Auf das Wesentliche reduziert


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Zugegeben, niemand sollte nur nach seiner Vergangenheit beurteilt werden. Aber beim urbritischen Caterham Seven ist sie allgegenwärtig. 1957 bringt der legendäre Lotus-Gründer Colin Chapman (1928 bis 1982) die Blechzigarre mit den vier Rädern als Lotus auf den Markt. Der Name Seven besagt, dass es sich um den siebten Geistesblitz des auf extremen Leichtbau versessenen Technik-Genies handelt.

Genial ist die Vermarktungsstrategie

Um das damalige britische Steuersystem auszubremsen und damit das Auto billiger zu machen, bietet Lotus den Seven als Kit Car, also als Bausatz, an. Schon seit 1948 hat der in London geborene Chapman, studierter Bau- und Luftfahrttechniker, mit Trial- und Formelwagen auf sich aufmerksam gemacht, bevor er seine Rennsport-Erfahrungen 1953 in seinem ersten Serienauto verwirklicht. Vom Lotus Six werden genau 110 Exemplare in der Lotus-Werkstatt im Norden Londons gebaut. Zu jenem Zeitpunkt liegt die große Zukunft der 1952 gegründeten Firma Lotus, noch in weiter Ferne.

Als Konstrukteur leichter und leistungsfähiger Sportwagen genießt Chapman jedoch schon 1957 einen Ruf wie Donnerhall. Und mit dem Seven trifft er voll ins Schwarze. Bis 1972 bleibt er im Programm, vier Serien und insgesamt 2.682 Exemplare werden gebaut – für einen Kleinserienhersteller ein großer Erfolg. Die Motoren kommen unter anderem von Ford, BMC oder Coventry Climax. 1973 verkauft Chapman, den Geldsorgen plagen, die Rechte an der Konstruktion an den in Caterham ansässigen Lotus-Händler Graham Nearn. Der entscheidet sich eine leicht modifizierte Variante des Seven Mk III weiter zu produzieren. Heute gehört Caterham einem malaysischen Unternehmer, die einstige Muttermarke Lotus einem malaysischen Mischkonzern.

Bis heute wird der Seven auf Wunsch auch als Bausatz geliefert. Die Produktionskapazität der in Dartford östlich von London ansässigen Sportwagen-Schmiede liegt bei 500 Autos pro Jahr. Doch der Mythos lebt: Rechtzeitig zum 60. Geburtstag des Seven hat Caterham im September 2016 ein auf 60 Exemplare limitiertes Sondermodell, das an den Ur-Seven von Colin Chapman erinnern soll, herausgebracht, den Seven Sprint (siehe Fotos). Binnen einer Woche war er ausverkauft.

Ein Sound zum Niederknien

Es muss am archaischen Fahrgefühl liegen: Ein 660 Kubikzentimeter kleiner Turbo-Dreizylinder von Suzuki mit 81 PS, 490 Kilo Gewicht, Hinterradantrieb, ein knackiges Fünfganggetriebe, eine direkte Lenkung und ein Sound zum Niederknien – schon die Basisversion namens Seven 165 sorgt für Sportwagen-Feeling, das seinesgleichen sucht. Das Fahrwerk ist so hart, dass Rollsplitt sich anfü hlt wie Schotter. Und schon bei niedrigen Geschwindigkeiten braust ein Sturm durchs Cockpit.

160 km/h sind möglich, aber eine echte Mutprobe.

Je nach Wetter und Straßenbeschaffenheit ist nach der Fahrt eine Grundreinigung erforderlich – nicht nur des Autos, sondern auch der Kleidung. Ein vernünftiges Dach gibt es übrigens nicht. Kein Auto für Zartbesaitete also, die sich gerne von allerlei elektronischen Helfern verwöhnen lassen. Die gibt es nämlich auch nicht.

Verzicht bedeutet beim Caterham Seven allerdings keineswegs, dass die Preise so extrem tief liegen wie das Auto. Die Basisversion ist bei Caterham Deutschland in Dierdorf ab 29.900 Euro zu haben. Insgesamt fünf Versionen sind erhältlich, die teuerste namens 620/R ab satten 66.000 Euro. Wer sich diesen renntauglichen Seven zutraut, muss allerdings einiges aushalten können: 310 PS bei 545 Kilo – da wird jeder Trip zum Ritt auf der Kanonenkugel.

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