Unterwegs im vorweihnachtlichen Seiffen


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Wer das Erzgebirge bereist, sollte das weltbekannte »Spielzeugdorf« nicht versäumen. Mit annähernd 700 Höhenmetern liegt der staatlich anerkannte Erholungsort anmutig eingebettet in einem Talkessel. Zur winterlichen Zeit verwandelt er sich in ein wahres »Weihnachtsland«, „Weihnachten im Erzgebirge“ ist zu einem touristischen Begriff geworden. Der Zauber der Weihnacht liegt dann über der Gemeinde, durchzieht tiefverschneite Straßen und Wege und bietet alles, was das kindlich-nostalgische Herz vieler Menschen höherschlagen lässt. Lichterglanz, aromatische Düfte und festliche Gesänge, aber insbesondere Weihnachtspyramiden, Räuchermännchen, Nussknacker, das gedrechselte Leuchter-Figurenpaar Bergmann und Engel, Spanbäume, Hängeleuchter und unzählige Tierfiguren in schönsten Farben und Formen. Das Auge kann sich kaum sattsehen an der Vielfalt!

Einst bot der Bergbau den Menschen hier Brot und Leben. Der Ortsname leitet sich vom »Ausseifen« ab, also dem Auswaschen der Zinnkörner aus dem Geröll, das den ersten Siedlern der Region ihren Verdienst sicherte. Neben den Bergleuten lebten auch Glasmacher in der Umgebung. Überall brauchte man Holz und so war die Bearbeitung von Holz traditionell ein wichtiger Arbeitszweig. Zunächst lernte man, Teller und Spindeln zu drechseln, später fertigte man Spielzeug. Zugleich entwickelte sich in der anspruchsvollen Technik des Klöppelns ein weiterer Nahrungserwerb, auf die sich die Frauen spezialisierten.

Die städtische Kundschaft fand Gefallen an der Handwerkskunst. „Seiffener Waren“ waren seit dem späten 17. Jahrhundert gut verkäuflich auf den Messen in Leipzig und Nürnberg. Als im 19. Jahrhundert die letzte Glashütte schloss und der Bergbau eingestellt wurde, wurden aus Bergmännern und Glasbläsern endgültig Schnitzer und Spielzeugmacher. Schließlich waren es ihre Fähigkeiten, die sie auszeichneten und innovative Lösungen in den Herstellungsverfahren finden ließen. Wie etwa für die berühmten, aus gedrechselten Reifen hergestellten Tiere. 

Wer heute in Seiffen eine Schauwerkstatt besucht, wird mit ungläubigem Staunen Zeuge, wie ein Dreher aus nassem Fichtenholz einen Reifen mit sich abwechselnden Höhen und Tiefen drechselt, der, nachdem dieser in Spalten geteilt ist, zauberhafte kleine Tierfiguren zum Vorschein bringt. Dass diese volkstümliche Handwerkskunst seit langer Zeit mit großem Geschick und Einfallsreichtum betrieben wird, dokumentiert das Erzgebirgische Spielzeugmuseum in Seiffen auf insgesamt drei Etagen.

Die dekorativen Schnitzfiguren und Leuchter erzählen auf stille und farbenfrohe Weise von der Geschichte dieser Region und ihrer Bewohnerschaft. Wenn sie heute zur Adventszeit entzündet werden, erinnern sie zugleich an die Hoffnung. Jeder Abstieg im Stollen konnte den Tod Einzelner und damit den wirtschaftlichen Ruin ganzer Familien bedeuten. Das Licht in der Lampe des Bergmanns war auf vielfache Weise ein Lebenslicht. Das haben die Familien in Seiffen nie vergessen. Und so feiern sie im Advent mit musikalischer Begleitung und in der Gemeinschaft in der Seiffener Dorfkirche die Freude, die mit der Wiedergeburt des Lichtes neues Leben verspricht.

Fotos Tourismusverband Erzgebirge e. V. Uwe Meinhold, Greg Snell

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