Zwischen Reiz und Risiko


DVR: Maßnahmen für mehr Motorradsicherheit

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Kein Genre ist im alltäglichen Straßenverkehr so umstritten wie die Motorradfahrer. Weil sie einerseits jene ungebundene Freiheit verkörpern, wie sie Dennis Hopper und Peter Fonda im Filmklassiker »Easy Rider« verkörpern. Weil sie andererseits Reizfiguren sind, angeblich wenig kooperativ, nur auf sich selbst bedacht und oft in »Scharen und Schwärmen« auftretend.

Ulf Böhringer/ SP-X

 

Motorradfahrer
sehen die Gefahr früher

Umgekehrt sind sie auch besonderen Gefährdungen ausgesetzt, sind im körperlichen Sinn »ihre eigene Knautschzone«. Was kann man tun, um die Sicherheit von Motorradfahrern im Alltag zu erhöhen?
Diese Frage stellte bei einem Seminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) ein Referent, der es aus eigener Erfahrung wissen muss: Dr. Christian Kräutler vom Kuratorium für Verkehrssicherheit in Wien (KVR), ist selbst Motorradfahrer.
Die »Dualen«, so nennt sie das KVR in liebevoll-prägnanter Form, hätten aus eigenem Antrieb heraus den »Nur-Autofahrern« im Straßenverkehr gegenüber einen Vorteil. Sie würden vorsichtiger fahren. Nicht nur mit zwei, sondern auch mit vier Rädern. Weil sie um die Gefahren wüssten und sie besser einschätzen könnten. Das alles ist nach Kräutler wissenschaftlich erwiesen, es geht aus einer Wiener Studie hervor.
Kräutler beschrieb auffällige Unterschiede im Fahrverhalten. So entdeckten die Motorradler einen Pkw mit hohem Kollisionspotenzial viel früher als Autolenker. Sie nutzten beim Spurwechsel auch häufiger den Blick in den Rückspiegel.
Ihr Verhältnis zum Fußgänger als Teilnehmer im Straßenverkehr sei auch anders. Sie registrieren den Fußgänger als potenzielle Gefahr, etwa beim schnellen Überqueren der Straße. Dies wissend, so Kräutler, widmen Motorradfahrer dem Fußgänger früher und länger ihre Aufmerksamkeit, als es Autofahrer tun.

Dessen ungeachtet beschreiben die Motorradfahrer
den eigenen Fahrstil
auf dem Motorrad im Vergleich zu dem
im Automobil aber auch als riskanter.

Das ist ein Ergebnis der genannten Untersuchung. Zur Senkung der Unfallzahlen müsse man vor allem das Gefahrenbewusstsein vermitteln und präventiv arbeiten. Das heißt: Kritische Situationen üben, dabei moderne Techniken wie VR-Brillen oder Simulatoren mit einbeziehen. Chancen werden aber auch in der Verbesserung der Infrastruktur gesehen. So hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit, basierend auf einer Vier-Länder-Studie, die Checkliste »RoadCheck« entwickelt. Demnach kann das Erkennen schwieriger Streckenverläufe etwa durch Ellipsen und Balken verbessert werden, welche auf die Fahrbahn aufgetragen werden. In Österreich sei so bereits eine große Anzahl bekannter Unfallstellen entschärft worden.

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