Seen, Schlösser, Alleen und diebische Möwen


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Die Landesgeschichte ist allgegenwärtig, und wer die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sehen will, sollte seinen Aufenthalt nicht zu knapp bemessen: Mecklenburg-Vorpommern ist nicht ohne Grund ein beliebtes Reise- und Urlaubsziel. Als Ausgangspunkt für Erkundungen bietet sich – zum Beispiel – die Mecklenburgische Seenplatte an. Welche Besonderheiten auf Besucherinnen und Besucher warten, verrät Dr. Editha Ulrich im Interview mit KÜSmagazin. Sie kennt das Land wie die sprichwörtliche eigene Westentasche: Die promovierte Historikerin und erfahrene Reiseleiterin (www.ulrich-travelguide.de) stammt aus Sternberg.

Dr. Editha Ulrich zwingend

Dr. Editha Ulrich

Frau Dr. Ulrich, schon bei der Aussprache
gibt es Unterschiede: Ist im Namen Mecklenburg-Vorpommern das kurze
oder lange «e» korrekt?

Die niederdeutsche Sprache wird traditionell etwas breiter gesprochen. So wird von den Norddeutschen das Wort Mecklenburg mit einem langen «e» ausgesprochen. Der Name für das Land geht zurück auf die «Michilinburg» in der Nähe von Wismar. Die Bezeichnung bedeutete so viel wie «große Burg» und lässt sich bereits für das 11. Jahrhundert nachweisen.
Das «c» im Namen ist ein Dehnungs-c. Aber heute ist das Wissen um derartige Dehnungsbuchstaben vielfach verloren gegangen, und so gibt es die beiden Aussprache-Versionen parallel, mit kurzem und mit langem «e».

Schwerin Innenstadt

Was sollte der Besucher oder die Besucherin in Mecklenburg-Vorpommern auf keinen Fall verpassen?
Verpassen sollten Besucher des Landes auf keinen Fall die Städte Güstrow, Wismar und Stralsund. Neben den sehr bekannten Reisezielen wie der Landeshauptstadt Schwerin, die durch das, nach dem Vorbild von Schloss Chambord errichteten, Schloss weltbekannt ist und der Hafen- und Hansestadt Rostock, die jährlich durch die im August stattfindende Hanse Sail von Gästen aus aller Herren Länder aufgesucht wird, bieten die genannten Städte einen ganz eigenen und auf die Lebenswelt der Ackerbürger, Handwerker, Kaufleute und Fischer des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit verweisenden Charme.
Güstrow präsentiert in einer bereits auf einem kurzen Spaziergang erlebbaren Raumgestaltung den früheren Herrschaftsbereich der Herzöge mit einer imposanten Schloss- und Gartenanlage, unweit entfernt die einstige Domfreiheit, in deren Mittelpunkt noch heute der Dom mit einem der berühmtesten Kunstwerke von Ernst Barlach, dem «Schwebenden», steht und schließlich die Bürgerstadt, die durch die Bauten der gotischen Marienkirche und des wie ein Schmuckstück wirkenden Rathauses, alle Blicke auf sich zieht.

Markttreiben Stralsund

Ganz anders, aber ebenso sehenswert, zeigen sich die Hansestädte Wismar und Stralsund, die voller Geschäftigkeit und immer auf das Wasser bezogen schon aus der Ferne durch ihre gotischen Kirchtürme auf sich aufmerksam machen. Das Straßennetz dieser Städte und die vielgestaltigen Giebelhäuser vermitteln noch heute einen Eindruck vom Reichtum und der Geschäftstüchtigkeit der Hansekaufleute. Diese in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommenen Städte stehen würdevoll neben ihrer großen Nachbarin Lübeck, der «Königin der Hanse».

Was sollte der Besucher oder die Besucherin in Mecklenburg-Vorpommern auf keinen Fall tun, um nicht unangenehm aufzufallen?
Besucher sollten im Bereich der Häfen, wo vielfach Fisch verkauft und andere Produkte angeboten werden, keine Möwen füttern. Diese haben sich regelrecht zu einer Plage entwickelt. Sie stehlen gerne frechweg die Fische aus den Fischbrötchen, und sie machen das sehr geschickt.

Hanse Sail

Was sollten Reisende insbesondere beachten, wenn sie mit dem Auto nach Mecklenburg-Vorpommern kommen?
Besondere Vorsicht ist geboten bei den prächtigen, aber oft sehr eng am Straßenrand stehenden Alleebäumen. Dringend notwendig ist auch erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Wildwechsel –
wegen der hier sehr zahlreichen Wildschweine und Rehe.

Das Straßencafe ?Seestern? in Wismar, Mecklenburgische Ostseeküste

Zum Schluss: Ihr ganz persönlicher Tipp in Mecklenburg-Vorpommern?
Mein ganz persönlicher Tipp für einen Aufenthalt im Lande gilt dem Töpferhof
Döscher in Tewswoos, der sich mitten in der «Griesen Gegend» zwischen Ludwigslust und Dömitz befindet. Hier betreibt die Familie Döscher auf einem abseits gelegenen, wildromantischen Hofgelände eine Töpferwerkstatt und bietet ihre Keramik in einem alten Lagerhaus, das geschmackvoll mit alten Möbeln und Erinnerungsstücken an eine längst vergangene Zeit eingerichtet ist, zum Verkauf an. Darüber hinaus lässt sich bei richtig gutem Kaffee und Kuchen dem lauschen, was Fritz Döscher über Land und Leute, von gestern und heute, vom Leben auf dem Hof und der großen weiten Welt zu berichten weiß. Ein besonderer Höhepunkt im Jahreslauf dieses Hofes ist der Erste Advent. Zu den Klängen festlicher Posaunenmusik versammeln sich Künstler, Händler und Handwerker. Zwischen den Ständen und dem prasselnden Lagerfeuer entwickelt sich bei Glühwein und Lebkuchenduft eine aus Kindheitstagen bekannte weihnachtliche Vorfreude.

Frau Dr. Ulrich, vielen Dank für das Gespräch und die zahlreichen Insider-Tipps.

HBMecklenburg-Vorpommern

HB Bildatlas Mecklenburg-Vorpommern; 8,50 Euro

BARMeckl.Vorpommern

Baedeker Allianz Reiseführer Mecklenburg-Vorpommern; 19,95 Euro.

RTBMecklenburgischeSeenplatte

Dumont Reise-Taschenbuch: Mecklenburgische Seenplatte; 14,95 Euro.

 

MPMecklenb.Seenplatte

Marco Polo Mecklenburgische Seenplatte; 9,95 Euro

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