Generation 50 plus, (k)ein Verkehrsrisiko?


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Der Schock kommt meist dann, wenn er nicht erwartet wird. Wahrscheinlich heißt er deswegen auch Schock. So wie an diesem – eigentlich recht heiteren – Morgen bei einem Blick in die Tageszeitung. Dort wurde in der umfangreichen Beilage zum Thema «Beruf und Alltag» eine Ausbildung zum «Seniorenberater» angeboten. Für Mitmenschen im Alter von «50+». Dass der geistige Vater dieses zukunftsträchtigen Ausbildungsfeldes just in diesem Moment nicht neben mir saß, hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Seniorenberater 50+: Habe ich da bei mir etwa in den vergangenen Jahren eine Entwicklung verschlafen, einmal abgesehen davon, dass mir allmählich «die Kniescheibe durch den Kopf wächst?»

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Dabei habe ich doch neulich noch dieses Seminar über «Ältere Verkehrsteilnehmer» eines großen deutschen Versicherers besucht. Immerhin wurde dort schamhaft verschwiegen, dem Wort «Senioren» eine bestimmte Alters-Pflichtgrenze zuzuordnen. Verbreiten doch 50-Jährige für mich mittlerweile einen leicht juvenilen Charme, der umso aufdringlicher wird, je eher der eigenen Erscheinung ein Schuss morbider Anmutung nicht mehr abzusprechen ist.

Immerhin habe ich bei selbigem Seminar gelernt, dass über «Senioren am Steuer» meist sehr negativ berichtet wird, und dass auch (fragwürdige?) Politiker darüber nachdenken, «altersbasierte restriktive Maßnahmen zur Prüfung der Fahrtauglichkeit» in Erwägung zu ziehen. Vielleicht auch um die anwesenden Seminar-Teilnehmer nicht zu kränken, wurden größtenteils die Ergebnisse von Statistiken malträtiert, die auf Untersuchungen von Personen des Kreises «Ü65» basieren. Wobei die sich wahrscheinlich gegen das hässliche Wort «Senioren» genauso verwahren werden.

Immerhin war es doch tröstlich zu erfahren, dass – obwohl heute ein Fünftel der bundesdeutschen Bevölkerung älter als 65 Jahre alt ist – diese Autofahrer/innen gerade mal elf Prozent der registrierten Unfälle in Deutschland verursachen. Und plötzlich machten sogar Begriffe wie «Erfahrung» oder «Weitsicht» die Runde. Weil nämlich nach den Ergebnissen der Studie, die der Versicherer in Auftrag gegeben hatte, «Senioren weniger riskant und umsichtiger» im Straßenverkehr agierten.

Na gut, mancher Zeitgenosse wird mir jetzt vielleicht entgegnen, dass sich am Tor zum Vorruhestand immer mehr Probleme auftun, um in der Dämmerung mit 140 Sachen über die glitschige Platanen-Allee mit dem Kopfstein-Pflaster zu brausen. Lass‘ ich mir ja vielleicht noch eingehen. Um so mehr «geht dann runter wie Öl», dass «aus Sicht der Versicherer das kalendarische Alter kein ausreichender Grund ist, um die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen durch restriktive Maßnahmen zu verschärfen.» Auf gut Neuhochdeutsch soll das wohl heißen, dass man einem senilen 50-Jährigen am Steuer nicht unbedingt einen 17-Jährigen zum Aufpassen nebendran setzen muss. Ähnlich, wenn wohl auch ein wenig seriöser, formuliert es Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft: «Im Gegensatz zum Medienbild sind Senioren zumindest bis zum 75. Lebensjahr als Autofahrer keine Risikogruppe. Wenn Senioren als Falschfahrer oder durch Verwechselung von Gas- und Bremspedal schwere Unfälle verursachen, handelt es sich um spektakuläre Einzelfälle. Als Radfahrer und Fußgänger sind Senioren zwar überdurchschnittlich an Verkehrsunfällen mit Verletzten beteiligt, jedoch überwiegend nicht als Verursacher.»

Allerdings, sagt auch der Versicherungs-Experte, dass sich «ältere Menschen regelmäßig auf ihre gesundheitlichen Voraussetzungen in Bezug auf das Führen eines Automobils» untersuchen lassen sollten. Ich hab mir geschworen, gleich morgen damit anzufangen. Aber eines versichere ich gleich dazu: «Wenn ich bei einer solchen Untersuchung auf Walter Röhrl treffe, schmeiße ich meinen Führerschein freiwillig weg!»

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