Wenn Roman Lauer morgens um kurz vor sieben den PC in seinem Büro im Saarlouiser Ford-Werk anwirft, dann liegt ihm die ganze Ford-Welt zu Füßen: Angefangen von kleinsten Komponenten für den neuen Focus, die noch gar nicht angekommen sind, bis hin zum längst fertigen Fahrzeug, das Tausende von Kilometern auf dem Schiff unterwegs ist, Richtung Südsee, wo es vielleicht einmal dem Fuhrpark vom König von Tonga einverleibt wird.
Der 42-jährige diplomierte Elektro- und Wirtschaftsingenieur ist der Chef-Logistiker eines gigantischen Prozesses, bei dem alle Rädchen ineinander greifen müssen, damit nirgendwo Stillstand herrscht: nicht bei der Anlieferung, nicht am Band, nicht bei den Qualitäts-Reports, nicht bei der Endabnahme, nicht bei der Auslieferung. Seit 16 Jahren bei Ford, angefangen als Trainee, hat sich Lauer seine strategischen Fähigkeiten in mehreren Funktionen, unter anderem in den USA und Russland, erworben.
Er selbst sieht sich weniger als Dirigent eines Orchesters, sondern als «Trainer einer Fußballmannschaft, die immer Höchstleistung bringen muss.» Und er ist stolz darauf, dass «wir hier in Saarlouis sehr gute Mitarbeiter mit hoher Motivation haben, denen ihre Arbeit am Herzen liegt und für die die tägliche Arbeit nicht nur ein Job ist. Nur dann funktioniert die ganze Kette.» Das Faszinierende an seiner Arbeit sei für ihn, «dass diese Tätigkeit nie zur Routine wird. Sie ist jeden Tag spannend und verantwortungsvoll zugleich. Wir machen innerhalb eines Tages aus einer Blechrolle ein modernes Auto. Darin werden 6.500 unterschiedliche Teile von 450 verschiedenen Lieferanten verarbeitet. Der Besitzer eines neuen Focus kann sich von diesen Dimensionen gar keinen Begriff machen.»
Ähnlich dem «Big Apple», New York, bekannt als «the City, that never sleeps», also die Stadt, die niemals schläft, ist es auch in Saarlouis. Im Dreischichtbetrieb wird dort «gefahren». 1.850 Fahrzeuge verlassen pro Tag die Werkshallen. Autos im 40-Sekunden-Takt. «Wir könnten mehrere Jahrzehnte Autos bauen, ohne dass ein Einziges auch nur doppelt wäre, so groß ist die Vielfalt derindividuellen Möglichkeiten.» 1.450 Focus verlassen Saarlouis pro Tag, davon sind etwa 750 Focus Turnier. Hinzu kommen etwa 400 SUV Ford Kuga.
Und der Kunde? Wann hat der sein Auto, das heute aus den Saarlouiser Werkstoren fährt? «Wir sind dem Prozess im Prinzip immer einen Schritt voraus», sagt Lauer nicht ohne Stolz auf seine ineinander greifende Maschinerie von Teile-Anlieferung, Produktion, Endkontrolle und Verlassen des Produktionsstandortes bis zur Auslieferung beim Kunden. Bei der Bestellung erhalte der Händler ein voraussichtliches Lieferdatum, «das wir zu 90 Prozent einhalten können.»
Das Auto, das Saarlouis verlässt, ist erst dann aus der Ford-Verantwortung heraus, wenn der Kunde es erhalten hat. Und wer sich auf der anderen Seite der Erdkugel einen neuen Ford Focus oder einen Focus Turnier bestellt hat, der darf damit rechnen, dass er sechs bis acht Wochen nach dem Produktionsdatum sein persönliches Modell bekommt.
Vielleicht, liebe Leser, können Sie sich selbst davon überzeugen, wenn Sie das nächste Mal den König von Tonga besuchen …