Eine Seefahrt ist …


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Im August starb Gerd, mein Mann, und auf einmal war ich Witwe. Es dauerte ziemlich lange, bis ich das begriffen hatte. Und nun war bald Weihnachten. Im Prinzip ein wunderschönes Familienfest. Ich entschied mich für das Karibik-Kreuzfahrtschiff „Seven Seas Navigator“ – Bloß weg von zu Hause.

Das Schiff hatte ich sorgfältig ausgesucht, es sollte auf gar keinen Fall so ein Riesenschiff sein. Die Seven Seas Navigator hat 252 Suiten, fast alle mit eigenem Balkon und an Bord 330 Gäste.

Vom Flughafen Frankfurt ging es zuerst nach New York und dann nach Puerto Rico. Den ersten Schock bekam ich am Gepäckband in San Juan: Mein Koffer war nicht da. Zum Glück war eine Dame des Veranstalters am Airport und beruhigte mich: „Keine Sorge, wir kümmern uns darum. Wenn Sie morgen an Bord gehen, ist Ihr Koffer da.“ So wirklich beruhigt war ich nicht. Doch sie behielt Recht.

Domenica war die erste Insel, auf der wir anlegten. Die Passagiere wurden an Land von karibischen Bongo-Trommeln begrüßt. Wunderschön. Ich konnte mich nicht sattsehen an den bunten Farben. Und Domenica war erst der Anfang. So also fühlt sich die Karibik an.

Am nächsten Tag: Auszeit auf Barbados. Allein der Name klingt schon super. Vom Schiff aus konnte man jede Menge Ausflüge buchen.

Und dann kam Silvester. Wir legten in St. Lucia an. Die Crew hatte sich wahnsinnig viel Mühe gemacht mit der Dekoration im Restaurant. Sie hatten sogar einen deutschen Tisch hergerichtet. Zunächst war es ein schönes Fest, aber als es auf Mitternacht zuging, wanderten meine Gedanken zu meinem Mann, mit dem ich in den letzten Jahren, als er im Rollstuhl saß, ganz beschaulich das Neue Jahr begrüßt hatte: Mit Wunderkerzen und Champagner. Dieses verdammte Einsamkeitsgefühl ging auch an Neujahr nicht weg. Dabei habe ich diese Kreuzfahrt extra deswegen gemacht, um NICHT an zu Hause zu denken…

Auf St. Barth hatte ich wieder Augen für die Schönheiten dieser Promi-Insel. Mit meiner neuen amerikanischen Freundin machte ich einen Ausflug zum Hotel Isle de France. Tina und ich haben uns auf einer Art Himmelbett unter freiem Himmel massagemäßig verwöhnen lassen. Es war wie im Paradies… Immerhin kostet hier eine Suite um 1.500 EUR pro Nacht.

St. Maarten war die nächste Anlegestelle. Hier habe ich zum ersten Mal so einen Riesenpott live gesehen. Annähernd 3.000 Menschen kamen aus dem Rumpf. Da bin ich lieber auf einem „kleinen“ Schiff mit einer überschaubaren Anzahl Mitreisender…

Auf Tortola, eine der British Virgin Islands – habe ich mich ganz besonders gefreut, denn hier hatte ich einen Bekannten: Den Subaru-Importeur Neville Burk. Ich hatte ihn im Oktober auf der Tokyo Motor Show getroffen und so ganz beiläufig gesagt: „Okay, ich komme Dich besuchen“ und jetzt war ich dort. Neville ist absoluter Insider und hat mir Ecken gezeigt, die ich sonst nie zu Gesicht bekommen hätte.

Aber auch das Bordleben war nicht langweilig: Bibliothek, Sauna, Fitnessraum, Casino, Bars und einige sehr interessante Vorträge. Einmal haben wir etwas erfahren über Onassis. Eine richtige Tellerwäscher-Millionärs-Geschichte. Als 18-Jähriger war Aristoteles mit 450 Dollar nach Südamerika gekommen. Damals war seine Schule abgebrannt. Er sammelte aus dem Schutt alle Bleistifte auf, spitzte sie neu an und verkaufte sie an seine Mitschüler. Das brachte ihm auf Dauer nicht genug Geld ein. Also kaufte er einen Schrottkahn, baute ihn auf und verkaufte ihn wieder. Und so weiter…

Am 5. Januar legten wir auf Grand Turk und den Caicos Islands an. Wir ließen uns zu einem wunderbaren Strand fahren, um zu schwimmen.

Endlos weißer Sandstrand, fast menschenleer. Wie aus einem Bilderbuch. Später erfuhren wir, dass es der Privatstrand des Gouverneurs war. Der hatte sogar einen eigenen Steg vom Haus direkt ins türkisblaue karibische Meer.

Den letzten Tag verbrachten wir auf See, bevor am 7. Januar in Fort Lauderdale unsere Kreuzfahrt zu Ende war. Die Karibik-Reise war ein Traum, aber jetzt ging es mit dem Flugzeug wieder nach Hause via Atlanta. Am Flughafen in Frankfurt empfingen meine Freunde mich mit einem dicken Wintermantel. Schließlich war es in Deutschland lausig kalt. Und ich kam direkt aus der Sonne.

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