Wenn die Wohnung auf dem Wasser schwimmt


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Frachtschiff, Hausboot und Hafenkran, Leuchtturm und Rettungskreuzer, Windmühle und Wohnwagen sind in Belgien und in den Niederlanden die besondere Alternative zur Hotelübernachtung. In der friesischen Hafenstadt Harlingen gibt es gleich drei ungewöhnliche «Plätze, nur für eine Nacht».

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Leise gluckst das Wasser, hin und wieder schwankt der Boden ein wenig. Wer im Binnenhafen der belgischen Provinzhauptstadt Hasselt auf dem ehemaligen Binnenfrachter «Le Fabuleux Destin» übernachtet, legt sein müdes Haupt in einer besonderen Bettstatt zur Ruhe. Nur vier Doppelzimmer halten Hilde und Jan Franssens-Schulpen seit November 2007 in ihrem schwimmenden Bed and Breakfast-Hotel bereit.

Aber diese Kammern sind vom Feinsten – Design pur, wohin man auch schaut.

Die besondere Überraschung ist ein 6 mal 4 Meter großer Indoor-Pool, in dem die Hotelgäste vor dem üppigen Frühstück ihre «Runden» drehen.

Im niederländischen Harlingen führen genau 76 Stufen im Leuchtturm himmelwärts. Oben angekommen, öffnet sich ein kleines Paradies – luxuriöses Doppelbett, Fernseher, DVD-Player, Frühstücksecke, Funkgerät und ein phantastischer Ausblick. Eng stehen die mittelalterlichen Giebelhäuser auf der einen Seite an den Grachten der alten Hafenstadt, nach Norden schweift der Blick auf Hafenbecken und Wattenmeer.

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Der alte Leuchtturm hat eine neue Bestimmung gefunden – «Minihotel» nur für eine Nacht. Aus aller Herren Länder reisen die Gäste mittlerweile in die 17.000-Einwohner-Hafenstadt, von der die Fähren zu den niederländischen Watteninseln Vlieland und Terschelling auslaufen. «Die Allermeisten haben einen ganz besonderen Anlass, einmal in ihrem Leben ausgerechnet in einem Leuchtturm zu schlafen», weiß die Gästebetreuerin Hilda Uphoff. Oft seien es Geschenke zu einem runden Geburtstag, die Silberhochzeit, oder einfach die Vorliebe für maritimes Ambiente. Hilda Uphoff lacht verschmitzt:

«Wir haben nie gezählt, wie viele Heiratsanträge auf dem Leuchtturm gemacht worden sind.»

Ende der Neunzigerjahre kaufte der Journalist Goose Beerda das ausgediente Leuchtfeuer und erfüllte sich damit einen romantischen Traum. Er baute das Monument aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer luxuriösen Nacht-Stätte um, in dem es den Übernachtern an nichts fehlt. Faszinierend für die meisten Gäste ist vor allem die Rundsicht aus mehr als zwanzig Meter Höhe über das Wattenmeer und den Harlinger Hafen.

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Dort steht als zweites «Minihotel» ein ausgedienter Hafenkran. «Wonder boven Wonder» (Wunder über Wunder) verspricht die Leuchtschrift den Gästen an der Eingangsluke des Krans noch zu ebener Erde. Mit zwei verschiedenen Aufzügen geht es himmelwärts. «Nehmen Sie nur ihr ganz kleines Gepäck mit», rät Gästebetreuerin Uphoff. Denn der zweite Aufzug ist nur eine drangvoll enge Metallröhre, in dem drei Personen gerade mal körpernah Platz finden und in Sekundenschnelle auf 50 Meter Höhe «gebeamt» werden. Dort erwartet die Übernachter auf ganzen zehn Quadratmetern edles Industriedesign: Zweierdusche mit farbig wechselnden Lichtspielen, überdimensionaler Fernseh-Plasmabildschirm, DVD-Player, Bar und eine windumtoste Dachterrasse – viel Luxus in luftiger Höhe. Doch den besonderen Clou des ungewöhnlichen Liebesnestes erfahren die Gäste erst im gläsernen Führerhaus des Krans, der ab dem Ende der Sechzigerjahre bis 1996 beim Entladen von Holzfrachtern aus Russland und Skandinavien treue Dienste verrichtete. Mit leichtem Hebeldruck lässt sich der 60.000 Tonnen schwere stählerne Riese in Bewegung setzen und um die eigene Achse drehen.

Während der Seewind den Gästen in Leuchtturm und Hafenkran ein Lied singt, schaukeln die Wellen im dritten Harlinger Kleinsthotel sanft in den Schlaf: Im Innenhafen vor dem Rathaus hat der ehemalige britische Seenotrettungskreuzer «Lilla Martas» für immer festgemacht und bietet an Bord exklusiv die Bettstatt für Zwei und eine Teakholzbadewanne mit maritimem Flair. Bei 115 Einsätzen, so erfährt der Gast aus dem Bordbuch, rettete die Besatzung 45 Menschen aus Seenot. Die ebenso ruhmreiche wie tragische Geschichte des Rettungsschiffes können die Gäste gruselig nachvollziehen, denn in der kleinen DVD-Sammlung ist auch der Spielfilm «Titanic» zu finden.

Aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Österreich und selbst aus den USA reisen inzwischen die Gäste an, nur um eine Nacht in Leuchtturm, Hafenkran oder Rettungskreuzer zu verbringen; andere sparen jahrelang auf die Nacht in Harlingen, um sich den wahren Luxus für Preise ab 229 Euro einmal in ihrem Leben gönnen zu können.

Längere Wartezeiten auf die Nacht der Nächte sind inbegriffen

für die Schlafstatt an einem Wochenende im Leuchtturm sind es mittlerweile viele Monate.

Weniger spektakulär, aber ebenso ausgefallen, kann man in weiteren Mini-Herbergen in Holland nächtigen: Hausboote in Amsterdams Grachten sind die Alternative zu Hotelbetten in der Hauptstadt und ein besonderer Clou für die Besucher. Auf der weitläufigen Seenlandschaft der Loos-drechtse Plaatsen bei Breukelen zwischen Hilversum und Amsterdam schaukelt ein Hausboot, das zu einer freundlichen Ferienwohnung für vier Personen umgestaltet wurde und wiederum nur mit dem Motorboot oder dem hauseigenen Kanu zu erreichen ist.

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Mitten in Delft haben seit 1999 die beiden Wohnwagen «Mammaloe» und «Pipo de Clown» geparkt und bieten allen Komfort für die Nacht zu Zweit: Drei Treppenstufen die Leiter hinauf, ein wenig den Kopf einziehen – und schon ist man mittendrin in den Träumen von der Zirkuswelt aus Kindertagen. Im flachen Grün von Friesland auf dem Landgut Sonneborghe in Kollumerzwaag bei Leeuwarden steht ein gemütlicher Ferien-Wohnwagen – gedacht fürs einfache Leben auf dem Lande, mit Etagenbett, kleiner Kochecke und Dusche auf dem benachbarten Bauerngehöft.

Am alten Hafen von Stavoren checken die Gäste im «Hotel De Vrouwe van Stavoren» ein und verschwinden samt Schlüsseln – nicht im Hotel, sondern nebenan. Dort laden vier original Schweizer Weinfässer für die Nacht ein. Wo früher jeweils 15.000 Liter Rebensaft lagerten, legt man sich heute zur Ruhe. Die Weinfässer sind so groß, dass sie neben dem Bett auch Wohnzimmer mit Fernseher, Radio, Telefon und Dusche mit Toilette beinhalten. Noch viel ausgefallener geht’s zu in der Regierungshauptstadt Den Haag: Dort hat der Architekt Denis Oudendijk zwei ehemalige Hochsee-Rettungskapseln zu einem Mini-Hotel umgewandelt. James Bond lässt grüßen: In «Der Spion, der mich liebte» verbrachten Bondgirl Barbara Bach und Roger Moore heiße Stunden in einer solchen Kapsel, die mit dem Durchmesser von nur 4,25 Meter wie geschaffen ist für lauschige Kuschelnächte.

Was aber wäre schon Holland, ohne verschlummerte Traumnächte in einer Windmühle? Am Dorfrand von Bergharen in der Nähe von Nijmegen reckt eine Getreidemühle ihre weiten Flügel über den Wald. Längst ist der steinerne Riese in Rente und hat nun als geräumiges Feriendomizil für bis zu zwölf Personen eine neue Zukunft. Von Bergharen aus erkunden die Gäste im «Land van Maas en Waal» per Fahrrad die stille Landschaft der Provinz Gelderland oder unternehmen Ausflüge ins quirlige Nijmegen.

Und wer ins «Grandhotel De Kromme Raake» im Dörfchen Eenrum in der Nähe von Groningen geht, der reibt sich verwundert die Augen: An der Rezeption hängen nur die Schlüssel von Zimmer Nr. 1. Das «Grandhotel» hat nämlich nur ein einziges Zimmer und ist damit das kleinste Grandhotel auf der Welt.

Weitere Infos

Niederländisches Büro für Tourismus (NBT)
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Telefon: 0221 – 9 25 71 71-0
Fax: 0221 – 92 57 17-37
Internet: www.niederlande.de
E-mail: info@niederlande.de

Toerisme Limburg
Willikensmolenstraat 140, B-3500 Hasselt
Telefon: 0032 – 11 – 23 74 50
Fax: 0032 – 11 – 23 74 66
Internet: www.toerismelimburg.be
E-Mail: info@toerismelimburg.be

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