Knoop – Eine App für Straßenlaternen


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In Hecken, einem 100-Einwohner-Dorf im Hunsrück, gehen um Mitternacht im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter aus. So hat es die Gemeindeversammlung beschlossen. Die Straßenlaternen werden ausgeschaltet, um Energie zu sparen und die Lebensdauer der Lampen zu verlängern. Kommt einer dennoch später nach Hause, steht er im Dunkeln. Die App »Knoop« könnte da Abhilfe schaffen – so wie in Löwenstedt in Nordfriesland.


Per Smartphone lassen sich mit Knoop einsame Wege beleuchten und damit sicherer machen.
Foto: Gregor Mausolf

Hier lebt Simon Hansen. Der heute 27-Jährige hatte sich vor drei Jahren zusammen mit zwei Kommilitonen nach dem Studium für Angewandte Informatik in Flensburg selbstständig gemacht. Neben Webentwicklungen und Dienstleistungen als Basis lag der Fokus auf Programmieren. So tüfftelte Hansen daran, seine Wohnzimmer-Deckenlampe via Smartphone zu schalten. Die nötige Hardware hatte er sich dafür schon angeschafft.
Eines Nachts kam er spät nach Hause. Und ärgerte sich darüber, dass er in eine unbeleuchtete Straße einbog. Auch hier wurden nachts die Straßenlaternen abgeschaltet. Da machte es bei ihm Klick: Was mit Deckenlampen geht, muss auch mit der Straßenbeleuchtung funktionieren. Im 650-Einwohner-Ort Löwenstedt kennt natürlich jeder jeden. So marschierte Hansen direkt zum Bürgermeister und trug ihm seine Idee vor. Der schlug zunächst die Hände überm Kopf zusammen, gab aber dem Jungunternehmer die Chance, seine Gedanken in der Gemeinderatssitzung vorzustellen. Die Politiker zeigten sich aufgeschlossen, und so konnte Hansen seine App an einem konkreten Objekt realisieren.
Ein Name für die App war recht schnell gefunden: »Knoop«, die plattdeutsche Bezeichnung für Knopf. Denn mehr hat der User auf seinem Smartphone nicht, nachdem er die App heruntergeladen und sich registriert hat. Er sieht einen Schiebeschalter auf dem Touchscreen – vielleicht noch ein Auswahlmenü mit mehreren Knöpfen für verschiedene Straßen. Nach dem Knopfdruck kommt eine Rückmeldung, normalerweise: „Die Beleuchtung wird jetzt für X Minuten eingeschaltet“ oder aber: „Für eine Beleuchtung ist es noch zu hell.“ Autorisierte Personen können über die App Einstellungen wie Einschaltzeit und Zeitfenster vornehmen und erhalten eine Historie über die Nutzung. „Im Jahr 2018 hatten wir mit Knoop rund 500 Schaltungen“, weiß Hansen.
Herzstück des Systems ist das Steuergerät, das idealerweise eine Netzwerkverbindung hat oder über ein GSM-Modul angesteuert wird. Hier entwickeln Hansen und seine Mitstreiter gerade die zweite Generation. Die Themen Schnittstellen und Zertifikate habe man beim Prototyp unterschätzt, räumt der Erfinder ein. Zahlreiche Gemeinden haben Knoop schon geordert und warten jetzt auf die Fertigstellung der Steuergeräte.
Wie viel Geld sich sparen lässt, hängt natürlich von der Zahl der Straßenlaternen, ihrer Leistung, der Betriebszeit und dem Strompreis ab. Nehmen wir mal 100 LED-Leuchten à 32 Watt und durchschnittlich 10 Stunden Leuchtdauer, so ergibt sich eine Kostenersparnis von jährlich rund 2.800 €.
„Durch moderne LED-Lampen steht aber weniger die Ersparnis als vielmehr die Serviceleistung und Lichtverschmutzung im Vordergrund“, erläutert der 27-Jährige. Aber er hat schon weitere Pläne: Die App könnte auch auf Sportplätzen zum Einsatz kommen und das Flutlicht schalten. Während seine App kostenlos ist, müssten dort dann eventuell die Stromkosten von den spät noch trainierenden Vereinen gezahlt werden.

Foto Sourceboat

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