Zurück zur gewohnten Kraft – Auswege aus Stress und Burn-out


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Sie werden heute vielfach als Modewörter gebraucht. Vergessen wird darüber, dass Begriffe wie Stress, Burn-out und Überlastung durchaus ernst zu nehmende Warnzeichen für die Gesundheit darstellen. Aus solchen Fallen herauszukommen, ist gar kein langwieriger, umständlicher und von Rückfallgefahr geprägter, zeitraubender Prozess – sagt der Schweizer Psychotherapeut Horst Kraemer. Im Gespräch mit KÜS Magazin begründet er seinen Ansatz.

Foto Horst Kraemer

Horst Kraemer, geboren 1961, ist Coach, Systemischer Psychotherapeut, Supervisor und Dozent. Im Kösel Verlag ist von ihm erschienen: „Soforthilfe bei Stress und Burn-Out“ (15,95 Euro).

Herr Kraemer, worin unterscheiden sich Stress und Burn-out?
Unter Stress versteht man das biologische Zusammenspiel unserer Antriebshormone und den Immunbotenstoffen, die nach einer Anspannung für die Entspannung und die Regeneration verantwortlich sind. Im Burn-out funktioniert der Mensch nicht mehr wie gewohnt. Das vegetative Nervensystem sorgt für eine Reihe von Störungen: Kozentrations- und Antriebslosigkeit, diffuse Schmerzen und Verspannungen, Schlafstörungen, emotionale Gereiztheit. Trotz größter Willensanstrengung gelingt es bei einem echten Burn-out nicht, den Zugang zu der gewohnten Kraft zu bekommen und den Kopf klar zu bekommen.

Was hat es mit dem viel zitierten «positiven Stress» auf sich?
Es gibt nur Stress. Es kommt darauf an, mit welcher Einstellung und mit welchen Gedanken ich diesen Stress erlebe und dann auch nutzen kann. Davon hängt ab, ob Stresshormone mich unterstützen oder schwächen. Aber auch beim positiv erlebten Stress wird man krank, wenn auf die Situationsbewältigung nicht die Entspannung folgt, zum Beispiel direkt in das nächste Projekt, den nächsten Wettkampf usw. stürze. Und hier liegt die große Gefahr eines Burn-outs.

Gibt es Warnzeichen für einen drohenden Burn-out?
Daran muss man denken, wenn drei der folgenden Symptome zusammen auftreten: Häufige Verspannungen, oft beginnend im Nacken und Rücken, Schlafstörungen, diffuse Körperschmerzen, Infektanfälligkeit, nachlassende Konzentration, fehlende Stabilität in Gefühlssachen, Konflikte in meinen Beziehungen, Vergesslichkeit, ergebnislos kreisende Gedanken, ineffizienteres Handeln als früher.

Wie funktioniert die von Ihnen propagierte Soforthilfe in diesen Fällen?
Wir konzentrieren uns als Erstes auf den Stress-Speicher und haben eine ganzheitliche Methode entwickelt, um den Speicher zu entleeren. Dadurch kann man vom Kopf her wieder in den «Normalmodus» kommen – und eben mit klarem Kopf angehen und lösen, was zum Burn-out führte. Wir nennen es «Neuroimagination» – das ist das, was normalerweise die Natur im Schlaf vorgesehen hat: Wir entspannen uns mit einer Atemtechnik. Der Mensch trainiert, sich abzusenken, dann wird mit den Fingern durch ein regelmäßiges Klopfen der blockierte Stoffwechsel im Gehirn angeregt. Zum Vergleich: Im Tiefenschlaf, der durch Stress nicht mehr ausreichend möglich ist, geschieht dies durch Augenbewegungen, während wir träumen. Und es werden zeitgleich die Gedanken gezielt gelenkt und in innere Bilder umgesetzt. Wir verknüpfen dies dann auch mit Körperübungen, die für Entspannung im ganzheitlichen Sinne sorgen.

Was kann man in der Situation selbst sofort tun?
Dringend eine Pause machen. Und wenn es noch nicht ganz akut ist: Prüfen, wie man zur Entspannung kommen kann. Dabei helfen die im Buch beschriebenen Übungen. Wenn der Burn-out schon fortgeschritten ist, braucht man Hilfe von außen, z. B. durch einen Coach. Das ist unter anderem nötig, um zu einer realistischen Einschätzung seiner Belastungen und Veränderungsmöglichkeiten zu kommen.

Wie lassen sich positive Entwicklungen erkennen?
Dass die Selbstregulationsfähigkeit wieder hergestellt ist, merkt man daran, dass der Tiefschlaf wieder funktioniert. Das heißt, sechs bis acht Stunden zu schlafen, ausgeruht und mit Freude aufstehen – und sich nicht mehr an die nächtlichen Träume zu erinnern.

Das Interview mit Horst Kraemer führte Roland Bernd.

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