Eines muss auch gesagt sein: Alle Repräsentanten der klassischen Geländewagen haben dem Kollegen großen Respekt abgenötigt. Sie waren von unglaublicher Zuverlässigkeit, haben im Großen und Ganzen nie geschwächelt. Und wenn überhaupt, dann war es der Mensch, der Unvollständigkeit zeigte. Strenge Maßstäbe anzulegen an Kriterien wie Zuverlässigkeit, Material, technisches „up to date“, an Preiswürdigkeit und Verarbeitung, gehört noch immer zu den Grundfesten unseres Berufs. Da stellte der Importeur einen klassischen Geländewagen in 3. Generation vor. Auf Sizilien, rund um den Ätna, Europas höchstem aktiven Vulkan. 16 Monate lagen seit der letzten gewaltigen Eruption zurück und die Lavaströme waren zwar nicht mehr glühend, hatten sich aber noch nicht abgekühlt. Wir turnten abseits aller Pfade (natürlich mit Sondergenehmigung der lokalen Behörden) auf dem rauen, löchrigen Vulkangestein hoch Richtung Observatorium. Die Feuerwalze des flüssig-glühenden Magmas hatte Busch und Baum total karbonisiert. Der Kollege musste noch etwa 20 Meter für sein „Jahrhundert-Bild“ laufen. Plötzlich begann er zu hüpfen … die Lava war noch so heiß, dass sie seine Schuhsohlen durchdrang und eiligst zur Flucht ins Auto riet. Aber auch das musste schnellstens wegbewegt werden, da die Hitze den groben AT-Pneus ebenfalls nicht gut tat. Wenige Kilometer weiter unterhalb sorgte abgrundtiefer Schlamm für gegenteilige Verhältnisse, was den Erlebniswert ungemein erhöhte.
Portugal. Ein anderer 4×4-Klassiker wurde vorgestellt. Das Gelände dafür hatte der oftmalige Dakar-Teilnehmer Ramón Vila Altimir aus Nordspanien mit schwerem Arbeitsgerät so präparieren lassen, dass das Gros der Journalistenkollegen diesen Parcours konsequent mied, auf eigene Erfahrungen verzichtete und Text und Bilder lieber aus der Pressemappe übernahm. Da war eine Verschränkungspassage in einem tiefen Loch drin, die „den Wahnsinn auf Rädern bedeutete“, wie eine Kollegin damals vermerkte. Den Kollegen Mandjil reizte das natürlich und er ging unverzüglich an’s Werk. Das Foto zeigt, dass er das Fahrzeug nur auf 2,5 Rädern balancierte. Extreme Achsverschränkung ergibt nun mal die aussagestärksten Bilder. „Affegoil“, meinte ein Kollege aus dem Schwabenland.
Island. Am 66. Breitengrad begann im Westen des Eilands eine Durchquerung nach Osten. An die 70 Flüsse, randvoll mit Gletscher-Schmelzwasser, das über die Türschwelle schwappte, mussten durchquert werden. Und in Schottland wurde ein britisches 4×4-Nobelgerät durch die Wassermassen der Highlands und pechschwarzen Morast getrieben, bis (fast) nichts mehr weiter ging. Oftmals haarsträubende Situationen, die der Kollege Mandjil, mit knapp 100 Kilo Lebendgewicht tief in sich ruhend, bewältigte.
Korsika. Als Testareal für einen neuen Pickup eine Destination mit Härtegrad 8 (von 10). Der Allradantrieb: ein Gedicht. Die Untersetzung: spitze. Dieseldrehmoment: Chapeau. Lenkpräzision: habe die Ehre. Aber diese Schotter-Spitzkehren! Der Pickup mit einem Wenderadius wie die Queen Mary, sodass mehrfach vor- und zurückgesetzt werden musste, um die gefühlten 100 Kehren zu bewältigen. Spitze Granitderivate bis fast 30 Zentimeter Höhe kontaktierten das Bodenblech. Alles bei 40°C Außentemperatur. Der Vierfüßler nahm es dennoch gelassen und schadlos. Der Kollege besitzt einen hohen Grad an Leidensfähigkeit und seine Liebe zum Beruf ist immens. Vor allem natürlich zu den klassischen Allradlern. Bei deren Soft-Geschwistern, den SUV mit variablem Allradantrieb
heißt es: fehlende Mechanik kann nicht einfach durch Elektronik ersetzt werden. Man muss sich auskennen und ein großes Herz haben, ganz einfach. Und man wird belohnt, wenn ein Test ohne „Wellblech“, ohne abgestreiften Auspuff, ohne geknickte Querlenker oder verbogene Stabis und Spurstangen absolviert wurde.
Das Leben kann ganz schön reich sein …