Jürgen Großmann rüstet autotechnisch ab. Der Vorstandschef geht mit gutem Beispiel voran. Seine Dienstfahrten unternimmt er jetzt mit einer E-Klasse von Mercedes-Benz, die einen CO2-Ausstoß von 199 Gramm pro Kilometer aufweist. RWE will die Dienstwagenflotte auf umweltfreundlichere Fahrzeuge umstellen, der Big-Boss zeigt seinen Angestellten, wie es geht.
Auch Telekom-Top-Manager René Obermann begnügt sich mit einem kleineren Wagen: Er ist jetzt mit einem BMW 530d GT 3.0 unterwegs. Der CO2-Ausstoß des Autos liegt bei 173 Gramm pro Kilometer. Die Konzernlenker sind Vorreiter einer Wende in der Flottenpolitik. Nach Unternehmen wie Bayer, Siemens und der Telekom wird nunmehr auch der Energieriese Eon für seine Dienstwagen Umweltstandards setzen. Die Bel-Etage spürt, dass sie beim Thema Dienstwagen in der Pflicht steht. Klimasünder befinden sich mittlerweile fast überall am Pranger. Bei der Telekom nahmen sich mehrere Vorstände ihren Chef zum Vorbild. Bislang fahren drei von acht Kollegen Autos, die weniger als 190 Gramm CO2 ausstoßen. Die Telekom hat rund 33.000 Fahrzeuge auf der Straße. Höchstens 130 Gramm CO2 dürfen Neuwagen in der EU ab 2012 – gerechnet auf die gesamte Fahrzeugflotte – maximal die Umwelt belasten. Die Telekom will freiwillig diesen Richtwert unterschreiten und peilt 110 Gramm an. Für das Topmanagement soll die Höchstgrenze bei 190 Gramm liegen.
Die Bayer AG peilt bis 2012 in Sachen Dienstwagen eine «Öko-Flotte» an. Mit «Ecofleet» soll der CO2-Ausstoß um 20 Prozent sinken. Mitarbeiter werden Anreize geboten, ein Dienstfahrzeug mit geringerem Verbrauch zu fahren. Wer einen kleineren Wagen nutzt, und damit seinen CO2-Zielwert unterschreitet, kann sich als Bonus bessere Ausstattungspakete aussuchen. Siemens will den Ausstoß seiner Firmenflotte pro Jahr im Durchschnitt um zehn Gramm pro Kilometer senken und den Referenzwert von gegenwärtig 180 Gramm auf 120 Gramm im Jahr 2015 reduzieren. Noch bessere Karten hat, wer auf den Nahverkehr setzt. 300 leitende Angestellte des Elektronikriesen verzichten seit zwölf Monaten auf einen Firmenwagen und erhalten 650 Euro «Mobilitätszulage» für den öffentlichen Nahverkehr. Auch die Allianz will bis 2012 den Kohlendioxidausstoß um 20 Prozent verringern. Die größten Dienstwagen dürfen dann nur 225 Gramm emittieren.
Drastischer geht es beim Düngemittelkonzern K+S zu. Beim Überschreiten des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes von 120 Gramm pro Kilometer müssen deren Manager 200 Euro pro Gramm Emissionsabgabe blechen.
Der Wandel in der Flotten-Politik der Konzerne setzt die Automobilhersteller unter Druck. Grüne Technologie wird künftig für den Erfolg eines Autobauers entscheidend sein. Im Topsegment der Pkw-Premiumklasse verdienen Audi, BMW und Mercedes bislang das meiste Geld. Wegen der neuen Vorstandsrichtlinien der Telekom können noch der BMW 7er-Diesel und die Drei-Liter-Versionen aus Audis A8 gekauft werden. Von Mercedes-Benz stünden auf der Einkaufsliste der S350 CDI Blue Efficiency, der S400 Hybrid mit 189 Gramm pro Kilometer und der S250 CDI mit 149 Gramm.
Bisher gehen nur relativ wenige Konzerne mit dem heiklen Thema Dienstwagen so transparent um wie Telekom, Bayer oder RWE. Die meisten Vorgesetzten wissen um die Brisanz eines verordneten Downsizing der Dienstwagen. Auf eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 115 befragten Unternehmen machten nur 17 detaillierte Angaben über den CO2-Ausstoß der Vorstands-Dienstfahrzeuge und der Firmenflotten.