Jubiläum am Rothaarsteig


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Von Brilon durch das Hochsauerland und Siegen-Wittgenstein nach Dillenburg in Hessen führt der 154 Kilometer lange Rothaarsteig. Die Route verläuft zumeist über den Kamm des Rothaargebirges und entlang der Rhein-Weser-Wasserscheide. Der Rothaarsteig wurde 2001 auf der Burgruine Ginsburg bei Hilchenbach im Siegerland offiziell eröffnet.

Die Geschichte

In Rekordzeit von nur vier Jahren wurden sowohl die Streckenführung als auch die Beschilderung buchstäblich auf die Beine gestellt. Thomas Weber, Leiter der Sauerland-Tourismuszentrale, gilt neben dem Natursoziologen Dr. Rainer Brämer vom Deutschen Wanderinstitut als einer der Väter des Fernwanderweges und erinnert sich: „Wir wollten nicht einfach die vorhandenen Wanderwege miteinander verbinden, sondern die Art der Strecke neu angehen.“ Etwa mit einem einprägsamen roten Designlogo, dazu mit exakten Angaben über die Längen einzelner Teilstrecken an allen Wegweisern. Weber: „Und mit den typischen Rothaarsteig-Rastliegen, die von der Schmallenberger Architektin Ulrike Merten entwickelt wurden.“ Die Planer um Brämer und Weber konnten Städte und Gemeinden, Landwirte, Waldbesitzer, ja sogar Jäger und Förster für das Projekt begeistern, wurden doch mit dem neuen Weg die Wanderer durch die Sauer- und Siegerländer Waldungen gelenkt.

Die Sinne
Der Rothaarsteig trägt den Beinamen »Weg der Sinne«. Wanderer sollen sich unterwegs einlassen auf die Geräusche des Waldes, die Düfte grüner Wiesen, die Natur sehen, Holz ertasten, die Speisen und Getränke der Region genießen.

Die Höhepunkte
Die urzeitliche Felsformation Bruchhauser Steine, der Langenberg mit 843 Meter höchster Berg von Nordrhein-Westfalen, und der bekannteste Gipfel Kahler Asten (841 Meter), die Quellen von Ruhr, Lenne, Eder, Sieg und Lahn liegen am Rothaarsteig. Zwischen Schmallenberg und Winterberg – der historischen Sprach-, Kultur- und Religionsgrenze Sauerland/Siegen-Wittgenstein – verläuft der Steig bei Schanze einige Kilometer über den Waldskulpturenweg. Dort beeindrucken die Kunstwerke »Kein leichtes Spiel« sowie »Stein-Zeit-Mensch« mit einem 150 Tonnen schweren Felsbrocken. Wenige 100 Meter weiter führt die Route über die schwankende Hängebrücke, 15 Meter über dem Talgrund. Keine Bange: Für ängstliche Wanderer gibt es dort eine Ausweichstrecke.

Die Wanderwege
In acht Tagesetappen mit Streckenlängen zwischen 14 und 23 Kilometern erleben Wanderer den gesamten Rothaarsteig zwischen Brilon und Dillenburg. Oder in umgekehrter Richtung, da die Beschilderung beide Möglichkeiten aufweist. Brilon und Dillenburg sind mit der Bahn erreichbar.

Die Unterkünfte
Über 90 Hotels, Gasthöfe, Bauernhofpensionen und einfache Herbergen bilden das Netzwerk der Rothaarsteig-Gastgeber. Als Qualitätsbetriebe bieten sie etwa den Transfer zur Wanderstrecke, Gepäcktransfer, halten Räume zum Trocknen von Schuhen und Bekleidung bereit. Die Entfernungen zu den jeweiligen Gastgebern sind auf der Beschilderung der Route verzeichnet.

Die Pandemie
Corona hat das Bild der Wanderer am Rothaarsteig stark beeinflusst, so Katharina Schwake-Drucks vom Rothaarsteigverein: „Viele Wanderneulinge kamen zum Rothaarsteig.“ Schwake-Drucks macht das fest an den Zugriffen auf die Website des Steiges: 67 Prozent mehr in 2020 als im Jahr zuvor. 41.000 Interessierte schauten sich dabei den genauen Verlauf des Weges an, 34 Prozent mehr als 2019. Familien mit Kindern, junge Leute, Freundinnen waren auf der Route unterwegs. „Das beginnt im Alter von Mitte 20 und endet bei 65+.“ Sie alle suchten die Auszeit vom Lockdown und konzentrierten sich zum Kummer der Touristiker im Hinblick auf die AHA-Regeln oft an wenigen Punkten: Kahler Asten, Kyrilltor bei Schanze, Naturschutzgebiet Hochheide und an der Aussichtsplattform »Nase im Wind« bei Wilnsdorf. Für Ruhesuchende hat Tourismusexperte Weber den Tipp parat: „Wenn es Ihnen möglich ist, wandern Sie dienstags, mittwochs oder donnerstags.“

Die Rundwege
13 Rundwege, die »Rothaarsteigspuren«, sind an den Hauptweg angedockt. Die Wege sind ebenfalls gut ausgeschildert, zwischen 6,9 und 23,5 Kilometer lang – von der kurzen Sonntagnachmittagstour (Kahle Pön in Düdinghausen) bis zur anspruchsvollen Tageswanderung (Romantischer Hickengrund in Burbach). Katharina Schwake-Drucks erläutert: „Mit den Rundwegen sprechen wir Wanderer an, die einfach mal in der Natur zur Ruhe kommen wollen“. Bei der Wahl des passenden Rundweges sollten nicht nur dessen Länge sondern auch die Höhenmeter beachtet werden.
www.rothaarsteig.de/spuren

Die Nachfolger
Der Rothaarsteig war Vorbild für weitere Fernwanderwege in Deutschland. Unter dem Begriff Top Trails sind heute zwölf Routen verzeichnet, vom 223 Kilometer langen Heidewanderweg (Hamburg-Celle), fast ohne Höhenmeter, bis zum Goldsteig im Bayerischen Wald und Tschechien. Diese Route ist mit 38 Tagesetappen, 660 Kilometer Länge und 16.500 Höhenmeter besonders anspruchsvoll. So sind auf einer der Tagesetappen acht Tausender-Gipfel zu überwinden.
www.top-trails-of-germany.de

Informationen
Rothaarsteigverein
Johannes-Hummel-Weg 2
57392 Schmallenberg

Tel. 0 29 74 – 4 99 41 63
www.rothaarsteig.de
www.sauerland.com
info@rothaarsteig.de

Fotos Bernd F. Meier

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