Belfast: Eine Taxi-Tour


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Als kühnstes Bauwerk in Belfast überragt die Titanic das Areal der einstigen Harland & Wolff-Werft. Das neue Museum verkörpert die tragische Geschichte vom Untergang des Luxusdampfers, die ebenso unvergessen ist, wie die unerbittlichen »Troubles« zwischen den Katholiken und Protestanten.

Beschaulicher Nachmittag in den Grünanlagen der Universität_rwg
„Haben Sie etwas gemerkt?“
, fragt der Reiseleiter augenzwinkernd, während der Bus dahingleitet. „Wir haben soeben die Grenze zwischen der Republik und Nordirland überquert“, erklärt Wahl-Ire Wolfgang. Würden die Entfernungen ab der unsichtbaren Grenze nicht in Meilen gemessen und den Kaffee nicht in Pfund berechnet, wäre der „Grenzübertritt“ völlig unbemerkt geblieben. Die sechs nordirischen Grafschaften seien auch nur politisch Großbritannien zugeordnet. In jeder anderen Hinsicht könnte der Norden nicht irischer sein, betont unser eloquenter Reisebegleiter.

Die nordirische Metropole Belfast ist zwar kleiner als Dublin, aber nicht weniger lebhaft und oft sogar origineller. Die unzähligen Pubs zum Beispiel, darunter der vielleicht schönste von ganz Irland. Das älteste Viertel der Stadt rund um die Saint Anne’s Cathedral verkörpert das kulturelle Zentrum. Auch im Viertel um die altehrwürdige Queen’s University herrscht Leben und Treiben. Das Titanic-Museum, das genau 100 Jahre nach Untergang des Luxusdampfers auf dem Hafengelände eröffnet wurde, zieht dagegen in erster Linie Touristen an.

Lange ist es noch nicht her, dass der „Geburtsort“ der Titanic zu den beliebten touristischen Zielen in Irland zählt. Während Belfast bis weit in die 1990er-Jahre ein Synonym für Besatzung und Terror war, ist das Tor zu Nordirland heute stolz auf das beste Preis-Leistungs-Verhältnis innerhalb Großbritanniens. Ein Händedruck zwischen Königin Elizabeth II. und dem Ex-Stabschef der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) Martin McGuiness hat im Juni 2012 dazu beigetragen, dass nunmehr zwischen Protestanten und Katholiken eine Politik der Vernunft herrscht. Schlendert man durch die Grünanlagen rund um die Uni oder über den bunten und lebendigen St. George’s Market wird schnell klar: Trennung war gestern. Im klobigen Taxi (Black Cab) setzen wir unseren Belfast-Trip fort. Taxifahrer Billy Scott knüpft ein Gespräch an: „Wir haben kein gutes Image“. Als Katholik aus dem Norden der Stadt hat er die Troubles hautnah miterlebt. „Seit dem Friedensabkommen 1998 kommen aber immer mehr Besucher in unsere Stadt“, sagt er. Wir kurven durch die belebten Straßen. Alles wirkt irgendwie aufgeräumt und frisch.

Mit dem Sightseeing-Taxi unterwegs in den Problemvierteln Belfasts_rwg
In den Vierteln, in denen hohe, mit Stacheldraht versehene Mauern die katholischen Nationalisten von den protestantischen Loyalisten trennen, kommt dann doch ein beklemmendes Gefühl auf. 99 solcher „Peace Walls“ gibt es in Belfast, erzählt Bobby Thomson, der zu jedem Ort in den Problemvierteln eine Geschichte kennt. Der Taxifahrer und Touristenführer steuert die Orte der einst blutigen Kämpfe an und erklärt die furchterregenden Graffities an den Hauswänden. Die britische Armee sei zu Hilfe gerufen worden, weil die Polizei der irischen Guerillas, die sich die Belfaster Hinterhofgeografie zunutze gemacht hatten, nicht Herr wurde. „Wir wünschen uns nur noch Frieden“, sagt Bobby. Gleichzeitig ist sich der Katholik bewusst, dass es noch ein weiter Weg ist bis zu einem friedlichen Zusammenleben. Immerhin wurde vorletzten Sommer mit einem Jugendzentrum für beide Seiten des sozialen und politischen Brennpunktviertels ein erster getan.

 ZWINGEND-Sightseeing-Taxifahrer erklärt die Graffity-Symbole auf der Hauswand_rwg
Informationen:

Anreise: Flüge nach Dublin zum Beispiel mit Aer Lingus oder Lufthansa ab Frankfurt ab 170 Euro.
Veranstalter: Das Bayerische Pilgerbüro hat neben Pilger- und Wander- auch Studienreisen in Irland im Programm.
www.pilgerreisen.de
Taxi-Rundfahrt in den einstigen Problemvierteln: Grundpreis 3 Pfund (entspricht etwa 4.20 Euro)

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