Angesichts klammer Kassen bei Privatleuten und Gewerbetreibenden wird der Reifenkauf eher als lästiger Kostenfaktor betrachtet und verständlicherweise möglichst lange hinausgezögert. Dabei vernachlässigt man oft genug Mindestanforderungen an die Fahrsicherheit, wobei die Folgen mitunter wesentlich teurer sind als ein Satz Reifen. Es gibt zudem Mittel und Wege, die Laufleistung von Reifen beträchtlich zu verlängern, sie sind nur mit etwas Aufmerksamkeit und gelegentlichen Handreichungen verbunden. Vor allem aber darf kein Zweifel darüber bestehen, dass Reifen die einzige Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße sind, das Beste ist eigentlich gerade gut genug. Qualität, Leistungsniveau und Zustand der Pneus sind maßgeblich für das Fahrverhalten und die Sicherheit sämtlicher Vehikel. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen Kleinwagen handelt, einen Familien-Van, einen Kombi auf Langstrecken, eine leistungsstarke Limousine oder einen Transporter. Motorradreifen sind zwar ein spezielles Kapitel, aber selbstverständlich gilt die vorstehende Erkenntnis auch für Zweiräder.
Im Umgang mit Reifen gibt es einige markante Punkte, die im Interesse der Betriebssicherheit unbedingt beachtet werden sollten. So ist beim anstehenden Reifenkauf mit schmalem Geldbeutel natürlich die Verlockung groß, zu irgendeiner extrem preisgünstigen Marke zu greifen, von der man noch nie gehört hat. Aber:
Hände weg von Billigreifen!
Sämtliche Reifen-Vergleichstests von Automobilclubs oder der Fachpresse beweisen immer wieder, dass diese Reifenkategorie erhebliche Sicherheitsrisiken birgt. Mögliche Gründe: fehlendes technisches Know-how der Hersteller, minimaler Entwicklungsaufwand, billige Materialien.
Oder sind Bremswegdifferenzen von 20 Metern auf nasser Straße (aus Tempo 80) im Vergleich zum Markenreifen akzeptabel? Wohl kaum, denn, wenn das Auto mit einem Markenfabrikat bereift schon steht, rauscht das Fahrzeug mit Billigreifen trotz Vollbremsung mit erheblichem Tempo vorbei und steht dann fünf Autolängen später. Diese Erfahrung gilt für alle Reifenkategorien und ist im Ernstfall für einen immensen Schaden verantwortlich. Empfehlung: Beim Kauf nicht nur an den Reifenpreisen orientieren, sondern die Testergebnisse der Fachpresse und Clubzeitschriften beachten. Im Zweifel ist es tatsächlich ratsam, auch bei schmalem Geldbeutel zum bekannten Markenfabrikat zu greifen.
Bei der Montage von Neureifen sollten unter allen Umständen auch neue Ventile verwendet und die Räder ausgewuchtet werden. Gummiventile sind durch die Fliehkraft einer hohen Biegebelastung ausgesetzt und sie altern. Damit werden sie irgendwann undicht oder sie reißen komplett ab, was einen schlagartigen Luftdruckverlust bedeutet. Folgen: katastrophal. Ein nicht ausgewuchtetes Rad schlingert auf der Achse, das ist mitunter in der Lenkung spürbar, vor allem aber werden Stoßdämpfer, Lager und Teile der Radaufhängung extrem beansprucht und verschleißen vorzeitig.
Die Unwucht eines Rades von nur 10 Gramm steigert sich durch die Fliehkraft bei 100 km/h auf rund 2,5 kg und wird mit wachsendem Tempo immer größer!
Es ist zwar lästig, aber Reifen sollten irgendwann ausgetauscht werden, meist früher als von Laien vermutet. Das maximale Alter liegt bei etwa acht Jahren (ungeachtet der Profiltiefe) und die Restprofiltiefe sollte bei Sommerreifen drei Millimeter, bei Winterreifen vier Millimeter nicht unterschreiten. Das Fertigungsdatum von Reifen und damit das Alter lässt sich an der vierstelligen DOT-Kennzeichnung ablesen (0409 heißt April 2009). Bei der Restprofiltiefe gilt zwar eine gesetzlich zulässige Grenze von 1,6 mm, aber die ist in der Fahrpraxis indiskutabel und gefährlich. Unter drei mm sollte Schluss sein, weil sich Bremswege auf Nässe mit schwindender Profiltiefe dramatisch verlängern und zudem frühes Aquaplaning droht.
Aquaplaning ist der zu Recht gefürchtete Zustand, wenn die Reifen auf einem Wasserkeil aufschwimmen und das Fahrzeug unkontrollierbar dahinsegelt. Mit schwindender Profiltiefe tritt dieser Zustand immer früher und häufiger ein. Winterreifen benötigen ebenfalls jeden Millimeter Profiltiefe, einerseits als Aquaplaningvorsorge, andererseits im Tiefschnee. Unter vier Millimeter ist die Wintertauglichkeit so drastisch reduziert, dass ebenfalls inakzeptable Bremswegverlängerungen auftreten (Nässe und Schnee) und selbst das Anfahren an verschneiten Steigungen misslingt. Soweit die Kriterien, die auch bei massivem Sparzwang im Interesse der Sicherheit berücksichtigt werden sollten.
Das Sparpotenzial beim Thema Reifen indes ist vielfältig und trägt bei gebührender Beachtung erheblich zur Kostensenkung bei, ohne Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen. Um die empfohlenen Markenreifen günstig zu erwerben, ist ein möglichst weitreichender Preisvergleich, inklusive Montage und Auswuchten anzuraten. Je mehr Händlerangebote eingeholt werden, umso größer ist die Chance, deftige Preisunterschiede zu finden. Tatsächlich bietet der Reifenmarkt auch beim Preis einige Überraschungen. Bei Online-Offerten ist Vorsicht geboten: Sind Herkunft, sachgemäße Lagerung und Reifenalter bekannt? Hinzu kommen Kosten für Versand, Auswuchten und Montage.
Anhand der Fahrzeugdokumente (Fahrzeugbrief oder neue COC-Papiere) ist vor der Neuanschaffung festzustellen, welche Reifen- und Radgrößen auf dem Fahrzeug eigentlich zulässig sind. Zwar sind üppige Dimensionen durchaus eine Augenweide, aber wer sparen will, sollte darauf verzichten. Die schmaleren und im Durchmesser kleineren Formate fallen meist erheblich preisgünstiger aus. Auch der Geschwindigkeitsindex neuer Reifen darf so niedrig wie möglich gewählt werden. Ein Beispiel: In der Kompaktklasse sind bei etlichen Fahrzeugen Breitreifen der Dimension 225/45 R 17 zulässig, gleichzeitig aber auch 205/55 R 16 oder gar 195/65 R 15. Das sind Reifen mit ähnlichem Abrollumfang und die Palette ließe sich durchaus erweitern. Es versteht sich von selbst, dass der Breitreifen in 225/45 R 17 am meisten kostet, zumal damit mindestens der Tempo-Index H oder V fällig ist, zulässig bis 210 oder 240 km/h.
Wenn das Auto aber keine 190 km/h läuft, werden nur preisgünstigere Reifen mit Index T benötigt (bis 190 km/h). Auch die Räder sind natürlich in 15 Zoll Durchmesser billiger als in 17 Zoll. Wer sich mit der bescheidensten zulässigen Reifen- und Radgröße arrangiert und auf optische Effekte verzichtet, spart gegenüber den möglichen Breitformaten bares Geld. Um dann im Fahrbetrieb die Kosten weiter zu drosseln, sollte der sogenannte Reifen-Rollwiderstand so gering wie möglich sein. Rollwiderstand entsteht zwangsläufig durch die Verformung des Reifens am Boden (in der Aufstandsfläche) und lässt sich konstruktiv stark beeinflussen, aber nicht gänzlich beseitigen.
Tatsächlich werden bis zu 25 Prozent des Spritverbrauchs vom Rollwiderstand beansprucht.
Rollwiderstandsarme Reifen sind oft an der Bezeichnung Öko, Eco, Energy oder Ähnlichem erkennbar. Um Kraftstoff zu sparen und die Laufleistung der Reifen zu verlängern, ist es allerdings unbedingt erforderlich, regelmäßig den Reifendruckzu prüfen. Gefährlich und teuer sind die zu niedrigen Werte: Das Fahrverhalten wird instabil, der Rollwiderstand wächst, dieReifen-Laufleistung sinkt spürbar und es droht über kurz oder lang ein Reifendefekt. Spätestens im Abstand von vier Wochen sollte der Fülldruck ermittelt und auf die korrekten Werte eingestellt werden (Betriebsanleitung, Aufkleber an der Tankklappe, am Türholm). Vorteilhaft für den Rollwiderstand ist ein eher höherer Fülldruck, maximal 0,3 bar über dem vorgeschriebenen Höchstwert.
Als ebenso zuträglich für Reifenlebensdauer und niedrigen Kraftstoffverbrauch gilt darüber hinaus eine ausgesprochen sanfte und flüssige Fahrweise. Kräftige Beschleunigungsmanöver und harte Verzögerungen sollten unbedingt vermieden werden, sie kosten auf jeden Fall Sprit und Gummi.
Zur Steigerung der Reifen-Laufleistung kannein regelmäßiger Wechsel der Räder von vorne nach hinten (seitengleich) unter Einbeziehung des Reserverades durchaus sinnvoll sein. Allerdings werden vollwertige Reserveräder immer seltener, dann genügt der Wechsel vorne/hinten. Sollte übrigens ein Reifen beschädigt werden (Fremdkörper) dann ist oft eine Reparatur möglich und wesentlich preisgünstiger als ein Neureifen. Diese Arbeit darf allerdings nur ein Fachmann übernehmen, der den Reifen nach Vorschrift (StVZO §36) demontieren und die Schadstelle begutachten muss. Sofern der Fremdkörper im Laufstreifen eingedrungen und der Schaden nicht größer als sechs Millimeter ist, lässt sich das Malheur meist reparieren, gleichgültig bei welchem Reifen. Offensichtlich lassen sich auf dem Reifensektor mit geringem Aufwand und mit Köpfchen durchaus spürbare Spareffekte erzielen.