Stress am Lenkrad steigert das Unfallrisiko


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Erschreckende Erkenntnis (nicht nur) der Experten: Die pure Aggression, die Wut am Lenkrad, nimmt auf deutschen Straßen deutlich zu. Und was kann man dagegen tun? Verkehrsüberwacher, Psychologen und sogar die Automobilindustrie (etwa Mercedes mit seinem Sicherheitskonzept „Mensch und Auto – Kein Stress am Steuer“) versuchen gegenzusteuern. Zu deutlich steigert Stress am Steuer das Unfallrisiko. Studien legen nahe, dass bei jedem dritten Unfall Stress eine Rolle spielt, oft eine tragende.

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Studien zeigen: An jedem dritten Unfall in Deutschland könnte eine typische Stress-Situation (maßgeblich) beteiligt sein.

„Straßenverkehr ist ein hochkommunikativer Prozess“, meint Verkehrspsychologe Jörg-Michael Sohn. „Wenn Sie im Supermarkt mit dem Einkaufswagen jemanden in die Hacken fahren, entschuldigen Sie sich ganz selbstverständlich.“ Abgekapselt im Auto ist das allerdings nicht so einfach – wir können schlicht nicht miteinander reden. Oft werden Zeichen falsch interpretiert, die anderen Fahrer falsch eingeschätzt.

Experten teilen die Autofahrer/-innen inzwischen in fünf verschiedene Stresstypen ein. „Der vermeintliche Alleskönner“ (32,1 %) – Männer haben die pole position und führen knapp vor den „Verantwortungsbewussten“ (28,6 %), den „Konfrontativen“ (17,0 %), den „Unsicheren“ (14,3 %) sowie den „Überbesorgten“ (7,1 %)

„Jeder Fahrer ist anders, und jeder Fahrer reagiert anders. Menschen gehen unterschiedlich mit dem Stress um“, ermittelte das Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin der Universität Heidelberg bei einer Studie. Die Männer dominieren in den beiden Hauptgefahrengruppen, während Frauen am Steuer länger cool bleiben. Tatsächlich wird unter Männern die Situation immer bedrohlicher. Eine offizielle Statistik gibt es noch nicht, aber die gefühlte Aggressivität auf den Straßen nimmt deutlich zu.

Ein Projekt an der Leuphana-Universität Lübeck darf als wegweisend gelten. „Psychonik“ heißt das Schlüsselwort. Wissenschaftler entwickeln eine neue Fahrzeugelektronik, die auf menschliche Emotionen reagieren kann. In einem ersten Schritt hat man Sensoriken entwickelt, um den emotionalen Zustand des Autofahrers analysieren zu können. Dabei werden beispielsweise Mimik, Gestik und Sprache des Fahrers untersucht. Die Versuche zeigen, dass „Ärger die am häufigsten vorkommende negative Emotion beim Autofahren ist“, verlautet aus dem Institut für Experimentelle Wirtschaftspsychologie. Verbunden ist das meist mit einer riskanten Fahrweise.

Doch auch positive Emotionen wie Freude können das Fahrverhalten negativ beeinflussen, sie führen leicht zu Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Im nächsten Schritt wird nun versucht, ein Assistenzsystem zu entwickeln, das regulativ auf das Fahrverhalten einwirkt, etwa durch ein direktes Feedback an den Fahrer oder eine automatische Abstandskontrolle. Sie soll dem emotionalen Fahrverhalten Rechnung tragen.

Und was hilft „auf die Schnelle“? Verkehrsexperten raten, möglichst ausgeruht und mit Zeitpuffer längere Fahrten anzutreten. Zu einer guten Reisevorbereitung gehört es, wichtige Papiere, wie Pass, Personalausweis und Führerschein griffbereit zu haben. Bei Auslandsreisen die Versicherungsunterlagen nicht vergessen. Autofahrer sollen sich im Vorfeld informieren, welche Vorschriften im jeweiligen Reiseland gelten. Eine vergessene Warnweste oder ein nicht mitgeführter Alkoholtest können Budget (und Nerven) empfindlich belasten. Um mögliche Staukolonnen umfahren zu können, sollte die Reiseroute mit Alternativstrecken geplant werden. Navigationsgeräte sind inzwischen hilfsbereite Reisebegleiter, die eine stressfreie Fahrt ermöglichen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, kann ein Blick in den Autoatlas nicht schaden. Und nicht vergessen: Fahrsicherheitstraining und zunehmende Fahrpraxis verbessern Fahrweise und Stressverhalten.

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